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Mafia Princess

Mafia Princess

Titel: Mafia Princess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Merico
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spezielle Schütze verfehlte sein Ziel praktisch nie. Am selben Tag erschoss er auf offener Straße zwei weitere Mitglieder des Libri-Clans, die für Santo Nicolas Tod und den Tod meines Vetters Francesco Alati verantwortlich waren.
    Nachdem nun bereits siebenhundert Beteiligte und Unschuldige tot waren, eskalierte die brutale Vendetta noch mehr. Weshalb ich dabei half, Militärwaffen in die Geheimfächer des Citroën der Familie, eines speziell angefertigten Wagens, zu packen.
    Dad hatte uns befohlen, die Waffen von Mailand auf das Schlachtfeld im Süden zu transportieren; und so brausten wir buchstäblich auf einem Feuerstuhl nach Kalabrien.
    Onkel Domenico führte eine Pizzeria – die für das altmodische Kalabrien ganz schön abgefahren war, nämlich mit einer Disco-Bar –, und er führte unseren Krieg. Er war Experte im Umgang mit Waffen, er liebte sie. Er hatte meinen Vater um Hilfe gebeten, weil der Feind unsere wichtigsten Männer tötete, also ging Dad zu Theodor Cranendonk, bekam die Waffen, und Bruno und ich erhielten den Befehl, sie in den Süden zu bringen.
    Die Fahrtzeit in den Süden betrug gut zehn Stunden. Ich saß als Ablenkung in einem engen Kleid mit im Auto, beinahe schon auf Brunos Schoß, weil die Waffen so viel Platz im Wagen beanspruchten. Im Morgengrauen hielten wir bei einem Café der Firmenkette Motta. Wir hielten Ausschau nach einem Parkplatz, als Bruno sagte: »Jetzt sieh dir das an!«
    In der Nähe der Tankstelle standen fünf Autos der Carabinieri. Das sind die wirklich wichtigen Jungs – wenn diese Polizeitruppe eingeschaltet wird, sind das schlechte Nachrichten. Was sollten wir tun? Weiterfahren? Nein, das würde die Aufmerksamkeit auf uns lenken. Stattdessen parkten wir direkt neben ihnen und gingen ins Café. Die Carabinieri waren am anderen Ende des Lokals. Die meisten Leute halten sich üblicherweise fern von ihnen, indem wir das auch taten, machten wir uns nicht verdächtig.
    Wir tranken Kaffee, und aßen Brioche. Als wir fertig waren, gingen die Carabinieri raus. Sie stellten sich direkt neben unseren Citroën, der schon ein paar Jahre alt war und wie ein Auto aussah, das sich junge Leute wie wir gerade leisten konnten.
    Abgesehen von den versteckten Bazookas, den Maschinengewehren und all dem anderen Zeug.
    Die Männer standen am Auto, rauchten und unterhielten sich, als wir dazukamen. Keiner sprach uns an. Keiner lächelte. Wir stiegen ein, wir waren ja so cool, und fuhren davon wie Bonnie und Clyde. Am Abend waren wir in der Pizzeria.
    »Marisa, Marisa!«
    Onkel Domenico umarmte mich und gab Bruno einen Klaps auf die Schulter. Er roch nach Zigarren und Knoblauch, seine Zähne waren schwarz wie eh und je.
    »Ich bin stolz auf dich, und du solltest auch stolz auf dich sein«, sagte er zu mir. »Es bleibt in der Familie, denn du tust es für die Familie.«
    Der Feind hatte wichtige Ziele getroffen, und es sah ziemlich übel aus. Seit vielen Monaten waren Freunde und Verwandte getötet worden. Wenn alles in der Familie blieb, keine Außenstehenden eingeschaltet wurden, konnte nichts zurückkommen, was meinen Onkel bedrohen würde: Onkel Domenico glaubte inbrünstig daran, dass das Blut ihn nicht betrog.
    Jetzt hatte er seine neuen Waffen. Nach dem Abendessen wollte er feiern. Er sagte zu Bruno: »Willst du mit in die Berge ein wenig schießen?«
    Natürlich war Bruno, der große Kindskopf, begeistert: »Ja, klar, aber klar.«
    Um Mitternacht fuhren sie los. Ich nehme an, Bruno hätte gar nicht ablehnen können, das muss wohl das Testosteron sein, aber ich dachte: »So ein blöder Mistkerl.« Auf der Fahrt hierher hatten wir so viel riskiert. Wir waren auf Nummer sicher gegangen, und jetzt fuhr der Idiot mitten in der Nacht raus und könnte entweder getötet oder festgenommen werden. Ich regte mich so auf, dass ich in Tränen ausbrach. In den Himmel ballern, damit wollten sie Kameradschaft ausdrücken. Männer! Und Bruno? Blöd, so blöd. Aber ich liebte ihn, und deshalb weinte ich. Männer, Waffen und Liebe … ich wollte ihn nicht verlieren. Möglicherweise war ich zu jung, um alles, was passierte, in seiner Komplexität zu verstehen, aber mir war klar, dass Bruno sofort erschossen würde, wenn die Gegenseite rauskriegte, wer er war. Mir war außerdem bewusst, dass man mich als die Tochter meines Vaters ebenfalls töten würde; lange fackeln würde da keiner. Deshalb blieben wir auch nur ein paar Tage, bis Onkel Domenico seine Vorbereitungen getroffen hatte, und dann

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