Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mafia Princess

Mafia Princess

Titel: Mafia Princess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Merico
Vom Netzwerk:
kaufen, und da bin ich echt sauer geworden. Ich dachte nur noch: »Halt den Mund! Wieso musst du das denn rechtfertigen?»
    »Sei einfach nett zu ihr«, meinte Dad.
    »Nett! Aber die ist furchtbar.«
    Ich duldete sie, aber ich war so störrisch, dass Dad in schöner Regelmäßigkeit fuchsteufelswild wurde. Und dann sagte Großmutter zu mir: »Wenn du ein bisschen netter zu deinem Vater wärst, bekämst du jede Menge Sachen von ihm.«
    Ich wurde älter, und auch anspruchsvoller bei meiner Kleidung – und auch sonst in dem, was mir gefiel. Ich hatte eine Sonnenbrille von Cartier. Ich kaufte mir selber eine abgesteppte Chanel-Tasche für tausendzweihundert Pfund. Diese Sachen musste ich einfach haben. Es waren kleine Ablenkungen, denn ein weiterer Bandenkrieg wartete auf uns – diesmal aber vor unserer Haustür, in den Straßen Mailands.
    Als kleines Kind, als ich auf der Piazza Prealpi spielte, trafen wir dort mit Kindern zusammen, die Pellegrino hießen. Tante Angela und ich und ein paar andere spielten mit ihnen. Der älteste Junge mochte meine Tante Angela, und dessen Bruder mochte mich. Jeder kannte jeden.
    Die Pellegrinos wurden älter und hatten Erfolg. Sie waren durchaus wohlhabend, aber Geld bringt einem keinen Respekt ein. Sie machten gemeinsame Sache mit einem Gangster namens Victorio und fingen einen Krieg mit einer Gruppe von Zigeunern an, die nicht weit von uns auf der Via Aurelio Bianchi ansässig waren, einer üblen Gegend. Die Zigeuner hatten eine Menge Respekt vor meiner Familie. Es gab auch Banden von Slawen in der Gegend, und alle versuchten, sich in unsere Familiengeschäfte zu drängen. Aber es war Victorio, der alles ins Rollen brachte.
    Mitten in der ganzen Sache wurde ein Zigeuner namens Muto getötet. Wer dafür verantwortlich war und warum es geschah, das erfuhren wir nie. Er war ziemlich laut und durchgeknallt, und er wurde gefoltert, ein paarmal überfuhren sie ihn mit dem Wagen, und dann zündeten sie ihn an. Sein Bruder wollte Rache, aber er wurde erschossen, und das reinste Chaos brach aus.
    Die Pellegrinos wollten sich bei uns nicht einmischen, und wir uns nicht bei ihnen, doch dieser Victorio entwickelte einen ziemlichen Ehrgeiz. Er dachte eben, er könne der »tolle Typ« werden, wie einer von diesen kleinen Emporkömmlingen, die man in den Filmen sieht. Die Idee, man könnte aus dem Nichts auftauchen und sich Respekt verschaffen, war ein reines Hirngespinst. Wir waren ihm im Weg, und er setzte ein Kopfgeld auf Dad aus.
    Es war nicht das erste Mal, und Dad machte Witze über den Schnäppchenpreis von einhunderttausend Pfund, der für seine Ermordung ausgesetzt war: »Bin ich so wenig wert? Ich würde ihm das Doppelte geben, bloß damit er verschwindet.«
    Ich fand das nicht komisch.
    Der Krieg kehrte nach Mailand zurück.
    Bis zu meinem einundzwanzigsten Geburtstag waren es nur noch ein paar Wochen. Ich war schwanger. Ich würde heiraten.
    Und die Gangster von der anderen Seite wollten uns töten.

12 In guten wie in schlechten Tagen
    »Der Teufel kann sich auf die Schrift berufen.«
    William Shakespeare, Der Kaufmann von Venedig
    Ja, es war tatsächlich wie die Hochzeit im Film Der Pate . Da war Tradition, und da waren Männer im Smoking. Es wurde getanzt, es gab Trinksprüche zum Champagner, es gab Handküsse, es wurden Versprechen gegeben, der Familie gehuldigt. Sogar eine Killertruppe tauchte auf. Ich hätte an meinem Hochzeitstag getötet werden können.
    Ich war so verliebt in Bruno. Es gab auch Streit zwischen uns, aber im Grunde war er nett zu mir. Und ganz bestimmt hätte er sich nicht getraut, mit anderen Frauen herumzumachen, sonst hätte er von Dad schon was zu hören gekriegt. Als wir heirateten, war ich im vierten Monat schwanger, aber es war kaum etwas zu sehen. Ich wäre durchgekommen mit einem wunderschönen weißen Hochzeitskleid in der Kirche, aber ich wollte keinem was vormachen. Ich trug ein teures Kleid aus extra verstärkter Seide und Spitze. Es war prachtvoll, die beigefarbene Spitze über einem hellbraunen Kleid zur Zeremonie auf dem Standesamt am 8. April 1991. Mum war da, und Großvater Rosario spielte den Brautvater.
    Dad dagegen nicht; wegen des Preisgelds auf seinen Kopf und weil die Polizei ihn auf Grundlage eines schon angestaubten Haftbefehls suchte. Auch Großmutter fehlte. Ein Cousin, Francesco, war im Februar, als ich meinen einundzwanzigsten Geburtstag feierte, an einer Überdosis Heroin gestorben, und das stürzte Großmutter in noch größere

Weitere Kostenlose Bücher