Mafia Princess
anderem über Nassau auf den Bahamas, ehe sie Cleveleys an der Küste von Lancashire erreichte. Damit wollte ich gar nicht besonders clever oder hinterlistig sein; so funktionierten Auslandsüberweisungen im Jahr 1992. Bis das Geld hier war, dauerte es zwei Wochen, und zu dem Zeitpunkt hatte ich England bereits verlassen.
Mum und ich hatten den 2. September am Strand verbracht, hatten Lara schlafen gelegt und waren dann früh zu Bett gegangen. Da rief gegen zwei Uhr morgens Brunos Mutter an und erzählte, er sei verhaftet worden. Ein junger Mann in Spanien hatte Kontakt mit ihr aufgenommen und berichtet, Bruno sei von einem Polizeitrupp in Malaga geschnappt worden.
Erst mein Vater und nun auch noch Bruno! Am 11. September war sein fünfundzwanzigster und Laras erster Geburtstag. Bruno hätte nach England kommen sollen; wir hatten vor, bei Mum beide Geburtstage zu feiern. Stattdessen befand ich mich mit Lara auf dem Flug von Manchester nach Madrid, wohin sie Bruno gebracht hatten. Ich trug ein langes, schwarzweiß geblümtes Kleid, und Lara hielt ich auf der Hüfte. Es war kochend heiß, und das Gefängnis war abscheulich, eines der schlimmsten, in dem ich je gewesen bin. Im Besucherraum sah ich ihn nicht einmal. Wir mussten durch eine Sperre sprechen. Wir durften uns nicht berühren, konnten nur die Stimme des anderen hören. Lara saß bei mir, und ich brach in Tränen aus.
Bruno flüsterte: »Reg dich nicht auf. Bitte!«
Mich lange aufzuregen konnte ich mir auch gar nicht leisten. Ständig pendelte ich während der nächsten acht Monate zwischen den Gefängnissen hin und her, um Bruno und Dad zu besuchen. Ich hielt alles zusammen, von Mailand bis Blackpool, denn Großmutter hatte ihre eigenen Probleme, musste sich bedeckt halten bei ihren Unternehmungen und verließ das Haus kaum noch.
Ich wollte das Geld vom »Treuhand«-Konto nicht auf der National Westminster Bank lassen. Meine Mutter hatte Kontovollmacht, also bat ich sie, das Geld abzuheben. Sie fuhr mit ihrem gebrauchten Motorrad hin, einer Honda Spree von 1986, die vorne einen von diesen altmodischen Körben wie bei einem Fahrrad hatte und hinten reichlich Qualm aushustete. Die Maschine war ständig in der Reparatur. Mum ging in die Bank, hob das Geld ab, steckte es in den Korb und brachte es nach Hause.
Auf dem Speicher hatten wir eine massive Metallbox mit Schloss gefunden, wir packten das Geld hinein, und ich gab ein paar Leuten meines Vertrauens eintausend Pfund, die es bei sich zu Hause aufbewahren würden. Weitere zehntausend Pfund investierte ich in eine Autowerkstatt, die von einem Mann namens James geführt wurde, dem Ehemann meiner Freundin Naima. Damit wollte ich den beiden helfen, aber auch als stille Teilhaberin ein legales Geschäft tätigen und ein gesichertes Einkommen vorweisen. Weitere zehntausend Pfund legte ich bei der Bausparkasse Bradford & Bingley an.
Im November 1992 fing ich an, mich nach einem Haus umzusehen, und einen Monat später war ich Eigentümerin von Sheringham Way 7 in Poulton-le-Fylde, Lancashire, das mich 89.950 Pfund gekostet hatte. Ich bezahlte in bar. Jetzt hatte ich einen Rückzugsort für Lara und mich, sollten wir flüchten müssen. Diese Adresse werde ich nie vergessen, aber ich zog nicht ein, denn mein Lebensmittelpunkt war immer noch Mailand.
Jedes Wochenende, immer am Freitagabend, flog ich nach Madrid, und am Samstag besuchte ich Bruno. Noch am selben Abend flog ich nach Lissabon und besuchte Dad am Sonntag, dann flog ich wieder nach Mailand zurück. Einmal im Monat gestattete man mir und Bruno einige Stunden in einem Besuchsraum für Ehepaare. Er brachte Laken und Decke aus seiner Zelle mit, und sie schlossen uns für zwei Stunden in einen Raum mit Toilettenbereich ein. Mir tat Bruno leid, er war der Vater meines Kindes, er bedeutete mir immer noch viel, und deshalb schloss ich die Augen und stellte mir vor, wir wären an einem Strand anstatt in der Gefängniszelle. Die Theorie lautete, dass diese Besuche der Ehefrau für die Männer Anreiz war, sich in der Haft gut zu benehmen. Die meisten taten das nicht. Wir waren in Madrid, und im Gefängnis gab es viele Kolumbianer, die hatten hier das Sagen.
Bruno wollte Geld und Drogen. Vor jedem Besuch unterzogen sie mich einer Leibesvisitation; sie schauten in meinen BH, und ich musste das Höschen ausziehen, aber sie untersuchten mich weder vaginal noch rektal. Also steckte ich das Hasch für Bruno in ein Kondom und dieses wiederum in einen Tampon. Den schob
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