Mafia Princess
sehen.
Aber ich dachte nur: »Wisst ihr was? Das ist einfach zu viel für mich. Ich bleibe nicht. Was, wenn sie kommen und uns alle verhaften?«
Valerias Mutter sprach weder Englisch noch Italienisch. Sie hatte einen slowakischen Pass, und Giselle war auf dem ihrer Mutter eingetragen. Ich dachte: »Mein Gott, wie kriege ich nur dieses Baby aus dem Land?«
Wir hatten einen Anwalt in Malaga, der sich gut mit Dad verstand, und um Mitternacht bezahlte ich den Taxifahrer, damit er uns nach Spanien fuhr. Auf der Fahrt fasste ich einen Plan. An der Grenze würde Giselle Lara sein müssen, damit sie mit meinem Pass durchkäme. Wir rollten in einem alten Mercedes und seinem keuchenden Dieselmotor bis vor die Grenzbeamten und reichten die beiden Pässe herüber. Giselle schlief.
Der Mann vom Zoll fragte: »Baby? Lara?«
»Ja, ja.«
Um sechs Uhr früh erreichten wir Malaga. Wenige Stunden später war der Anwalt auf den Fall angesetzt, Giselle und ihre Großmutter schliefen in einem Hotel, und ich hängte mich ans Telefon, um weitere Vorkehrungen zu treffen. Valeria reagierte schnell, als ich sie anrief. Sie war in Bratislava, aber durch unsere Kontaktleute schafften wir es, Giselle ihren eigenen Pass zu besorgen. Innerhalb einer Woche konnte ich Valerias Mutter und die kleine Giselle in ein Flugzeug mit Ziel Slowakei setzen.
Dad rechnete mit einer Flucht in die Freiheit. Man hatte ihn in ein Hochsicherheitsgefängnis zwischen Lissabon und Oporto gebracht, und Bruno war in der Gegend auf Erkundungstour gewesen. Während ich mich um Giselle und ihre Großmutter kümmerte, plante Bruno Dads Flucht aus dem Gefängnis. Es sollte ganz simpel sein – unter Gewehrfeuer wollten sie rein und meinen Vater über eine aus einem Hubschrauber herabgelassene Strickleiter rausholen. Er und Dad bezahlten eine Million Dollar an Theodor Cranendonk für einen Militärhubschrauber und eine Söldnertruppe, die zur Ablenkung in der Gegend herumschießen sollte. Es war alles vorbereitet, aber die Wachen fanden die Sache heraus, und es kam nicht zu der geplanten Hubschrauberflucht. Dad blieb im Gefängnis.
Ich war zweiundzwanzig Jahre alt und hatte eine kleine Tochter. Ich hatte außerdem eine kleine Schwester, für die ich mich verantwortlich fühlte. Und Dad. Und Bruno. Und Mum in England.
Druck von Seiten der Polizei und der Politik lastete auf uns.
Es gab ein internationales Unternehmen, das geleitet werden musste.
Und ich hatte es mit Männern zu tun, die nicht lange fackeln, sondern mich liebend gern erschießen würden.
13 Die Signora Marisa
Tutto è permesso in guerra ed in amore. [Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt.]
Italienisches Sprichwort
Ich hätte mir keine Sorgen machen müssen. Wie jeder gute Manager hatte Dad ein funktionierendes System geschaffen. Er konnte das Unternehmen von überall her leiten, ob von einem abscheulichen portugiesischen Gefängnis aus oder von einem Paradies der Gesetzlosen wie Mozambique. Geschäfte wurden nach wie vor abgeschlossen, und es gab Ware und Geld, um die ich mich kümmern musste.
Doch mir drehte sich der Kopf. Meine erste Sorge galt Lara. Ich besuchte meine Mutter, meinen kleinen Fluchtpunkt. So willkommen war mir Blackpool noch nie erschienen.
Bruno reiste nach Südspanien, um letzte Unklarheiten zu beseitigen und die Geschäfte abzusichern. Sollten Konkurrenten glauben, wir seien verwundbar, käme es zu einer alles andere als freundlichen Übernahme. Sie waren ständig im Hintergrund und warteten ab.
Ein Jahr zuvor hatte ich auf der Midland Bank Trust Corporation auf der Isle of Man ein Konto in Höhe von zehntausend Dollar eröffnet, um schlechte Tage in Blackpool zu überbrücken. Dann war da das ganze Geld in der Schweiz. Das hatte Dad auf verschiedenen Konten bei Coutts in Genf eingerichtet und seinen »Treuhandfonds« für die Kinder genannt. Auf diesen Konten fanden etliche Bewegungen statt. Ich hatte in einer Vielzahl von Währungen gut 1,6 Millionen Pfund eingezahlt. Doch Dad hatte sich an den Konten bedient, sodass noch knapp 400.000 US-Dollar übrig waren. Ich musste schnell handeln, ansonsten würde das Geld nach Dads Verhaftung womöglich von der Polizei beschlagnahmt. Mit Mum zusammen eröffnete ich ein Konto bei der National Westminster Bank in Cleveleys. Ein Geschäftsmann vor Ort, ein Freund aus Teenagertagen, stellte mir eine Referenz aus, ohne zu wissen, um was es ging. Die Überweisung von 385.211 US-Dollar und 54 Cent ging um die ganze Welt, unter
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