Mafia Princess
zu ihm zu bringen.
Lara war einen Monat alt, als wir nach Malaga flogen. Bruno traf eine Menge Vorsichtsmaßnahmen, und wir nahmen den langen Weg zu Dad, der damals in Porto Santa Maria zwischen Cádiz und Jerez wohnte. Als wir ankamen, stellte ich fest, dass Valeria schwanger war und ich noch eine kleine Schwester bekommen würde!
Lara hielt mich ganz schön auf Trab, und Bruno war keine große Hilfe. Dad schickte ihn geschäftlich oft weg, und ich musste sehen, wie ich allein klarkam. Ich konnte nicht schlafen, hatte eine ganze Weile schon nicht mehr richtig geschlafen und verblödete allmählich. Dad begriff, wie sehr ich durch den Wind war. Er trug einen von seinen eleganten Anzügen, und er nahm Lara hoch, wickelte sie in eine Decke und legte sie sich über die Schulter. Er wiegte sie hin und her, und sie beruhigte sich. Dann hängte er sich ans Telefon und erklärte mir: »Ich besorge ein Kindermädchen. Du sollst dich ausruhen. Ich hole eine Kinderfrau, die hier einzieht.«
Es folgten zwei Wochen himmlischer Ruhe für mich, als die Kinderfrau da war und auch Valeria mir so lieb half. Durch Dad lernte ich chinesisches Essen kennen. So richtig chinesisch gegessen hatte ich bisher nicht, denn Mum konnte sich das nicht mal vom Imbiss leisten. Mir gefiel, dass Dad offenbar alles für mich in Ordnung bringen konnte und es schaffte, dass ich mich sicher und glücklich fühlte.
Da Valeria schwanger war, suchte Dad ein sicheres Nest für die Familie. Er hatte vor, sich in Mozambique anzusiedeln, da es zwischen diesem Staat und den meisten europäischen Ländern keinen Auslieferungsvertrag gab. Er wollte die Kontrolle über alles behalten und von dort sein Imperium leiten. Es war eine Art Land der Gesetzlosen und, da viele Italiener in Mozambique lebten, so etwas wie ein zweites Rom außerhalb von Rom. Die Geschäfte florierten. Kuriere brachten Drogen von Deutschland, Frankreich und Spanien ins Land, und dazu noch Milliarden von Ecstasy-Tabletten aus Holland. Die Leute in Mozambique importierten und exportierten die jeweils beste zur Verfügung stehende Qualität an Heroin, Kokain und Marihuana. In Zusammenarbeit mit einer Bande aus London – die oft Ratenzahlungen in Höhe von einer Million Pfund leistete – lieferte Dad einen gewaltigen Prozentsatz der in Großbritannien umgesetzten Menge Haschisch.
Es gab viel Organisatorisches zu erledigen, ehe Dad nach Mozambique übersiedeln konnte. Fürs Erste blieb er in seiner Villa in Albufeira, Portugal. Zwischen Oktober 1991 und Juli 1992 mischte er sich mit falschem Pass unter den Jetset an der Algarve. Aber auch in ganz Spanien und Portugal, in Italien, in der Slowakei und natürlich bei den üblichen Geldgeschäften in der Schweiz. Dorthin fuhren wir auch zu Neujahr. Laras erstes Weihnachtsfest verbrachten wir mit Brunos Eltern in Mailand, dann fuhren wir hoch in die Alpen, um den Silvesterabend 1991 zu feiern.
Durch die Erlöse aus den Waffengeschäften war Valeria an ein Luxusleben gewöhnt. Sie fuhr Ski, kannte sich in den mondänen Ferienorten und Yachtclubs aus und bewegte sich routiniert in der Gesellschaft. Sie hatte einen stark entwickelten Appetit auf das Leben in der High Society. Dad hatte sie davon überzeugt, dass der einzige Ort, an dem man anständig Silvester feiern konnte, Badrutt’s Palace Hotel in Sankt Moritz war.
Bruno war in diesen Dingen nicht so versiert. Wir landeten versehentlich in Saint Maurice in Frankreich, irrten drei Stunden lang herum, und nur dank des Allradantriebs unseres Lancia Integrale konnten wir uns durch den dichten Schnee vorankämpfen. Schließlich betraten wir spätabends die imposante Lobby von Badrutt’s Palace. Das Hotel war herrlich, wie ein Palast am Hang eines Berges. Valeria hatte mit falschen Papieren Zimmer gebucht. Auf meinem englischen Pass stand nun Marisa Merico. Dad war Giovanni Roberti. Di Giovines gab es auf dieser Party keine.
Am Silvesterabend kümmerte sich ein Kindermädchen um Lara – das Hotel hatte eine Liste »anerkannter« Kinderfrauen –, und Bruno und ich stolzierten wie aus dem Ei gepellt herum. Wir hatten gut zu Abend gegessen, und es gab eine große Gesellschaft für die Hotelgäste. Die schwangere Valeria wollte ruhen und hatte sich zurückgezogen.
Einer der Gäste, die dort den Silvesterabend feierten, war Adnan Khashoggi, der schon seit über zehn Jahren der reichste Mann der Welt war. An diesem Silvesterabend war er ein glücklicher Multimilliardär; denn von einem
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