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Mafia Princess

Mafia Princess

Titel: Mafia Princess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Merico
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herausfinden, wer für den Tod des Jungen verantwortlich war, denn derjenige oder diejenigen würden nun ihrerseits sterben. Drei Tage später »waren die Mörder nicht mehr unter uns«.
    Diese Geschichte ist ein perfekter Abriss eines Lebens, das auch ich gelebt hatte, aus dem ich mich aber im Lauf der Zeit und dank der Umstände hatte rausholen können. Ritas Brüder waren wie kleine Gottheiten, während sie und ihre Schwestern nur als Sexmaschinen angesehen wurden, die die Hausarbeit zu verrichten hatten. Sie erzählte Folgendes: Wenn mein Vater zu Großmutter ging und sagte: »Ich brauche eine Million Lire«, dann bekam er das Geld sofort, aber ihr kaufte Großmutter noch nicht einmal ein neues Paar Schuhe, wenn sie auch noch so sehr bettelte. So war eben die Mentalität, erklärte sie, die von Generation zu Generation überliefert wurde.
    Tante Rita sprach in die Aufnahmegeräte der Behörden, einige Verwandte planten ihre Ermordung, während ich zu Hause in Englands Nordwesten war.
    An dem Abend, als ich Lara in Nizza zugesehen hatte, wie sie friedlich schlief, wurde mir meine Verantwortung für dieses kleine Wesen voll und ganz bewusst. Was sollte sie ohne mich anfangen? Es war das Sicherste, dass sie und ich nach Blackpool zurückkehrten. Natürlich musste ich meine Loyalität gegenüber Dad und Bruno abwägen, aber dabei musste ich, wie jede Mutter unschwer verstehen wird, nicht lange überlegen.
    Ich kehrte nicht in mein altes Leben zurück; ich begann ein neues Leben als alleinerziehende Mutter. In Italien wurde der langsame Arm des Gesetzes in Kraft gesetzt, die Beweislage war erdrückend. Die Staatsanwaltschaft baute ihren Fall minutiös auf den vielen, vielen Seiten von Geständnissen auf, einem regelrechten Mafia-Manifest.
    Anfang der 90er-Jahre gab es einen Börsenkrach in England. Fast alle waren pleite. Ich hatte das sichere Polster des versteckten Geldes, trotzdem war ich vorsichtig. Ich ging vernünftig damit um, da ich gesehen hatte, wie schnell es sich in nichts auflösen kann. Ich lebte ruhig und bodenständig, denn ich musste nicht hin und her reisen. Mein ganzes Leben lag noch vor mir. Ich hatte mein Haus. Lara war inzwischen kein Baby mehr und entwickelte sich zu einer richtigen Persönlichkeit. Es war eine Zeit, die nur Mutter und Tochter gehörte.
    Einmal in der Woche meldeten Bruno und Dad jeweils ein R-Gespräch bei mir an, und das war mein größter Kostenfaktor – die Telefonrechnung in Höhe von etwa fünfhundert Pfund. Ansonsten führte ich kein Luxusleben. Ich machte meine Einkäufe, Mum und ich kümmerten uns um Lara. Mum arbeitete immer noch im Hotel Imperial.
    James, der Freund, in dessen Autowerkstatt ich Geld investiert hatte, half mir, mein Auto aus Italien rüberzubringen. Ich hatte dort noch immer viele Sachen. Ein paar Wagen waren beschlagnahmt worden, aber in Mailand stand mein Sportwagen Modell Clio. Ich bat Brunos Mutter, so viele Sachen von mir wie möglich hineinzupacken, dann fuhr Brunos Cousin den Wagen auf die französische Seite von Genf. Ich bezahlte James dafür, dass er nach Genf flog, den Wagen abholte und ihn nach England fuhr. Ich gab ihm allerlei Dokumente mit, aber keiner fragte danach; er kam problemlos durch.
    Einen fahrbaren Untersatz hatten wir also. Jeden Tag kümmerte ich mich um meine Angelegenheiten. Ich zahlte Steuern, Kopfsteuer und Vermögenssteuer. Ich wusste nicht, wann ich Dad und Bruno wiedersehen würde oder ob überhaupt jemals. Aber mit solchen Fragen konnte ich mich nicht belasten, denn das Einzige, was zählte, war der Aufbau einer Zukunft für Lara.
    Im März 1994 nahm ich einen Job als Barfrau im Pub The Golden Ball in Poulton-le-Fylde an. Ich arbeitete nur wenige Abende in der Woche, sieben Stunden zu 3,05 Pfund die Stunde; bezahlt wurde ich in bar. Nachdem ich mit Bargeld in Höhe von mehreren Millionen Pfund jongliert hatte, wollte ich ein richtiges Gefühl für Geld bekommen. Und die Arbeit machte mir Spaß. Der Barbesitzer war nett, und die Gäste waren lustig. Ich kam aus dem Haus, und ich hatte ein wenig Bargeld, um Lara mal etwas Schönes zu kaufen.
    Am 1. Juni 1994, ein herrlicher Mittwochmorgen, klopfte es um sieben Uhr früh an der Haustür. Das war der Beginn von dem, was die Polizei großspurig die Operation Matterhorn nannte. Die Leute von der Zoll- und Steuerbehörde kamen, um mich zu verhaften: »Wir haben einen Durchsuchungsbeschluss. Wir belehren Sie jetzt über Ihre Rechte …«
    Aber ich hatte doch Lara! Ich sagte

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