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Mafia Princess

Mafia Princess

Titel: Mafia Princess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Merico
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es ging niemand ans Telefon. Die Beamten in Dover warfen ebenfalls nur einen flüchtigen Blick auf meinen Pass.
    Ich war in England, frei in England. Ich schaute auf die grünen Felder und Bäume, und sie waren ganz verschwommen, weil ich Tränen in den Augen hatte. Ich stieg in einen Zug Richtung Norden und zählte die Minuten, bis wir unser Ziel erreichten. Am Bahnhof nahm ich mir ein Taxi für die Fahrt zu meiner Mutter. Dann klingelte ich an der Tür.
    »Wer ist da?«, rief sie.
    »Der Weihnachtsmann«, antwortete ich.
    Aber das Geschenk sollte ich bekommen. Lara kam zur Tür gelaufen und umarmte mich stürmisch, und das war das Einzige, was ich je gewollt hatte. Ich konnte gar nicht aufhören, sie anzustarren, während sie mir ihre ganzen Lieblingsspielsachen und Lieblingskleider zeigte und von ihren Freundinnen erzählte und was sie gerade in der Schule machten. Am Abend sah ich ihr eine halbe Ewigkeit beim Schlafen zu. Ich bekam nicht genug davon, sie einfach nur anzusehen.
    Am nächsten Tag wurden mir misstrauische Blicke zugeworfen, als ich sie zur Schule brachte. Es hatte in den Zeitungen gestanden, dass man mich in Italien auf freien Fuß gesetzt hatte. Irgendwer meldete Radio Lancashire, dass ich zu Hause war, und die Lokalzeitungen schrieben über mich. Ganze Horden von Journalisten standen auf der Türschwelle, aber ich redete kein Wort mit ihnen.
    Sie druckten trotzdem ihre so genannten »Interviews« ab. Ein Typ schrieb im Sunday Mirror , ich hätte einen schönen Hintern. Ich beschwerte mich nicht über Zitate, die gar nicht von mir stammten. Mir war das alles egal. In der Öffentlichkeit hatte ich kaum ein paar Sätze gesagt, erst später wollte ich reinen Tisch machen und mit diesem Buch die wahre Geschichte erzählen.
    Mit Frank aber redete ich.
    »Live« hatte ich seine Stimme nie gehört, nur auf den Kassetten, die er mir geschickt hatte. Er war jetzt im Gefängnis von Hull und erhielt Erlaubnis, mich im Haus meiner Mutter anzurufen. Es war merkwürdig und peinlich, aber auch wunderbar. Es hatte etwas von Kismet, von Schicksal. Am 1. Juni 1994 war ich verhaftet worden, er am 1. Juni 1990, für den Überfall auf den Juwelier in Blackpool.
    Er wünschte sich, dass ich ihn besuchte, aber da er Häftling der Kategorie A war, würde ich überprüft und durchsucht werden, und eine Besuchserlaubnis würde ich auch nicht so ohne Weiteres bekommen. Ich lebte nicht im Geheimen. Die englischen Behörden wussten, dass ich zurück war. Ich hatte kein Geld, denn mein ganzer Besitz, einschließlich meines Hauses, war beschlagnahmt worden. Ich lebte von staatlicher Unterstützung, hatte eine Sozialwohnung beantragt und bekommen. Ich war erfasst im System. Die Italiener konnten mir noch Ärger machen, in England hatte ich meine Haftstrafe abgesessen. Ich nahm das Risiko auf mich und beantragte eine Besuchserlaubnis und die entsprechende Überprüfung.
    Es war das erste Mal, dass ich Frank sehen sollte, und zwar hinter einer kugelsicheren Scheibe. Er hatte mir erzählt, er müsse wieder vor Gericht, weil er einem Wärter den Kiefer gebrochen hatte. In Leeds lernte ich seine Familie kennen, seinen Bruder John und Debbie, die Frau seines Vaters. Sie begleiteten mich nach Hull ins Gericht. Frank schaute sich im Gerichtssaal um, und unsere Blicke trafen sich. Das erste Mal sahen wir uns in Fleisch und Blut. Er sah müde, aber nett aus, obwohl ich bezweifelte, dass der Wärter, der sich seinen Kiefer hatte operieren lassen müssen, mir zugestimmt hätte. Frank hatte es getan, wurde aber nicht dafür belangt, weil es keine Beweise gab.
    Erst im November erhielt ich die Besuchserlaubnis. Inzwischen saß Frank unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen im Gefängnis von Whitemoor in Cambridgeshire. Als Häftling der Kategorie A war er separiert worden und in einer geschlossenen Abteilung untergebracht, und er hatte einen eigenen Wärter. Als ich ihn nun sah, zitterte er vor lauter Nervosität, und auch ich war nervös. Er wirkte blass, und er hatte etwas abgenommen. Er umarmte und küsste mich. Es war kein richtiger Kuss – wir lernten uns ja gerade erst kennen –, aber ich nahm den Geruch seiner Haut wahr, und dieser Geruch gefiel mir.
    Ich trug ein figurbetontes Strickkleid in Schokoladenbraun. Vor dem Besuch war ich auf der Sonnenbank gewesen. Mein Haar war blond und ging mir fast bis zum Hintern. Ich hatte versucht, das Beste aus meinen Möglichkeiten zu machen.
    Wir redeten und redeten, nicht über irgendetwas

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