Mafia Princess
Wichtiges, sondern einfach nur, weil wir ohne den Umweg über Kassetten miteinander reden konnten. Am Ende des Besuchs küssten wir uns wieder, und so fing es also an. Danach besuchte ich Frank jede Woche. Immer wieder führte er sich wild auf und wurde in andere Gefängnisse verlegt. Besonders regte es ihn auf, wenn junge Beamte hereinkamen und ihm ohne jeden Respekt sagten, was er zu tun hatte; da drehte er jedes Mal durch. Er lernte die Gefängnisse in ganz England kennen, wurde mit Sexualstraftätern in Käfige gesteckt, unter denkbar höchsten Sicherheitsvorkehrungen. Das einzige Gefängnis, in das er nicht kam, war Parkhurst auf der Isle of Wight – aber in der Vergangenheit war er dort auch schon gewesen. Wann und wo es auch Ärger gab, Franks Name tauchte unweigerlich auf. Die Leute im Strafvollzugssystem hassten ihn. Er war beinahe so berüchtigt wie Charlie Bronson.
Wenn er nicht durchdrehte, schrieb er mir oder rief mich an. So machten wir weiter bis zum 15. Oktober 1999, einem Freitagmorgen, als er aus dem Gefängnis von Doncaster entlassen wurde. Er wollte, dass ich ihn um sieben Uhr früh abholte. Ich hatte eine Rose für ihn gekauft, sie aber aus Versehen zu Hause liegen gelassen, deshalb musste ich noch einmal umkehren und war zu spät dran. Als ich zum Gefängnis kam, stand Frank schon draußen in der Kälte, nur in einem weißen T-Shirt und Hosen. Ich konnte es nicht fassen. Ich hatte ihn nicht rauskommen sehen. Er wartete auf mich ! Ich fühlte mich furchtbar. Ich umarmte und küsste ihn und entschuldigte mich für meine Verspätung: »Ich musste noch mal zurück und deine Rose holen«, erklärte ich.
Er lachte. Er hatte immer dieses leise Lächeln, ein Zwinkern in den Augen, das einem zeigte, wenn er glücklich war. An diesem Morgen war es, als habe er in Freude gebadet. Ich glaube kaum, dass irgendwer so lachen konnte wie er. Er machte die Kofferraumhaube auf, um sein Zeug zu verstauen, und da lag ein riesiger Blumenstrauß für mich. Er hatte seinen Cousin Dennis gebeten, ihn zu besorgen und in meinem Kofferraum zu verstecken.
Es war gerade erst acht Uhr morgens, und ich fuhr von der Autobahn zu einer Tankstelle, wo es ein Hotel und ein Café gab. Frank ließ sich sein erstes üppiges englisches Frühstück seit Jahren schmecken. Wir sahen uns an, machten Fotos, umarmten und küssten uns, aber da hörte es dann auch auf. Später sagte er zu mir: »Ich war so verrückt nach dir, ich hätte dich am liebsten in das Hotel mitgenommen, aber ich dachte, das wäre zu frech.«
Ich wollte ihn auch, aber am Abend vorher hatte ich meine Periode bekommen, was ein herber Schlag war. Ich wusste, ich wollte ein Baby mit Frank – mit dem Wunsch hatte ich vorsorglich schon mal die Pille abgesetzt –, aber an diesem Vormittag lief nichts. Auf der Fahrt zu mir nach Hause machten wir Halt bei seinem Bruder in Leeds. John hatte für Frank eine komplette neue Garderobe gekauft, schöne Hemden und Jeans, und er gab ihm noch zweitausend Pfund. Dann kamen Freunde und Verwandte, um ihn von Herzen willkommen zu heißen, was ihn beinahe überwältigte.
Auf der Fahrt nach Blackpool und zu meiner Sozialwohnung in Poulton nickte er ab und zu ein, dazwischen redeten wir. Am Samstag standen wir spät auf, und wie ein kleiner Junge wünschte er sich, in einen Spielzeugladen zu gehen. Er kaufte unglaublich viel Spielsachen für Lara und für sich ein Auto mit Fernbedienung, einen amerikanischen Warrior Wagon, der mehrere hundert Pfund kostete. Dieser Mann, der einen bewaffneten Raubüberfall begangen hatte, war offenbar ein großes Kind.
Als wir uns übers Kinderkriegen unterhielten, vertraute er mir an, dass er immer schon Vater hatte werden wollen, aber dass er überzeugt war, es würde nicht klappen. Vor seinem Gefängnisaufenthalt hatte er lange mit seiner Freundin Nicola zusammengelebt. Sie hatten nicht verhütet, aber sie war trotzdem nicht schwanger geworden. Er glaubte, es läge an ihm. Ich meinte, wir sollten abwarten und sehen, was passierte, und kaum einen Monat nach seinem Einzug war ich schwanger. Frank erzählte sofort allen davon – was man eigentlich nicht tun sollte. Drei Tage nach dem positiv ausgefallenen Schwangerschaftstest bekam ich eine Blutung, die mir wie eine besonders heftige Periode vorkam. Aber es war eine Fehlgeburt. Ich war verzweifelt, genauso wie Frank, doch der Arzt meinte, es gäbe keinen Grund, es nicht wieder zu versuchen.
Auf jeden Fall waren wir mit Lara eine richtige Familie. Es
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