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Mafiatochter

Mafiatochter

Titel: Mafiatochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Gravano
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Diskothek in Gravesend. Obwohl er den Laden mochte, nahm ihn das Bauunternehmen mittlerweile derart in Anspruch, dass er praktisch zwei Jobs gleichzeitig hatte. Tagsüber arbeitete er im Büro seiner Baufirma im Erdgeschoss unter der Diskothek. Abends brauchten ihn die Bautrupps bei bestimmten Aufgaben, jedenfalls stellte ich es mir so vor. Er konnte nicht gleichzeitig im Nachtclub und mit dem Trupp draußen sein. In der Hoffnung, er könnte den Club auf diese Weise behalten, stellte er zwei seiner besten Männer, Mike DeBatt und Tommy »Huck« Carbonaro, dazu ab, dort nach dem Rechten zu sehen. Als ihm der Tscheche Frank Fiala jedoch eine Million Dollar für Club und Gebäude bot, konnte Papa nicht nein sagen. Es war der fünffache Marktwert.
    Erst viele Jahre später erfuhr ich die Wahrheit darüber, was sich zwischen meinem Vater und Frank Fiala abgespielt hatte. Noch vor Abschluss der Vertragsverhandlungen hatte Frank eine Wand des Baubüros durchbrochen, um es mit der Diskothek zu verbinden. Schäumend vor Wut machte sich mein Vater auf nach Brooklyn, um ihn zur Rede zu stellen. Als Papa dort ankam, saß Fiala am Schreibtisch meines Vaters, umgeben von einem ganzen Rudel Dobermänner. Mein Vater konnte ihn ohnehin nicht leiden, weil er einen Ruf als Angeber und schmieriger Kokaindealer hatte. Papa verlangte eine Erklärung für die Beschädigung der Wand. Der Typ zog eine Uzi hervor und richtete sie direkt auf die Brust meines Vaters. Der trommelte daraufhin ein paar Kumpels für eine Strafaktion zusammen.
    All das geschah etwa zu der Zeit, als sich meine Familie auf den großen Umzug nach Todt Hill vorbereitete. Mein Vater schien stets einen Fuß in der Tür eines neuen Hauses zu haben, sobald wir uns irgendwo niederließen. Er liebte es, ein Haus zu renovieren, umzubauen und es dadurch aufzuwerten. Dass Paul Castellano auf dem Hügel wohnte, kratzte ihn nicht. Er wollte beweisen, dass er auch ein Mann mit einer Villa war, obwohl wir alle gern am Leggett Place lebten. Meine Mutter hatte ein wenig gemakelt, um sich zu beschäftigen, daher hatte sie in dem betuchten Viertel bereits ein paar erschwingliche Objekte im Auge.

Todt Hill war die feinste Wohngegend von Staten Island. Fast alle, die dort lebten, waren blaublütig, wenngleich es auch ein paar Neureiche in der Nachbarschaft gab. Die Rechtsanwälte, Ärzte und Banker, die New York zur Hauptstadt der Welt machten, lebten alle in Todt Hill.
    Das Haus im englischen Tudor-Stil, in dem Der Pate gedreht worden war, lag in unserem Viertel. Es war groß, das schon, aber keinesfalls eines der größten Häuser auf dem Hügel. Paul Castellanos Anwesen war wesentlich größer, extravaganter und prächtiger. 1982 zogen wir in Papas persönliche Vision eines Luftschlosses. Ich war damals elf. Wir wussten, dass die Leute in dieser Gegend spießig waren, dachten jedoch, wir würden uns schon irgendwie einfügen.
    Mein Vater machte sich sofort mit allen Kräften daran, unser neues Drei-Zimmer-Haus an der Buttonwood Road in ein Schmuckstück mit fünf Schlafzimmern umzubauen. Es war ein hübsches viktorianisches Häuschen mit dunklem Interieur im Landhausstil, roten Samtwänden und großzügigen Fenstertüren. Papa hatte es direkt von der Vorbesitzerin gekauft, einer Frau Mitte achtzig, die zwar gern verkaufen wollte, jedoch nicht an jeden. Mein Vater becircte sie mit seinem unvergleichlichen Charme und schmeichelte ihr, sie habe einen ausgezeichneten Geschmack bei der Inneneinrichtung. Er versprach, alles so zu belassen, wie es war, und beschwatzte sie so lange, bis sie hunderttausend Dollar vom ursprünglichen Kaufpreis nachließ. Dann fand sie jedoch, wir würden nach Zigarettenqualm riechen, und meinte, sie verkaufe nur an Nichtraucher. Mein Papa sagte, die Maklerin rauche, und zeigte auf meine Mutter. Er schwor, er lebe abstinent und habe diese üble Angewohnheit schon vor langer Zeit aufgegeben habe. Jedes Mal, wenn meine Mutter und er sich danach eine Zigarette anzündeten, sah er sich um, ob nicht ein Blitz auf ihn niederfahren und ihn töten würde.
    Ich fand, dass das Haus nicht zu uns passte. Es war altmodisch und dunkel. Mein Vater verwies darauf, dass es auf einem sehr schönen Grundstück stand. Es schmiegte sich in ein kleines Tal, umgeben von hohen Bäumen. Man war dort ganz für sich. Außerdem erinnerte er mich daran, dass er den alten Kasten in einen Palast verwandeln könne. Und das tat er auch.
    Gleich nach Vertragsschluss ließ er alles abschleifen,

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