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Mafiatochter

Mafiatochter

Titel: Mafiatochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Gravano
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was sich abschleifen ließ, um das Haus heller zu machen: die Fußböden, Profile und Geländer. Er veranstaltete große Abschleifaktionen, bei denen alle mithalfen, die wir kannten, natürlich auch meine Mutter, mein Bruder und ich. Papas bester Freund Stymie und seine Familie gingen uns mehr als alle anderen zur Hand. Stymie hatte auf Drängen meines Vaters kurz zuvor sein eigenes Haus in Brooklyn verkauft und war nach Light House Hill gezogen, nicht weit von Todt Hill entfernt. Unsere beiden Familien freundeten sich miteinander an. Stymie war wie ein Onkel für mich, und seine Kinder wie Vettern oder Kusinen. Er war ebenfalls in der Baubranche tätig und beinahe so geschickt wie mein Vater. Die beiden überwachten die Installation des hochmodernen Sicherheitssystems, das mein Vater geplant hatte. Er war stets um unsere persönliche Sicherheit besorgt. Im gesamten Haus und auf dem Grundstück wollte er Überwachungskameras haben.
    Noch bevor wir nach Todt Hill zogen, hatte ich dort eine exklusive Privatschule besucht, die Staten Island Academy. Papa sagte, ich solle eines Tages Rechtsanwältin werden, also müsse ich an meiner Bildung arbeiten. »Wissen ist Macht«, sagte er immer zu mir.
    Meine Mutter brachte mich mit dem Auto zur Schule. Der Leggett Place lag vier Meilen entfernt ein wenig außerhalb. Mama trug meistens weite Jeans und ein Sweatshirt. Ihr stark dauergewelltes, dunkelbraunes Haar reichte ihr gerade bis auf die Schultern. Sie saß am Steuer ihres Ford Bronco, eingekeilt zwischen lauter Luxusschlitten. Die anderen Mütter waren sehr schick, teuer frisiert und trugen Pelzmäntel, selbst wenn sie nur ihre Kinder morgens zur Schule brachten. Es war mir ein bisschen peinlich, dass meine Mutter wie eine italienische Hausfrau aussah. Ich bat sie, sich ein wenig modischer zu kleiden und ebenfalls einen Pelz zu tragen, damit sie weniger auffalle. Sie sagte, ich müsse mich damit abfinden, sie sei nun einmal, wie sie sei, und werde sich nicht ändern. Es kümmerte sie nicht, was andere Leute über sie dachten. Sie ließ ihre schicken Klamotten im Schrank hängen. Mein Vater schenkte ihr gerne Pelze und teuren Schmuck, aber sie war eben ein Jeans-und-Turnschuh-Typ. Also ließ sie die Pelze im Schrank und die Juwelen im Safe.
    Leider war ich damals nicht so selbstbewusst. Ich traf mich nicht mehr mit meinen alten Freunden vom Leggett Place, um bei meinen neuen Nachbarn nicht anzuecken. Je länger ich auf Todt Hill lebte, desto verzweifelter wünschte ich mir, von meinen Klassenkameraden akzeptiert zu werden. Sie alle waren Mitglieder von irgendeinem Country-Club. Ich flehte meinen Vater an, dem Richmond Country Club beizutreten, damit ich in den Sommerferien mit meinen neuen, reichen Freunden zusammen sein könne.
    Papa stand der Sache zunächst ablehnend gegenüber, doch schließlich fand er die Idee doch gut. Er schnappte sich einen seiner Kumpels, und wir fuhren in unserem Lincoln Town Car zum Club, um uns nach einer Mitgliedschaft zu erkundigen. Sobald wir das Clubhaus betraten, erspähte ich eine meiner Freundinnen und gesellte mich zu ihr, während Papa ins Büro ging, um über seine Aufnahme zu sprechen. Ich dachte noch, dass er mit seinem Jogginganzug und dem Ring am kleinen Finger vielleicht ein wenig deplatziert wirkte, aber andererseits war das eben sein Stil.
    Ich war vielleicht fünfzehn Minuten im Clubraum, als die Tür des Büros aufflog und mein Vater mit hochrotem Gesicht herausstürzte.
    »Machen wir, dass wir verdammt noch mal von hier wegkommen!«, befahl er und bedeutete mir mit einer ausladenden Handbewegung, dass ich ihm folgen solle.
    Ganz verdattert sagte ich meiner Freundin hastig Lebewohl und rannte ihm hinterher. Als ich auf dem Beifahrersitz seines Lincoln Platz nahm, wartete ich darauf, dass er etwas sagen würde.
    »Karen, wir werden nicht Mitglied. Das ist nicht unsere Sorte Leute.«
    »Aber Papa, alle Anderen gehen dorthin. Was soll ich denn im Sommer machen?«
    »Was ist an dem Sommerhaus verkehrt?«
    »Ich habe dort keine Freunde, und es ist so weit weg«, sagte ich.
    »So weit auch wieder nicht, und ich werde mit euch verreisen, wohin auf der Welt du auch möchtest.«
    Ich war enttäuscht, konnte meinem Vater jedoch nichts vorwerfen. Während der Heimfahrt lachte er darüber, dass ihn der Typ um Kopien seiner Einkommenssteuererklärungen gebeten hatte. Ich schloss daraus, dass wir nicht genug verdienten, um in einen solch exklusiven Verein aufgenommen zu werden, und das war

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