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Mafiatochter

Mafiatochter

Titel: Mafiatochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Gravano
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glaube, Lee wurde klar, dass er sich keinen Schnitzer leisten durfte, wenn er sich im Dunstkreis von jemandem wie Sammy the Bull bewegte. Nach dem Gespräch mit Papa wusste er, dass er immer zwischen den Fronten stehen würde, und dort war es meistens sehr ungemütlich. Jene Unterhaltung in Boulder spielte eine große Rolle bei seiner weiteren Lebensplanung. Da er in New York leben wollte, musste er zeigen, dass er keine Verbindung zu Sammy the Bull hatte, obwohl er mit dessen Tochter liiert war.
    Ein paar Monate nach dem Besuch bei meinem Vater in Boulder ging Lee zurück nach New York. Wie angekündigt, stieg mein Vater aus dem Zeugenschutzprogramm aus und zog nach Phoenix, und Lee wollte fort sein, bevor er dort eintraf. Ich blieb noch zwei Monate in Arizona, dann zog ich zu Lee nach Staten Island.
    Lee und ich mieteten ein Zweizimmer-Apartment in einem Gebäude mit Fahrstuhl. Es lag am Wellington Court, in der Nähe des La Tourette Park und der Staten Island Mall. Statt unser Geld darauf zu verschwenden, alles wieder zurück zu transportieren, kauften wir eine komplett neue Sofagarnitur, einen Küchentisch und andere Möbelstücke. Papa respektierte meinen Wunsch, nach New York zurückzukehren. Er ging davon aus, dass Lee seine Botschaft verstanden hatte: Wenn er mit mir zusammen war, musste er mich genauso beschützen und lieben, wie mich mein Vater beschützte und liebte.
    Papa erzählte mir später, dass er während des Treffens in Boulder Lee auf die Probe gestellt habe, um zu sehen, ob er fähig sei, zu töten. Er habe ihn auf Herz und Nieren geprüft. Wenn Lee nach Arizona gekommen wäre, um ihm eine Falle zu stellen, habe er es wissen wollen. Aufgrund dessen, was mit seinem Vater geschehen war, erkannte Lee Autoritäten nicht an, sagte Papa. Er sei der kriminellen Unterwelt zugetan, verstehe das System der Cosa Nostra jedoch nicht. Mein Vater betrachtete Lee nicht als Bedrohung für mich, aber er wünschte sich etwas Besseres für seine Tochter. Er hatte das Gefühl, dass Lee im Gefängnis enden würde.
    Als Lee und ich wieder zurück nach New York kamen, war unsere Beziehung nicht mehr dieselbe. Die Unterredung mit meinem Vater in jener Nacht in Boulder hatte wohl eine Schlüsselrolle bei unseren Problemen gespielt. Lee sagte mir, er wolle nicht, dass ich Kontakt zu meinem Vater hielt. Er wusste aber ganz genau, dass ich darauf nie eingehen würde. Von diesem Punkt an sprachen wir nicht mehr über meinen Vater oder mein Verhältnis zu ihm. Ich begann meinen Vater zu verstehen und war bereit, unsere Beziehung neu aufzubauen. Er war mein Vater, und ich vermisste ihn.
    Zurück in New York, machten Lee und ich die üblichen Höhen und Tiefen einer Beziehung durch, kamen aber insgesamt nicht miteinander aus. Ich glaube, ich blieb nur deshalb bei ihm, weil ich mich sicher und versorgt fühlte. Damals hatte ich tatsächlich keinen Kontakt zu meiner Familie, und Lee kam einer Familie noch am nächsten. Leider war er sehr aufbrausend und besitzergreifend.
    Welche Probleme wir auch miteinander hatten, ich nahm Lee trotzdem in Schutz, weil ich das Gefühl hatte, dass er mich beschützte. Ich wusste, dass es nicht recht war, zu streiten; und dass sich echte Männer und echte Gangster nicht von Frauen aus der Ruhe bringen ließen. In New York hatte ich niemanden, an den ich mich sonst hätte wenden können, und ich wusste, dass Lee einigermaßen mit mir fertig wurde. Mit ihm zusammen zu sein, gab mir ein Gefühl der Sicherheit.
    Nach unserer Rückkehr nach New York versorgte das FBI Papa einige Male mit den neuesten Informationen über Lee. Sie berichteten ihm, dass Lee in Banküberfälle verwickelt sei und eines Tages in ernste Schwierigkeiten mit dem Gesetz geraten werde. Papa war wegen Lees Verhalten besorgt. Sollte unsere Wohnung je durchsucht werden, während ich dort anwesend war, wäre das Risiko für uns aufgrund seiner Person höher, so fürchtete er. Ich würde tief in der Scheiße stecken, obwohl ich selbst nichts getan hätte – einzig und allein, weil mein Nachname Gravano war.
    Papa sagte mir, er habe sich immer etwas Besseres für mich gewünscht. Er sagte, Lee sei ein kleiner Ganove und würde es auch immer bleiben, jemand, der raubte und stahl, um über die Runden zu kommen. Er würde nie Millionen von Dollar in einem Wandsafe versteckt halten. Er trieb stets hier und da etwas Geld auf, aber nicht genug, um für schlechte Zeiten etwas zurückzulegen.
    Vieles von dem, was Papa sagte, stimmte. Zudem

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