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Mafiatod

Mafiatod

Titel: Mafiatod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald E. Westlake
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täuschen, aber ich erinnere mich daran. Auch an einen Mann, der sagte: »Sieh sich einer das an.«
    Danach kam eine lange, dunkle Zeit und dann eine Zeit, in der ich merkte, dass ich in einem Krankenhaus lag; aber mir war alles gleichgültig. Schwesterntracht raschelte, Glas klirrte, Papier knisterte, und all das schien weit entfernt in einer anderen Welt zu passieren. Ebenso war es mit allen Bewegungen, Weißes schob sich vor Weißes, Menschen gingen am Fuß des Bettes vorbei.
    Dann wurde mir klar, dass ich mit dem rechten Auge nicht sehen konnte. All die verschwommenen weißen Schichten waren auf einer Ebene; ich hatte keine Tiefenperspektive. Wenn ich das linke Auge schloss, sah ich gar nichts.
    Ich brachte einen Laut hervor, der mich selbst erschreckte. Ein eiliges Geraschel war zu hören, und ein fleischfarbenes Oval mit verschwommenen Augen hing über mir. Eine Frauenstimme fragte: »Sind wir wach?«
    Ich schwieg. Ich hatte Angst, noch einmal einen solchen Laut von mir zu geben. Ich blinzelte mit dem linken Auge. Mit dem rechten Auge wollte ich auch blinzeln, doch meine Nerven leiteten den Befehl wohl nicht weiter. Ich spürte gar nichts an der Stelle.
    Das Oval entfernte sich. Als es mit einem Arzt zurückkehrte, war ich in besserer Verfassung. Jedes Mal, wenn ich blinzelte, funktionierte das linke Auge besser. Ich erkannte die Wand, die Eisenrohre am Fußende des Bettes und den hohen rechten Winkel des Türrahmens. Das Oval kam ins Zimmer und entpuppte sich als das Gesicht einer Krankenschwester, und hinter ihr erschien der Arzt.
    Ich hob langsam die Hand, wollte herausbekommen, was mit meinem rechten Auge nicht stimmte, doch der Arzt schob sie wieder unter die Decke. »Na, na«, sagte er, »nichts dergleichen. Wir wollen uns doch nicht überanstrengen.«
    »Auge«, meinte ich. »Sehen.«
    »Dazu kommen wir noch«, sagte er. »Wie fühlen Sie sich?«
    »Sehen«, sagte ich.
    »Das wissen wir noch nicht. Haben Sie Schmerzen?«
    Mit einem Mal merkte ich, dass ich Schmerzen hatte. Meine Beine taten höllisch weh, von den Knöcheln bis über die Knie. Und in der rechten Seite meines Kopfes klopfte ein dumpfer Schmerz mal heftiger, mal schwächer.
    »Wir geben Ihnen etwas«, sagte er.
    Wahrscheinlich haben sie mir ein Schmerzmittel verabreicht. Ich schlief wieder ein.
    Jedes Mal, wenn ich aufwachte, ging es mir ein wenig besser. Fünf- oder sechsmal wachte ich auf und schlief wieder ein, und dann kam Bill. Ich durfte mich noch nicht aufrichten und hatte das Gefühl, dass ich wieder ein kleines Kind war, als ich da im Bett lag, und mein großer Bruder neben mir stand und mich anlächelte. »Wir sind eine zähe Familie, Ray«, sagte er.
    »Dad?«, fragte ich.
    Sein Lächeln verschwand, er schüttelte den Kopf. »Erschossen«, sagte er.
    Aber ich hatte es schon gewusst. Ich konnte ihn immer noch sehen, wie er mit starren, wie aufgemalten Augen auf meinen Schoß kippte. Er war schon tot gewesen, bevor der Wagen vom Highway abgekommen war.
    »Seit wann bin ich hier?«
    »Seit einem Monat. Morgen sind es fünf Wochen.«
    »Haben wir schon August?«
    »Dienstag, den sechzehnten.« Diesmal war sein Lächeln etwas schwächer. »Du hast eine schwere Zeit hinter dir, Junge. Sie wussten nicht, ob du durchkommst.«
    »Hör zu, sie wollen mir nichts sagen. Mein Auge, das rechte Auge – es ist ganz verbunden.«
    Er durchquerte das Zimmer, holte sich einen Stuhl mit grüner Lehne und setzte sich neben mein Bett. Unsere Köpfe waren auf gleicher Höhe. Allmählich gewöhnte ich mich daran, nur mit dem linken Auge perspektivisch zu sehen. Noch vor zwei, drei Tagen wäre Bill einfach kleiner und dann wieder größer geworden. Jetzt konnte ich wieder erkennen, dass er sich entfernte und zurückkam.
    In den drei Jahren hatte er sich verändert. Sein rotes Haar war buschiger, das Gesicht runder und blasser, und er hatte weniger Sommersprossen. Er wirkte ernster und gesetzter.
    »Ich soll es dir nur sagen, wenn du mich fragst, sonst nicht. Und nur, wenn ich denke, dass du es aushältst.«
    »Ist es weg?«
    Er nickte. »Du bist durch die Windschutzscheibe geflogen. Eine Scherbe.«
    »Herr im Himmel.« Ich dachte darüber nach. Ich hatte ein Auge verloren – für immer. Es würde nicht nachwachsen. Niemals.
    Perspektivisches Sehen würde ab jetzt immer eine bewusste Anstrengung sein.
    Ich hätte auch beide Augen verlieren können. Verdammt, ich hätte mein Leben verlieren können. Ich war noch am Leben, ich konnte noch immer sehen.
    Ich

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