Mafiatod
Außerdem einen Zettel, auf dem stand: »Niemand trägt Ihnen etwas nach. L. G.«
Johnson betrachtete meine Miene. »Na?«
»Kapier ich nicht.« Ich zeigte ihm den Zettel.
»Kennen Sie niemanden, der L.G. heißt?«
Auf einmal begriff ich: Lake George, »Jetzt weiß ich’s«, sagte ich. »Lassen Sie nur.«
»Die Mitteilung bedeutet, dass man Sie nicht belästigen wird, ist es das?«
»Am besten spülen wir sie in der Toilette hinunter oder so.«
»Soll ich sie verbrennen, so wie Geheimagent X7?«
»Ja, ich glaube, das sollten Sie.«
Er tat es und fragte dabei: »Erinnern Sie sich an Ihr Gespräch mit Winkler?«
»Mit wem?«
»Mit Detective Winkler von der New Yorker Polizei.«
»Mit dem habe ich gesprochen?«
»Sie wollten ihm unter allen Umständen gestehen, Sie hätten die Hälfte aller Morde in den Vereinigten Staaten auf dem Gewissen. Zwei Gangster namens Ganolese und Kapp, irgendeinen alten Anwalt draußen auf Long Island und ich weiß nicht, wen noch alles.«
»Wirklich?«
»Winkler sagt, es wäre eine wilde Geschichte gewesen, nur hätten Sie sich geweigert, irgendwelche Namen zu nennen, außer von den Leuten, die Sie angeblich umgebracht haben.«
Ich sah mich im Zimmer um. »Wieso bin ich dann hier? Warum hat er mich nicht verhaftet?«
»Von Amts wegen werden Ganolese und Kapp nicht einmal vermisst. Keine Leichen, keine Mordwaffen, keine Zeugen. Von Amts wegen ist der Anwalt einem Herzschlag erlegen. Das stand in seinem Totenschein. Winkler lässt Ihnen ausrichten, Sie sollten ihn nicht mehr mit wilden Geschichten belästigen.« Johnson lächelte mich an.
»Die Polizei kümmert sich also nicht darum.«
»Um Leute wie Kapp und Ganolese kein bisschen.«
Ich erhob mich, ging herum und streckte mich. Ich hatte es hinter mir. Ich hatte es geschafft und alles hinter mir.
Johnson leerte den Aschenbecher. »Noch etwas«, sagte er. »Ich suchte Sie ohnehin, schon bevor die Schläger bei mir erschienen. Zwei Tage nach Ihrem letzten Anruf gab ein Mann mir den Auftrag, Sie ausfindig zu machen. Er heißt Arnold Beeworthy. Sie hatten ihm meinen Namen gesagt. Er meinte, Sie hätten ihn vor sechs Wochen anrufen sollen.«
»Das hatte ich ganz vergessen.«
»Wollen Sie nicht morgen zu ihm fahren und ihm Guten Tag sagen?«
»Einverstanden.«
Ich schlief bei Johnson auf dem Sofa. Am folgenden Morgen verbrachte ich zwei Stunden damit, mir ein neues Glasauge anpassen zu lassen. Ich bezahlte es von den fünfhundert Dollar, den Rest gab ich Johnson. Er wollte das Geld nicht annehmen, aber ich sagte ihm, es wäre eine Entschädigung von den Leuten, die ihn verprügelt hatten.
Am Nachmittag fuhr ich mit der U-Bahn nach Queens. Beeworthy packte mich, sowie er mich erblickte, und zerrte mich vor das Tonbandgerät. Wir unterbrachen kurz fürs Abendbrot, machten dann weiter und hörten nicht vor Mitternacht auf. Ich schlief in seinem Gästezimmer. Tags darauf fuhr er mich nach Manhattan, um meinen Koffer bei Johnson abzuholen. Als wir zurückkehrten, fanden wir Sara vor dem Tonbandgerät; sie hörte es ab und weinte. Arnold befahl ihr, das zu lassen, und trug ihr auf, uns Kaffee zu kochen.
In der Reihe »Hard Case Crime« bei Rotbuch
sind bislang erschienen:
HCC-001 Allan Guthrie: »Abschied ohne Küsse«
HCC-002 Lawrence Block: »Abzocker«
HCC-003 Ken Bruen & Jason Starr: »Flop«
HCC-004 Christa Faust: »Hardcore Angel«
HCC-005 Richard Aleas: »Tod einer Stripperin«
HCC-006 Donald E. Westlake: »Mafiatod«
HCC-007 Mickey Spillane : »Das Ende der Straße«
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