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Mafiatod

Mafiatod

Titel: Mafiatod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald E. Westlake
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ich ihm alle meine Kümmernisse erzählen. Ich konnte nicht deutlich sprechen, und er konnte nicht richtig zuhören; so erfuhr er nie, dass ich meinen Vater getötet hatte.
    Am Morgen wachte ich als Erster auf, ganz steif vor Kälte und mit stechenden Kopfschmerzen. Ich trank den Wein aus. Danach fühlte ich mich etwas besser; irgendwie wärmer, die Kopfschmerzen waren weniger stechend.
    Von da an verwirrte sich dann alles. Ich geriet in zwei Schlägereien, und einmal betrat ich in New Jersey, wo die Bars schon um fünf Uhr öffneten, spätnachts ein Lokal. Ich übergab mich in der U-Bahn auf der Hudson-Manhattan-Linie.
    Das ging so weiter, bis ich eines Morgens in einer großen grauen Metallkiste aufwachte. Die Wände der Kiste waren unglaublich weit entfernt. Der Deckel kam immerzu näher und hob sich dann wieder. Andere Menschen waren mit mir in der Metallkiste; sie gaben sonderbare hässliche Geräusche von sich.
    Ich weiß nicht, wie lange ich auf dem Fußboden lag, ehe mir klar wurde, dass ich mich nicht in einer Kiste befand, sondern in einem Raum. Noch länger dauerte es, bis mir aufging, dass ich in einem Gefängnis war. In einer Ausnüchterungszelle.
    Zuerst kroch die Zeit vor sich hin, dann sprang sie in die Höhe und flog eine Weile mit breiten schwarzen Schwingen. Ich versuchte, bis sechzig zu zählen, um zu erfassen, wie lange eine Minute dauerte; doch als ich zu zählen anfing, kratzte und scharrte mein Gehirn an der Schädeldecke, und ich schrie auf, weil ich dachte, ich läge im Sterben. Viele Leute knurrten und schnauzten mich an, ich solle still sein. Ich drehte mich auf den Bauch, drückte die Stirn auf den Fußboden und wartete.
    Schließlich ließen die Kopfschmerzen nach, und ich konnte mich aufrichten. Und dann konnte ich stehen und mich selbst in Augenschein nehmen.
    Meine Schuhe waren weg. Meine Brieftasche ebenfalls. Desgleichen mein Regenmantel, mein Jackett und meine Krawatte. Auch Uhr, Gürtel und Ring. Und mein Glasauge.
    Ich fand eine freie Stelle an der Wand, wo ich mich hinsetzen und anlehnen konnte; hier döste und weinte ich, und als ein Wärter kam, die scheppernde Tür öffnete und meinen Namen rief, war das Schlimmste überstanden. Ich war in jeder Hinsicht ausgehöhlt.
    Ich folgte ihm in einen kleinen schmalen Raum mit Holztisch und vier Stühlen. Von einem Stuhl erhob sich Johnson, und der Wärter entfernte sich.
    Wir sahen uns an. »Haben Sie nun alles abreagiert?«, fragte Johnson.
    »Ja.«
    »Ich habe Sie gesucht. Ich dachte mir schon, dass Sie hier landen würden. Ein Freund von mir hielt nach Ihnen Ausschau.«
    »Was für ein Tag ist heute?«
    »Dienstag.«
    »Welches Datum?«
    »Der fünfundzwanzigste Oktober.«
    Ein Tag weniger als zwei Wochen. »Ich habe ziemlich lange gebraucht. Nicht wahr?«
    »Vermutlich gab es eine Menge, über das Sie hinwegkommen mussten.«
    »Kann sein.«
    »Fühlen Sie sich stark genug für einen kleinen Spaziergang?«
    »Wohin?«
    »Erst einmal in meine Wohnung. Damit Sie sich frisch machen können.«
    »Man hat mir mein Auge gestohlen, Johnson.«
    »Wir werden Ihnen ein neues besorgen.«
    Er behandelte mich wie ein verirrtes Kind. Er wohnte an der West 46th Street, westlich der 9th Avenue, in einer schäbigen Wohnung. Ich nannte ihm das Hotel, wo er meinen Koffer holen konnte. Während er weg war, duschte und rasierte ich mich. Als ich dabei in den Spiegel sah, erschrak ich. Mein Gesicht sah verwüstet aus, Haare und Bart verfilzt, die leere Augenhöhle dunkelrot.
    Als Johnson zurückkehrte, hatte ich seinen Bademantel an. Er brachte mir eine Augenklappe mit, die ich benutzen konnte, bis ich mir ein neues Glasauge besorgt hatte. Er hatte auch meinen Koffer, und als ich angezogen war, kam er mit einer Flasche Gordon’s Dry Gin, die kaum angebrochen war. »Möchten Sie einen Schluck?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Jetzt nicht. Versuchen Sie es in zwei Wochen. Dann bin ich wieder gesellschaftsfähig und kann mit Ihnen anstoßen.«
    »Es ist also alles überstanden.«
    »Ja, tatsächlich.«
    »Gut. Ich habe etwas für Sie.« Er verstaute den Gin wieder in seiner Kommode unter den Hemden und reichte mir einen Briefumschlag. »Zwei Schlägertypen kamen am Freitag vor einer Woche zu mir ins Büro. Sie sagten, das wäre für Sie. Wenn ich Sie irgendwo träfe, sollte ich es Ihnen geben. Ich hatte das Gefühl, es wäre besser, mich anzustrengen, Sie zu finden.«
    Ich nahm den Umschlag entgegen und riss ihn auf. Er enthielt fünf Hundertdollarscheine.

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