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Mafiatod

Mafiatod

Titel: Mafiatod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald E. Westlake
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sein?
    Oder war es nur eine halbe Lüge?
    Ich war ja am Leben geblieben. Ich lebte.
    Der bräunlich elfenbeinfarbene Chrysler hatte uns eingeholt, rund fünfzig Kilometer von New York entfernt, und der Mann auf der rechten Seite hatte den Arm ausgestreckt und auf meinen Vater geschossen. Einfach so.
    Sie mussten gewusst haben, dass mein Vater tot war. Sie mussten die Treffer gesehen haben. Und sie waren weitergefahren.
    Sie hatten nicht gehalten, um sich zu vergewissern, dass auch ich tot war. Sie hatten nicht einmal einen Schuss auf mich abgegeben.
    Sie hatten es gar nicht auf mich abgesehen, sondern nur auf den Mann, der von Ed Ganolese verurteilt worden war. Will Kelly.
    Er war das Symbol. Der zuverlässige, treue Anwalt vergangener Zeiten. Die anderen mochten eingewendet haben, Eddie Kapp wäre zu alt, er könnte die ganze Operation nicht allein leiten, oder er würde bald sterben, nachdem sie ihren Coup ausgeführt hätten, und dann würde es nur wieder einen neuen Kampf um die Macht geben, und sie wollten nicht zwei solche Kämpfe kurz nacheinander haben. Es war aber ein zweiter Mann da, ein etwas jüngerer, der zuverlässige Anwalt, der den ganzen Betrieb kannte und ihn zu leiten vermochte, ein Mann, auf den sich alle bei der Frage, wer Eddie Kapps Nachfolger sein solle, einigen konnten. Will Kelly.
    Ohne Will Kelly konnte Kapp die anderen nicht um sich scharen. Deshalb war Kelly von Ganolese ermordet worden.
    Und Eddie Kapp hatte schon die Flinte ins Korn geworfen. Er hatte seiner Schwester geschrieben und sich zurückziehen wollen. Und dann war ich gekommen.
    Er war seiner Sache nicht sicher gewesen. Eine ganze Woche hatte er am Lake George herumtelefoniert, um mit Reden und Erklärungen die anderen zu überzeugen, und endlich hatten sie eingewilligt, ihn zu unterstützen.
    Ich konnte ihn beinahe hören: »Hier ist mein Sohn, Ray Kelly. Will Kelly sorgte für ihn, während ich lahmgelegt war. Will hat ihn ausgebildet und ihm die Hintergründe und den Aufbau erklärt. Ray ist noch jung, aber er weiß, was vor sich geht, und er lernt schnell dazu. Er wird an meine Stelle treten, wenn ich nicht mehr bin, und er wird nicht habgierig sein, sondern sich mit New York begnügen. Er wird vierzig bis fünfzig Jahre arbeiten können.«
    Er brauchte eine Woche und wahrscheinlich noch weitaus mehr Argumente, aber dann hatte er sie alle so weit. Und mir erzählte er das Märchen von dem Symbol, weil er wusste, dass ich mit seinen Gangstern nichts zu tun haben wollte. Saß er erst einmal im Sattel, nach dem Coup, so kümmerte es ihn nicht, ob seine Spießgesellen die Wahrheit erfuhren.
    Ich hatte ihm von Bills verstorbener Frau erzählt. Dadurch kam er auf den Gedanken, mir die rührselige Geschichte vom Auslöschen der ganzen Familie aufzutischen. Denn dann brauchte er mir nur noch das Ziel vor Augen zu halten. Ich war eine geladene Pistole, die Eddie Kapp in der Hand hielt.
    Bill. Mein Bruder Bill.
    Als ich vom Lake George abreiste, dachte ich, Eddie Kapp für immer los zu sein. Das stimmte nicht. Ich musste ihn wiederfinden, sofort.

28
     
    An diesem Nachmittag fuhr ich nach Riverdale. Genau eine Woche war seit Beginn der Revolution verstrichen. Vor fünf Tagen war das erste Zeichen des Gegenangriffs in den Zeitungen erschienen, nämlich die Nachricht, dass sich Patros Kanzantkos in seinem Haus in Riverdale bei einem Sturz auf der Treppe das Genick gebrochen hätte. Die Adresse stand in dem Zeitungsartikel.
    Ich fuhr mit der U-Bahn bis zur Endstation. Unterwegs betrachtete ich die klobigen, trübseligen Mietshäuser, als der Zug in der Bronx zur Hochbahn wurde. Von der Endstation aus nahm ich ein Taxi. Von Bills schwindendem Bankkonto hatte ich noch dreihundert Dollar abgehoben. Bills Luger, die unter dem Gürtel steckte, wölbte sich an meiner Seite. Der Regenmantel sollte sie verdecken.
    Das zweistöckige weiße Haus im Kolonialstil lag in einer guten Gegend mit Alleen und Swimmingpools in den Gärten. Über dem Eingang hing immer noch ein schwarzer Kranz.
    Im Nachruf hatte es geheißen, dass Kanzantkos eine Frau namens Emilie und seinen Sohn Robert hinterließ. Der Sohn machte mir auf, ein zorniger junger Mann mit dunklem Haar, dessen Gesicht von einem Schmollmund verzerrt wurde. Der schwarze Anzug passte ihm nicht richtig.
    »Ich möchte mit Ihrer Mutter sprechen, bitte«, sagte ich.
    »Worüber?«, sagte er in unverschämtem Ton.
    »Richten Sie ihr nur aus, Eddie Kapps Sohn wäre da.«
    »Wieso soll sie das

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