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Mafiatod

Mafiatod

Titel: Mafiatod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald E. Westlake
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Schlüssel auf den Vordersitz. Ich nahm das Gewehr und den Revolver mit, überquerte die Straße und ging durch den Wald zu der Stelle, wo meiner Schätzung nach das ländliche Versteck lag. Ich musste Ed Ganolese töten. Ich musste es einfach.

26
     
    Es war Spätnachmittag, die orangerote Sonne stand hinter mir tief am Himmel. Unter den Bäumen herrschte schon abendliche Dämmerung. Ich hielt meine Richtung ein, indem ich den schrägen Sonnenstrahlen folgte.
    Zuerst kam ich zu dem Feldweg. Ich betrat ihn, ohne es zu merken, und dann zog ich mich schnell unter die Bäume zurück. Ich blieb stehen und horchte. Zu meiner Rechten vernahm ich schwache Männerstimmen. Das mussten die Wachen weiter unten auf dem Weg sein. Ich bog nach links ab und stieg langsam zwischen den Bäumen bergauf, wobei ich in der Nähe des Weges blieb.
    Das Farmhaus war gelb gestrichen. Es war zweistöckig und weiträumig. Drei Wagen standen davor, ein schwarzer Cadillac, ein bräunlich elfenbeinfarbener Chrysler, ein grüner Buick. Auf der Veranda saßen vier Männer, die gedämpft miteinander sprachen.
    Das Haus war schäbig. Rechts davon erstreckte sich auf ebenem Boden eine Lichtung, die früher wahrscheinlich ein bestellter Acker gewesen war. Rechts hinter dem Haus erhob sich die Scheune.
    Ohne den Wald zu verlassen, ging ich links um das Haus herum. Dahinter stieg der Boden noch steiler an. Ich kletterte hinauf, bis ich mich dem Haus direkt von hinten nähern konnte, und dann stieg ich langsam zum nächsten sicheren Punkt hinunter. Ich setzte mich unter einen Baum, lehnte mich an den Stamm und beobachtete die Fenster.
    Es wurde so schnell dunkel, als ob plötzlich das Licht ausgeschaltet worden wäre. Die Luft kühlte ab. Jackett und Regenmantel genügten nicht, die Kälte abzuhalten. Ich stand auf, ging hin und her und schlug mir die Arme um den Leib.
    Von Zeit zu Zeit ging in einem der hinteren Räume das Licht an. Jedes Mal blieb ich dann stehen, um das Zimmer und die Anwesenden aufs Korn zu nehmen. Ich sah die Küche und mehrere Schlafräume. Das Haus beherbergte viele Menschen, sowohl Männer als auch Frauen. Aber es wurde fast zehn Uhr, bevor ich Ed Ganolese erblickte.
    Er kam in die Küche, um sich ein Glas aus dem Schrank und Eiswürfel aus dem Kühlschrank zu holen. Auf dem Abtropfbrett standen Flaschen. Er kehrte mir den Rücken zu und mixte sich einen Drink.
    Seit nahezu fünf Stunden befand ich mich hier draußen. Ich fror an den Händen, und ich hatte mich nicht getraut, eine Zigarette zu rauchen. Jetzt befürchtete ich, nicht gut zielen zu können. Bei der Air Force hatte ich mit dem Karabiner recht gut umzugehen gewusst; aber das war eine andere Waffe; außerdem fröstelte ich, und das Verlangen nach einer Zigarette machte mich nervös.
    Darum ließ ich ihn das erste Mal ungeschoren. Ich kauerte mich zusammen, den Rücken zum Haus, und zündete mir eine Zigarette an. Während ich rauchte, stand ich hinter einem Baum und steckte die Hände unter mein Jackett. Als die Zigarette aufgeraucht war, suchte ich mein Blickfeld wieder ab. Die Küche war menschenleer.
    So ging das nicht. Ich war außerstande gewesen, Cheever zu töten. Jetzt hatte ich Ganolese im Visier gehabt, den Anführer und Hauptschuldigen, und abermals einen Grund gefunden, nicht abzudrücken.
    Ich durfte mich von dieser Schwäche nicht wieder übermannen lassen. Ich musste die Sache hinter mich bringen.
    Der Himmel war bewölkt und mondlos. Ich ging den Hang zum Haus hinunter, bis ich fast auf gleicher Höhe mit den Küchenfenstern war. Ich stand jetzt ohne Deckung da, konnte aber vom Haus aus nicht gesehen werden, weil der Lichtschein, der aus dem Fenster fiel, nicht bis zu mir reichte.
    Ich hockte mich hin, das Gewehr an meine Schulter gelehnt. Die Hände hielt ich unter meinem Jackett warm. Und falls Ganolese mit dem leeren Glas wieder in die Küche kam, wollte ich keinesfalls an irgendwelche Vorwände denken.
    Ich war jetzt so nahe, dass sein weißhemdiger Rücken mein Blickfeld ausfüllte. Wie ich es beim Militär gelernt hatte, ließ ich mich auf das rechte Knie nieder und stützte den linken Ellenbogen auf das abgewinkelte linke Knie. Ich visierte das Weiß des breiten Rückens an, sein linkes Schulterblatt, und als ich feuerte, bäumte sich der Lauf in die Höhe, und sekundenlang konnte ich das Küchenfenster nicht mehr sehen.
    Als ich das Fenster wieder im Visier hatte, sank Ganolese langsam über das Abtropfbrett, und Flaschen purzelten in das

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