Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mafiatod

Mafiatod

Titel: Mafiatod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald E. Westlake
Vom Netzwerk:
entfernt. Von der Straße aus geht es bergauf. Ein Feldweg führt hin.«
    »Fahren Sie langsamer. Werden Leute da sein, die den Weg beobachten können?«
    »O ja. Deswegen musste ich ja Erlaubnis haben, hinzukommen. Ohne Erlaubnis möchte ich da nicht hineinplatzen.«
    »Gut, dann fahren Sie daran vorbei. Aber zeigen Sie mir den Weg.«
    »Wird gemacht.«
    »Sie können jetzt wieder schneller fahren.«
    Wenig später sagte er: »Das ist er. Der Weg rechts.«
    Ich sah einen holprigen Weg, der bergauf führte und sich zwischen Bäumen verlor. Der steile Hang, der sich von der Straße zu den Ramapo Mountains hinzog, war dicht bewaldet. Ich erhaschte einen Blick auf ein Auto, das auf dem Weg unter den Bäumen parkte.
    »Und jetzt?«, erkundigte sich Cheever.
    »Biegen Sie bei nächster Gelegenheit rechts ab.«
    Etwa anderthalb Kilometer weiter bogen wir nach rechts ab. Es war eine kleinere asphaltierte Straße, die steil bergauf ging. Merkwürdigerweise entdeckte ich plötzlich zu unserer Linken einen kleinen Kiesplatz mit Feuerstätte, Picknicktisch und Abfallkorb. Ich befahl: »Kehren Sie um, und halten Sie dort drüben auf dem Rastplatz.«
    Er musste den großen Wagen auf der schmalen Straße hin und her manövrieren, um zu wenden. Es kam kein anderes Fahrzeug. Es war Montag, der zehnte Oktober, kaum die richtige Zeit für regen Verkehr auf dieser Straße.
    Cheever hielt auf dem Kiesplatz und zog die Bremse an. Ich steckte den Zündschlüssel ein und stieg aus. Ich nahm das Gewehr und Smittys Revolver mit und legte die Waffen auf den Picknicktisch.
    Cheever war mir gefolgt. Ich sagte: »Setzen Sie sich hierhin.«
    Irgendetwas in meinem Gesicht oder in meiner Stimme warnte ihn. Er blieb auf der anderen Seite des Tisches stehen und forschte aufmerksam in meiner Miene. Mit gespreizten Fingern hielt er die Hände vor sich. »Was soll das? Was ist los?«, fragte er.
    »Wissen Sie, wer ich bin?«, gab ich zurück.
    »Sie waren am Lake George bei Kapp. Sie kamen zum Auto und holten mich ins Haus.«
    »Ja, aber kennen Sie meinen Namen?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ray Kelly. Will Kellys Sohn.«
    Er hörte nicht auf, den Kopf zu schütteln. »Keine Ahnung. Der Name sagt mir nichts. Was Sie sich denken, weiß ich nicht, aber bestimmt irren Sie sich.«
    »Bring die Kellys um!«, antwortete ich. »Daran denke ich. Das hat jemand Ed Ganolese ins Ohr geflüstert. Bring die Kellys um, bring sie alle um! Den Alten, beide Söhne und die Schwiegertochter, denn Eddie Kapp kommt bald aus dem Gefängnis, und wir können nicht sicher sein …«
    Er rief: »Nein! Sie irren sich! Ich war es nicht!«
    »Da wir nicht sicher sein können«, fuhr ich fort, »welcher von den beiden Eddie Kapps Sohn ist. Selbst wenn wir den richtigen erwischen, könnten andere Familienmitglieder ihn rächen wollen, und man weiß ja, wie sentimental die alten Gauner werden können. Stimmt das nicht, Cheever? Das flüsterte jemand Ed Ganolese ins Ohr, und dann verlangte er das Todesurteil.«
    Er schüttelte wieder den Kopf und wich von mir zurück, von dem Tisch zurück. »Ich nicht!«, schrie er. »Sie irren sich, Kelly, Sie müssen mir glauben! So war es nicht, so war es wirklich nicht!«
    »Sie brachten den Stein ins Rollen, Cheever«, sagte ich und ergriff Smittys Revolver.
    Er machte kehrt und rannte auf den Wald zu, weg von der Straße. Im Nu war er außer Sicht, und ich hörte es im Gebüsch knacken und krachen, während er weiterlief.
    Ich hätte ihn töten sollen. Ich hätte es gekonnt. Als er die ersten Schritte machte, hatte ich ihn in der Schusslinie. In einem Sekundenbruchteil visierte ich genau seine linke Seite an, unter dem Arm, den er im Laufen schwenkte, und mein Kopf befahl meinem Finger, abzudrücken. Aber ich tat es nicht.
    Ich senkte den Arm und lauschte. Er taumelte durch den Wald, zerriss sich die Hose, verfing sich mit den Schnürsenkeln im dichten Unkraut, schlug hin, raffte sich auf und rannte angsterfüllt weiter.
    Ich konnte ihn nicht töten. Ich sagte mir, es läge daran, weil ich von seiner Schuld nicht restlos überzeugt war, weil immerhin die Möglichkeit bestand, dass ein anderer das Gift in Ganoleses Ohr geträufelt hatte. Es mochte noch andere Gründe geben, warum gerade er den Auftrag erhalten hatte, zum Lake George zu fahren.
    All das traf zu; aber der eigentliche Grund war es nicht. Ich hatte ihn nicht getötet, weil ich es nicht über mich brachte.
    Er war verschwunden. Der Wald schwieg.
    Ich ging zum Wagen und warf die

Weitere Kostenlose Bücher