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Mafiatod

Mafiatod

Titel: Mafiatod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald E. Westlake
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alle in mein Schlafzimmer, und Kapp erkundigte sich abermals: »Wozu brauchst du denn nun Maus?«
    »Er ist mein Bote«, erklärte ich. Ich griff unter den Regenmantel, zog die Luger hervor und hielt die beiden damit in Schach, während ich die Tür abschloss.
    Kapp starrte auf die Waffe, und Ernüchterung breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Was soll das?«
    »Maus, hören Sie gut zu«, sagte ich. »Mein Name ist Ray Kelly. Eddie Kapp ist mein natürlicher Vater, mein nächster Blutsverwandter. Ist das richtig, Kapp?«
    »Klar stimmt es. Warum, zum Teufel …?«
    »Warte ab. Haben Sie das begriffen, Maus?«
    Das Männlein nickte ruckartig und ließ den Blick nicht von der Knarre.
    »Gut. Ich hatte auch eine Mutter, einen Pflegevater, einen Halbbruder und eine Schwägerin. Meine Mutter beging wegen Eddie Kapp Selbstmord. War doch so, Kapp, oder?«
    Die Erleichterung übermannte ihn, sodass er auf den Bettrand sank. »Ich bitte dich, Ray, das ist einundzwanzig Jahre her. Und wer konnte wissen, dass sie so etwas tun würde? Richtest du eine Waffe auf mich wegen einer Sache, die einundzwanzig Jahre her ist?«
    »Ich werde gleich aktueller. Warte nur ab. Was nun meine Mutter und Will Kelly betrifft – er stand dir zur Seite, er ging mit dir jeden Schritt des Weges. Du warst gerade im Begriff, den großen Schritt zu tun und die New Yorker Organisation in die Hände zu bekommen, wobei Will Kelly aktiv beteiligt war und dich die ganze Zeit unterstützte. Dann verpfiff dich jemand bei der Bundesregierung wegen …«
    »Ganolese«, fiel er ein, »Ganolese, dieser Schweinehund.«
    »Wegen deiner Steuern. Da dich die Regierung aus dem Verkehr zog, konnte Ganolese an deiner Stelle einsteigen. Und Will Kelly musste New York verlassen. Seine Frau ertrug das Kleinstadtleben nicht, aber sie wagte es nicht, nach New York zurückzukehren. Sie beging Selbstmord.«
    »Vor einundzwanzig Jahren, Ray. Um Himmels willen …«
    »Sei still. Ich sagte dir ja, ich werde gleich aktueller. Du wusstest, dass du am fünfzehnten September entlassen würdest. Irgendwie konntest du Will Kelly die Nachricht zukommen lassen, dass du deinen alten Platz zurückerobern wolltest. Und du fingst an, deine Leute zusammenzutrommeln; du sagtest ihnen, Kelly würde mit dir zusammenarbeiten. Das erfuhr Ganolese. Er ließ Kelly töten.«
    »Du bist ein gescheiter Bursche, Ray«, unterbrach er mich. »Das alles hast du ganz allein herausbekommen.« Er ahnte immer noch nichts.
    »Ich habe noch mehr herausbekommen«, sagte ich. »Die Leute dort drüben bei dem Fest wären dir ohne Will Kelly nicht gefolgt. Ohne einen akzeptablen Thronfolger, der jung genug war. Sie fanden dich nämlich zu alt.«
    »Ich sollte zu alt sein? Ich werde hundert Jahre alt!«
    »O nein. Ich bin noch nicht fertig. Meine Schwägerin kam durch einen Verkehrsunfall ums Leben. Die Polizei hat den Schuldigen gefunden.«
    »Großartig!«, warf er ein.
    »Bevor ich auftauchte, hieltest du dich für erledigt. Du schriebst deiner Schwester, denn du wolltest in den Ruhestand gehen. Dann sahst du mich und meintest, ein Versuch könne sich lohnen; du wolltest sehen, ob deine Gefolgsleute mich anstelle meines Vaters anerkennen würden.«
    »Ich bin dein Vater, Ray.«
    »Du hast mich gezeugt. Das ist nicht dasselbe. Da du wusstest, dass mich dein Königreich nicht interessierte, tischtest du mir das Märchen von der Familie und den Symbolen auf, um mich auf deine Seite zu bringen. Dieser Gedanke kam dir, als ich dir von dem tödlichen Unfall meiner Schwägerin erzählte. Wenn sie nicht gestorben wäre, hättest du keine Handhabe gehabt.«
    »Dann wäre mir schon etwas anderes eingefallen.« Er lächelte wie ein Bankdirektor. »Bist du nicht stolz auf deinen alten Herrn, Junge? Ich benutze immer meinen Kopf.«
    »Nicht mehr lange. Noch etwas. Es handelt sich um meinen Bruder Bill. Auch der wurde umgebracht. Er war mein Halbbruder, ein Blutsverwandter von mir genau wie du. Und Blutrache muss nun einmal sein.« Ich drehte mich zu Maus um. »Blutrache muss sein, nicht wahr, Maus?«
    Das Männlein schluckte geräuschvoll und nickte.
    »Also, Maus, Eddie Kapp hat meinen Bruder Bill umgebracht.«
    Kapp sprang vom Bett auf. »Was redest du da?«, brüllte er. »Wozu hätte ich eine solche Dummheit begehen sollen?«
    »Du wolltest mich an deiner Seite haben, sonst hättest du nichts ausrichten können. Du hattest Angst, dass ich die Lust verlieren und die ganze Sache aufgeben würde, wenn ich erst einmal

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