Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht
tun, was in meiner Macht steht«, sagte ich.
»Setzen Sie sich doch bitte«, sagte er. »Wir hätten Ihnen gern ein paar Fragen gestellt.«
Ich setzte mich. Herr Karonopolis stellte mich den anderen Mitgliedern des Rats vor, dann fingen sie an, mich auszufragen.
»Was, glauben Sie, denken die meisten Soldaten?«
»Sie sind wütend«, sagte ich. »Sie wollen Soldaten bleiben, sie wollen kämpfen. Sie haben Angst, daß Sie sie zwingen werden, Zivilisten zu sein.«
»Aber warum wollen sie denn keine Zivilisten werden?«
»Das liegt ihnen eben nicht. Sie sind Soldaten. Sie betrachten das Zivilleben als eintönig, langweilig und unbedeutend.«
»Aber Sie selbst denken anders?«
»Eigentlich nicht. Ich glaube nur, daß die Armee nicht das Recht hat, diese Gesellschaft zu zerstören. Ich möchte nicht in ihr leben, aber sie scheint zu gut, um gestört zu werden.«
»Würden die anderen Soldaten sie zerstören?«
»Ja, ich glaube.«
Ein Murmeln lief durch die Reihen. »Was denken Ihre Offiziere darüber?«
»Ich weiß nicht genau, aber ich glaube, sie sind derselben Meinung.«
»Glauben Sie, daß sie sich dazu entschließen werden, uns anzugreifen?«
»Das liegt bei Oberst Moss. Das Regiment handelt, wenn der Oberst es befiehlt. Sie werden warten, bis er sich entscheidet.«
»Und wenn sich der Oberst entschließt, nichts zu unter nehmen?«
»Sie tun nur das, was er ihnen sagt. Sie sind Soldaten.«
Danach verloren sie das Interesse an mir und sprachen mit einander.
»Darf ich etwas bemerken?« fragte ich.
»Gewiß, Sergeant Oskowski«, sagte der Bürgermeister.
»Möchten Sie eigentlich von mir nichts über die Truppenaufstellungen, Feuerstellungen und derlei Dinge erfahren?«
»Ich glaube nicht, daß uns das viel helfen würde«, sagte der Bürgermeister.
»Das kann mir nur recht sein«, erwiderte ich. »Ich würde es Ihnen nicht gern sagen. Würde mich noch mehr als Verräter fühlen. Aber es scheint mir, als würden Sie nicht die richtige Art der Verteidigung wählen. Sie haben sich nur da für interessiert, was die Soldaten fühlen. Darauf kann ich Ihnen nur sagen, daß sie sich nach nichts anderem sehnen, als einen Krieg anzufangen.
Aber das nützt ihnen wenig. Sie müssen sich eine Verteidigungsmethode ausdenken. Ich habe ein paar Waffen mitgebracht. Sie müßten in der Lage sein, mehr davon aufzutreiben. Aber bedenken Sie, daß Sie 5000 trainierten Soldaten mit jeder Art moderner Waffen gegenüberstehen. Sie werden sie nie offen schlagen können.
So, wie ich es sehe, wäre es das beste, sie anzugreifen, bevor sie die Initiative in die Hand nehmen. Schicken Sie ein paar Wagen voll Schnaps hinaus, damit sie sich ordentlich betrinken, dann brauchen Sie nur nachts mit Messern und Knüppeln hinauszugehen, ihre Waffen wegzunehmen und sie zu liquidieren.
Ich weiß nicht, ob es klappen wird, aber es ist die einzige Art, Ihre Gesellschaft zu retten. Ich kann Ihnen zeigen, wie man Waffen benutzt und wie das Camp angelegt ist. Ich weiß, daß das Verrat ist, will es aber trotzdem tun. Denn wenn Sie nicht als erste angreifen, ist Ihre Gesellschaft erledigt.«
Nach meiner Rede stand ich da und wartete wahrscheinlich auf Beifall. Sanft und traurig lächelten mich die Ratsmitglieder an, und schließlich sagte Bürgermeister Karonopolis:
»Vielen Dank für Ihren Ausdruck der Loyalität, Sergeant Oskowski. Aber ich fürchte, wir können keine der Maßnahmen, die Sie uns vorgeschlagen haben, ergreifen. Sie sagen, wir müßten unsere Gesellschaft verteidigen, weil die Soldaten sie sonst zerstören würden. Aber, sehen Sie, wenn wir das tun, was Sie uns raten, dann haben wir sie selbst zerstört.«
Ich setzte mich; ich kam mir vor wie ein völliger Idiot, zu gleicher Zeit aber auch wie der einzige vernünftige Mann im Raum. Die Diskussion ging hin und her, meistens drehte es sich darum, ob und wie bald das Regiment angreifen würde. Ab und zu stellte einer der Räte eine Frage an mich, aber meist sprachen sie nur wie Wissenschaftler, nicht wie Politiker miteinander, wobei sie ihre Meinungen an Hand geschichtlicher Fälle aus anderen Gesellschaften bis vor der Zeit der alten Griechen erläuterten.
Am Ende entschieden sie sich dafür, noch eine Delegation zu entsenden, die diesmal den Oberst allein sprechen sollte, um seine Einstellung zu erfahren.
Herr Frendh, der Mann, der mich zum Stadthaus gebracht hatte, sagte mir, daß ich frei wäre zu tun, was ich wollte, aber er würde sich freuen, mir die Stadt zeigen
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