Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht
ob Ihre Loyalität dem Fort oder uns gehört.«
»Ich glaube nicht daß es da noch etwas zu entscheiden gibt. Ich kann nicht zurückgehen.«
»Das gilt für den Rest Ihres Lebens. Vielleicht könnten wir es arrangieren, daß Sie in aller Ehre zum Fort zurückkehren können.«
»Nein, ich fürchte, ich habe mich bereits entschlossen. Ich denke, ich muß mich eben einfach daran gewöhnen, hier zu leben.«
»Es wird nicht leicht sein. Für uns ist es eine angenehme Gesellschaft, aber wir sind ja alle darin aufgewachsen. Sie werden die Aufregungen und Konflikte vermissen. Ich bezweifle, daß Sie sich jemals unserer milden Lebensart anpassen können.«
»Ich werde es versuchen. Aber Sie scheinen ziemlich sicher zu sein, daß Sie die Probleme der Armee lösen können. Wissen Sie das so genau? Wie ist Ihr Plan?«
»Er ist psychologischer Art. Sie werden bald Näheres darüber erfahren. Natürlich besteht immer ein gewisser Prozentsatz Unsicherheit. Wir müssen abwarten und hoffen.«
Wir saßen und tranken Kaffee, die Minuten krochen langsam dahin, bis endlich der Lautsprecher an der Wand knackte. Er versetzte uns mitten in eine Unterhaltung zwischen Oberst Moss und dem Stadtrat Fitzgerald.
»Oberst, wir können Ihnen gar nicht genug dafür danken, daß Sie uns vor dem Anschlag gerettet haben«, sagte Herr Fitzgerald gerade.
»Die lange Erfahrung hat bewiesen, daß der Krieg zur menschlichen Natur gehört«, entgegnete der Oberst.
»Trotzdem hatten die Verräter uns überzeugt.«
»Sie hätten die Armee abgeschafft, ein paar Jahre gewartet und dann zugeschlagen, wenn Sie es am wenigsten erwartet hätten.«
»Wir sehen das jetzt ein, Herr Oberst.«
»Die Armee steht bereit zum Anmarsch, Herr Fitzgerald.«
»Die Zeit ist noch nicht reif. Unsere Feinde sind noch nicht bereit anzugreifen. Es wird wenigstens drei Jahre dauern, und wir selbst wollen nicht angreifen.«
»Ja, das ist die Schwäche einer demokratischen Regierung. Aber eine edle Schwäche.«
»Ich nehme an, das Beste für Sie wird sein, die drei Jahre im Training zu verbringen?«
»Nein, nein«, sagte der Oberst. »Drei Jahre Garnisonsleben würde die Männer verweichlichen.«
»Was schlagen Sie also vor?«
»Wir werden in den Tiefschlaf zurückkehren. Sie müssen die Augen gut offenhalten und uns alarmieren, sobald die Feindseligkeiten beginnen. Wenn nötig, können wir innerhalb einer Stunde bereit zum Kampf sein, aber ein paar Tage oder eine Woche Zeit ist besser.«
Stadtrat Fitzgerald und der Oberst sprachen noch ein paar Minuten miteinander, sie vervollständigten Pläne für den imaginären Zukunftskrieg gegen die Verräter; dann verabschiedete sich der Stadtrat, und das Radio verstummte.
»Ich nehme an, daß das nicht gerade fair erscheint«, sagte der Bürgermeister neben mir.
»Sie wußten, daß er den Tiefschlaf wählen würde, nicht wahr?«
»Jawohl, Sergeant. Fitzgeralds Plan basierte auf ihrem Abscheu vor dem Garnisonsleben und ihrem Glauben an die Unvermeidlichkeit eines Krieges. Mit unseren psychologischen Kenntnissen fiel es uns nicht schwer, das vorauszusagen. In der Tat wiederholte Oberst Moss symbolisch die ursprüngliche Entscheidung der Armee, in den Tiefschlaf zu gehen. Glauben Sie, daß wir Ihren Kameraden damit unrecht getan haben?«
»Nein, ich bin der Überzeugung, daß Sie das Beste, was es zu tun gab, gewählt haben.«
»Wir können versuchen, allmählich einen nach dem anderen aufzuwecken«, sagte er.
»Ja, das können Sie. Aber sie werden trotzdem nicht das Zivilleben lieben.«
Und so flog ich am nächsten Tag mit einem Hubschrauber hinaus und beobachtete die Parade des Regiments auf dem Exerzierplatz und ihren Marsch zurück in die Tiefschlafkammern. Ich war zu weit entfernt, um erkennen zu können, wer meine Gruppe anführte. Korporal Ryan, nehme ich an. Sie marschierten zurück und lösten sich auf – nicht für das zivile Leben, sondern für den ewigen Tiefschlaf.
Von mir selbst gibt es seither nicht viel zu berichten. Ich wanderte im Land umher, studierte an einigen Universitäten, ein wenig von diesem, ein wenig von jenem, und versuchte eine Heimat zu finden, eine Tätigkeit, die mich interessierte. Aber es gab nichts, denn ich war noch immer ein Soldat. Ich war ruhelos und einsam, und nicht sehr anpassungsfähig – ein alter Soldat von 40 Jahren, dem das fehlte, was er braucht: der Krieg.
Das ist der Grund, warum ich hierher zurück nach Fort Morris gekommen bin und mich darum kümmere. Nicht, daß
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