Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht
einen kleinen eigenen Krieg anfangen, bevor's erst richtig losgeht.«
»Es gibt keinen Krieg mehr, Sergeant. Haben die Zivilisten gesagt.«
»Ach ja, hätte ich fast vergessen.«
»Eigentlich sollte ich Ihren Paß prüfen, Sergeant. Und ich sollte auch darauf dringen, daß Sie den ganzen Metallkram hierlassen.«
»Das solltest du eigentlich, aber du wirst es nicht tun.«
»Nee. Für mich ist es sowieso etwas zu ruhig hier. Wenn Sie ein bißchen Krach machen können, das wäre ganz in meinem Sinne.«
So passierte ich das Tor und marschierte unter dem kühlen Mitternachtshimmel die Straße hinunter, mit meiner Ausrüstung schwer beladen.
Ich war fast im Zentrum von Linkhorn angekommen, bevor ich jemandem begegnete. Es waren zwei Männer, die wie Polizisten aussahen; sie fuhren in einem Auto, trugen aber keine Waffen bei sich, soweit ich das beurteilen konnte, und sie sprachen auch nicht wie Bullen.
»Hallo, Soldat«, sagte einer von ihnen. »Schöne Nacht, was?«
»Bringen Sie mich zu irgendeiner leitenden Persönlichkeit dieser Stadt«, forderte ich.
»Gern. Aber warum so eilig, Sergeant? Wir werden Ihnen eine Tasse Kaffee oder einen Schnaps spendieren. Wir hätten gern mehr über die Armee gehört.«
»Hören Sie«, sagte ich, »es ist ziemlich dringend.«
»Das glauben wir schon«, entgegnete der Polizist. »Sie würden doch nicht ohne triftigen Grund in dieser Ausrüstung so spät nachts in die Stadt kommen. Warum erzählen Sie's uns nicht? Vielleicht können wir Ihnen helfen.«
»Hört auf mit eurer Psychologie«, sagte ich. »Ich bin auf eurer Seite, ihr braucht mich nicht zu besänftigen. Ich bin hier, um euch zu warnen, daß die Armee euch wahrscheinlich angreifen wird. Ich wollte euch helfen, euch zu verteidigen.«
»Das ist sehr freundlich von Ihnen, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß die Armee so spät nachts noch etwas unternimmt. Kommen Sie, trinken wir etwas!«
Ich richtete meine Maschinenpistole auf ihn. »Verdammt«, sagte ich, »bringen Sie mich zu jemandem, der diese Stadt verwaltet, und hören Sie auf, mich zu psychoanalysieren, sonst fange ich den Krieg gleich hier auf der Stelle an.«
Er saß einfach da und grinste mich an; kühl und mutig und immer noch freundlich. Nach einer Minute senkte ich die Waffe und grinste zurück.
»Sie sind ein ganz schönes Risiko eingegangen«, sagte ich.
»Das glaube ich nicht. Sie sind gekommen, um uns zu helfen. Wenn Sie auf eine Schlägerei aus gewesen wären, hätte ich mich anders verhalten.«
»Machen Sie, was Sie wollen. Aber denken Sie daran, daß ich Ihnen helfen möchte. Die Armee sitzt nicht ewig da draußen und wartet auf einen Krieg.«
Ich kletterte ins Patrouillenauto, und sie fuhren mit mir in ein Restaurant, das die ganze Nacht offen hatte. Wir setzten uns und tranken tüchtig. Wie der Mann, mit dem ich mich bei meinem ersten Ausgang unterhalten hatte, schienen auch sie ehrlich an mir interessiert zu sein. Nach einer Stunde fuhren sie mich in ein Hotel und gaben mir ein Zimmer. Niemand versuchte mir meine Waffen wegzunehmen, und bevor sie gingen, versprachen sie, daß ich am Morgen mit einem Stadtabgeordneten sprechen könnte.
Ich versuchte gar nicht erst zu schlafen. Ich lag auf dem Hotelbett und dachte darüber nach, was ich getan hatte und was daraus entstehen würde, bis der Himmel sich rosa färbte und heller wurde und die Stadt wieder zu neuem Leben erwachte.
Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als mich ein Beamter aufsuchte. Er stellte sich als Stephen French vor, ein kleiner Mann Mitte Vierzig, gut gebaut, mit grauen Schläfen und guten Manieren. Der Stadtrat, so sagte er mir, tagte gerade, um über die Situation der Armee zu beraten. Er wollte mich später zur Stadthalle bringen, damit ich erzählen konnte, was ich wußte. Mit wenigen Worten brachte er es fertig, mich vor mir selbst sehr wichtig erscheinen zu lassen.
Im Speisesaal des Hotels frühstückten wir, und bei Schinken und Eiern erzählte mir Herr French, was er über die Situation wußte.
Bisher war noch nicht das gesamte Militär im Land geweckt. Ungefähr ein Drittel der Einheiten sollte zuerst entlassen werden. Die Zivilisten hatten es langsam abwickeln wollen, um einen zu plötzlichen Zustrom von Männern einer unausgeglichenen Gesellschaft zu verhindern.
Der Plan, die Militärmacht aufzulösen, schwelte schon seit einigen Jahren, aber sie hatten immer noch gewartet, bis endgültig feststand, daß es keine Bedrohung durch Kriege mehr gab. Daß
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