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Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht

Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Kerl wirklich will. Wenn er nicht zuviel verlangt, versprich es ihm. Andernfalls sag ihm gehörig deine Meinung. Sag ihm, daß wir uns bemühen wollen, gute Nachbarn zu sein, daß wir uns aber nicht herumschubsen lassen. Das wird die Angelegenheit schon in Ordnung bringen.«
    »So einfach wird das wohl nicht sein.«
    »Haben wir denn nichts, womit wir ihn befriedigen können?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Sieh mal, Virgil ...«, Reget setzte sich wieder. »Die Politik der Erde besteht darin, mit fremden Wesen gut auszukommen. Es ist doch wahr, daß wir keine Welt ohne das Einverständnis der Eingeborenen kolonisieren. Ich gebe zu, daß wir hier gewisse Verpflichtungen eingegangen sind. Aber das ist doch dreizehn Jahre her, und jetzt ist es zur Umkehr zu spät.« Reget schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Wir bleiben. Das ist mein letztes Wort. Wenn die Jaates Ärger machen wollen, so ist das ihre eigene Angelegenheit. Ich denke nicht gern daran, was wir mit ihnen tun würden, wenn sie mit ihren Messern und Lanzen auf uns losgingen. Morgen gehst du dorthin zurück und erinnerst deinen Freund daran.«
     
    Am nächsten Nachmittag, als Simmons gerade seine Geräte zusammensuchte, kam John Harpley, der Ethnologe der Kolonisten, in den Hof. Er trug Langstreckenski auf dem Rücken. »Reget meinte, daß es dir vielleicht lieb wäre, wenn ich dich begleite.« Und mit einem kleinen selbstsicheren Lächeln fügte er hinzu: »Angeblich bin ich der führende Spezialist, was die Jaates betrifft, weißt du.«
    »Ich freue mich«, versicherte Simmons. »Gott weiß, daß ich jede Art von Hilfe gebrauchen kann.« Er hatte großen Respekt vor Harpleys Intelligenz.
    Ein streunender Hund folgte ihnen auf der Straße, als sie sich auf den Weg machten. Trotz Simmons Versicherung schien sich Harpley unerwünscht vorzukommen und schwieg.
    »Auf den ersten Blick unterscheiden sich die Jaates nicht von anderen normalen Eingeborenenstämmen«, Simmons versuchte, Harpley über seine Verlegenheit hinwegzuhelfen. »Aber je mehr ich von ihnen sehe, um so weniger verstehe ich sie.«
    »Das stimmt!« Er hatte an ein Thema gerührt, das Harpley sehr interessierte, und dieser wurde sogleich gesprächig.
    »Alle in Herden lebenden Rassen haben bestimmte gemeinsame Kennzeichen – Sozialeigenschaften nennen wir sie –, die zum Bestehen ihrer Gemeinschaft notwendig sind. Respekt vor Gesetz und Obrigkeit gehören dazu, Zusammenarbeit, Verantwortungsgefühl gegenüber anderen Mitgliedern, vielleicht sogar Mitleid und Nächstenliebe – all die Werte, die im Leitsatz ›Einer für alle, alle für einen‹ enthalten sind. In dieser Hinsicht sind die Jaates den Menschen gleich, die ja auch Herdenwesen sind. Die Unterschiede liegen mehr in den grundsätzlichen Eigenarten.« Er zögerte und warf Simmons einen kurzen Blick zu.
    »Sprich weiter«, drängte Simmons.
    »Die grundlegenden Eigenschaften einer Rasse sind nicht so leicht zu erkennen wie die sozialen – sie liegen tiefer unter der Oberfläche. Sie können Instinkte, Sexualstrukturen, Familienbeziehungen, besondere Fähigkeiten und so weiter einschließen. Und die sind schwerer festzustellen.«
    Inzwischen hatten sie den Rand der Stadt erreicht und hielten neben einem kleinen Friedhof an, um die Skier an den Füßen zu befestigen. »Ich glaube, daß noch mehr dazugehört, John«, meinte Simmons. »Ich erinnere mich an ein Erlebnis, das ich kurz nach unserer Ankunft hier einmal hatte. Ich war draußen in den Hügeln gewesen und hatte mich verirrt, bis ich in eines ihrer Dörfer kam. Damals waren sie noch viel freundlicher, du erinnerst dich sicher noch daran. Es hatte den Anschein, als wollten sie gerade eine Beerdigung abhalten. Einer der Jaates – ein ziemlich junger – ging umher und rieb seine Wange an denen der anderen. Nach einer Weile erkannte ich, daß er derjenige war, der begraben werden sollte.«
    Simmons machte eine Pause und atmete tief. »Ich kann noch immer nicht recht glauben, was ich damals gesehen habe. Der junge Jaate legte sich nieder, und in diesem Augenblick nahm irgend etwas anderes ganz kurz meine Aufmerksamkeit in Anspruch. Als ich wieder zu ihm hinblickte, war er alt, uralt. Und er atmete nicht mehr. Er war tot.«
    »Ich habe davon gehört«, sagte Harpley. »Natürlich habe ich mir Gedanken über diese Kraft – oder Gabe – gemacht, und ich bin zu dem Schluß gekommen, daß es nicht immer auf die gleiche Weise vor sich geht. In deiner Erzählung war es nur eine

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