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Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht

Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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und Aufregung und dem einzigen Handwerk, das ich kannte oder kennen wollte – in eine eintönige zivile Welt aus Schaumgummi und rostfreiem Stahl.
    Auf der Plattform stand der Oberst in der gleißenden Sonne, sein Gesicht war wie eine Maske. Die Musik versuchte uns zu besänftigen, sie spielte zärtliche und sanfte Weisen. Und das Gemurmel schwoll an.
    Ein Soldat in der nächsten Reihe, ein Gewehrschütze wie ich, stieß seine Waffe in die Luft. »Zum Teufel!« schrie er. »Der Teufel soll mich holen, wenn ich ein Zivilist werde! Was, glauben Sie, bin ich denn? Sie sind ja verrückt!«
    Sein Sergeant befahl ihm, strammzustehen, aber dem Befehl fehlte die Überzeugung, die er haben sollte. Deshalb kümmerte sich der Soldat nicht darum und fuhr fort, den Zivilisten anzuschreien, und das Gemurmel wuchs an, es war wie das Summen wütender Bienen.
    »Wofür haltet ihr uns?« brüllte eine Stimme.
    »Verdammtes Zivilistenpack!« johlte eine andere.
    »Ihr kommt nicht ohne Krieg aus«, sagte mein Leutnant, halb zu sich selbst. »Es wird immer Kriege geben. Das liegt in der menschlichen Natur.«
    Die Zivilisten auf dem Podium zeigten erst Erstaunen und dann Bestürzung. Ihr ganzes Leben lang waren sie nie einem Soldaten begegnet. Wie konnte man von ihnen erwarten, daß sie ihn verstanden? Wahrscheinlich hatten sie nie auch nur ähnliches gehört wie die Soldatensprache, die sich jetzt über sie ergoß.
    Sie steckten ihre Köpfe zu einer Beratung zusammen, und dann ging Herr Karonopolis hinüber zum Oberst und sagte etwas zu ihm. Der alte Knabe stand in strammer Haltung da und schüttelte nur verneinend den Kopf. Wieder redete der Bürgermeister auf ihn ein, mit noch mehr Überzeugung. Diesmal ignorierte der Oberst ihn völlig.
    Was immer sie bei Oberst Moss versucht hatten, wiederholten sie dann bei den beiden Generälen vom Hauptquartier, erhielten aber keine bessere Antwort. Dann schritt einer der Zivilisten zum Mikrofon.
    »Meine Herren, bitte!« sagte er. »Das hat doch keinen Sinn. Wozu ist eine Armee gut ohne Kriege? Sicher wollen Sie nicht ewig im Tiefschlaf verweilen und auf einen Krieg warten, der niemals kommen wird?«
    Das Gemurmel wuchs zu einem Gebrüll an.
    »Wir haben nicht die Absicht, Sie nackt in eine feindliche Welt zu werfen«, fuhr er fort. »Sie werden für jedes Gebiet, das Sie wählen, ausgebildet werden. Oder Sie können einfach leben, ohne etwas zu tun. Sie können ein Heim haben, eine Frau und Kinder. Sie können jetzt das Leben genießen, das haben Sie sich wahrhaft verdient.«
    Dann wurde seine Stimme von dem wütenden Geschrei der Männer übertönt. Jeder einzelne meiner Gruppe schrie wild drauflos. »Wir sind Soldaten, wir wollen nichts anderes sein«, tobte Ryan. »Ihr könnt den Krieg nicht abschaffen«, kreischte Filippi. »Zur Hölle mit euch!« – »Halt die Schnauze, du Bastard!«
    Ich stand da und versuchte mir ein Bild davon zu machen, wie ich als Zivilist den Rest meines Lebens verbringen würde, wahrscheinlich noch 40 bis 50 Jahre hindurch: denn ich war erst 28; wie die Tage eintönig dahinkriechen würden, ohne erregende Ereignisse, ohne Gefahren – die Routine des weichen Lebens eines Zivilisten.
    Und trotzdem hatten sie recht, die Zivilisten. Wozu war eine Armee denn gut, wenn es keinen Krieg mehr geben würde? Könnte es sein, daß sie tatsächlich die Kriege abgeschafft hatten?
    Die Zivilisten standen dicht beieinander und hielten eine Konferenz ab. Dann näherte sich der Bürgermeister dem Oberst, der diesmal zu den Worten des anderen zustimmend nickte.
    Ich will es den Zivilisten zugutehalten – zum erstenmal in ihrem Leben standen sie Soldaten gegenüber und waren offensichtlich erstaunt über die Reaktion, die sie hervorgerufen hatten, aber während des ganzen Geschreis und Fluchens hatten sie kein Zeichen von Angst von sich gegeben. Vielleicht war es der Mut der Männer, die nicht wußten, daß das, dem sie gegenüberstanden, gefährlich war. Jedenfalls, als der Oberst dem, was sie ihn gefragt hatten, zugestimmt hatte, verließen sie das Podium, bestiegen ein Bodenfahrzeug, ein ebenmäßiges Gefährt ohne Räder oder sichtbaren Motor, und fuhren weg.
    Der Oberst trat zum Mikrofon, und innerhalb einer Sekunde wechselte der Lärm zu Totenstille über, so daß wir wieder die besänftigende Musik hören konnten.
    »Alle Mann in die Baracken«, sagte der Oberst. »Einrichten zum Garnisonsdienst!«
    So marschierten wir über den Exerzierplatz zu den Baracken – 5000 Mann

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