Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht
von meinem Standpunkt aus gesehen, Sergeant, bin ich ganz und gar nicht feige. Mich berührt einfach nicht, was Sie sagen. Ich kenne mich, meine Fehler, meine Schwächen, meine Kräfte, zu gut, und Sie haben dem keine neuen Erkenntnisse hinzugefügt. Und selbst wenn das der Fall wäre, würde ich Ihnen wahrscheinlich eher dafür danken, als Sie schlagen.«
Ich erreichte überhaupt nichts, und außerdem war ich selbst auch schon nicht mehr so richtig bei der Sache. Irgendwie erinnerte er mich an meinen Vater, obgleich er nur wenige Jahre älter als ich sein konnte, oder daran, wie mein Vater hätte sein sollen. Ich ging weiter. Ich mußte ein Mädchen finden, um das, was Filippi über sie gesagt hatte, zu überprüfen.
Inzwischen war es dämmrig geworden, und ich spazierte durch einen der grünen Parks, die die Stadt überall durchsetzten. Das Mädchen war klein und schlank, mit langen braunen Haaren, die glatt über ihren Rücken herunterfielen, das Gesicht war jung und keck.
»Wie wär's mit uns beiden, Puppe«, sagte ich.
Sie gab ein klingendes Lachen von sich und entgegnete: »Ich heiße Jodi.«
»Ich bin Kenny Oskowski«, stellte ich mich vor. »Willst du's zur Abwechslung mal mit 'nem richtigen Mann versuchen?«
»Ich möchte Sie gern etwas näher kennenlernen, wenn Sie das meinen?«
»Sicher, Baby. Suchen wir uns ein Hotel, wo wir uns aus der Nähe betrachten können.«
»Ich würde lieber spazierengehen. Es ist so ein wunderschöner Abend heute. Wäre Ihnen das nicht auch recht?«
»Also gut. Gehen wir«, sagte ich. »Ich hab's nicht eilig.«
Wir gingen spazieren. Wir tranken zusammen einen Milchmix. (Ich – und ein Milchmix! Aber ich brauchte bei ihr keinen Whisky, obgleich sie nichts dagegen gehabt hätte.) Wir gingen kegeln und dann wieder spazieren, und schließlich saßen wir auf einer Bank im Park und lauschten einem Konzert.
Um halb elf brachte ich sie nach Hause, und sie kam mir vor wie meine kleine Schwester und nicht wie eine, die ich auf der Straße aufgelesen hatte. Ich begleitete sie bis zur Haustür, fühlte mich wohlig und zufrieden und hoffte auf einen einzigen hastigen Gute-Nacht-Kuß.
»Hättest du Lust, die Nacht über bei mir zu bleiben, Kenny?« fragte sie.
»Ich dachte nicht, daß du so eine wärst, Jodi«, sagte ich.
»Was für eine? Ich mag dich. Ich bin gern bei dir.«
»Und die Liebe?«
»Ich glaube, das ist Liebe. Liebe kann man nicht festnageln.«
»Möchtest du gern heiraten?«
»Nein, warum? Ich mag dich jetzt, vielleicht liebe ich dich sogar, aber deshalb brauche ich dich doch nicht gleich zu heiraten und den Rest meines Lebens mit dir verbringen zu wollen.«
Und so ging ich am Ende doch mit ihr und blieb die ganze Nacht über. Wir waren zärtlich und liebevoll – um der Sache und unser selbst willen. Am Morgen ging ich zurück zur Armee; ich fühlte mich, wie ich mich nie zuvor nach einem Nachturlaub gefühlt hatte. Ich war glücklich und mit der Welt zufrieden, ohne Katzenjammer oder Schuldgefühl, ohne schlechte Witze für die Kameraden.
In Fort Morris sprachen die Soldaten noch immer vom Krieg. Sie forderten, daß man für sie einen Krieg mache oder daß Oberst Moss sie gegen die Zivilisten führe.
Den ganzen Tag lang exerzierten wir – Schießübungen, Gefechtstaktik, körperliche Ertüchtigung. Am Nachmittag erhielten alle die, die noch keinen Ausgang gehabt hatten, die Erlaubnis, nach Linkhorn zu fahren.
Verbittert, wütend und enttäuscht kamen sie einer nach dem andern zurück, die meisten schon vor zehn Uhr. Es war ihnen nicht gelungen, Streit anzufangen oder jemanden zu verärgern. In kleinen Gruppen standen sie in den Baracken und besprachen die Dinge, die sie gesehen hatten und was sie mit den Zivilisten machen wollten.
»Mann, sind die stumpfsinnig«, sagte Sergeant Oliver. »Das beste, was wir mit ihnen tun können, ist, sie aufzurütteln und ein bißchen durcheinanderzuwürfeln.«
»Man kann sie noch nicht mal zu einem Boxkampf bringen«, sagte ich. »Wie, zum Teufel, soll man mit ihnen einen Krieg führen?«
»Wir dürfen nicht mit ihnen reden«, sagte er. »Man muß ja nicht reden, um einen Krieg anzufangen. Man geht einfach hin und schießt dazwischen.«
»Aber warum willst du unbedingt einen Krieg anfangen? Was haben sie dir getan?«
»Seit wann bist du denn ein Friedensstifter?« sagte Oliver.
»Vielleicht seit letzter Nacht. Es scheint eine recht glückliche Welt zu sein. Warum sollten wir sie zerstören?«
»Weil das unser
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