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Magazine of Fantasy and Science Fiction 02 - Das letzte Element

Magazine of Fantasy and Science Fiction 02 - Das letzte Element

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 02 - Das letzte Element Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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warten was geschehen würde. Er würde seine Träume wieder ungestört beenden können. Vielleicht würden sie lebendiger sein und viel klarer und deutlicher nach einer solchen langen Unterbrechung. Er würde –
    Aber Wills war nur halb bei der Sache. Sie hatten Starlings Reaktion auch nicht voraussehen können, als sie ihm die Träume nahmen; woher sollten sie wissen, was geschehen würde, wenn er sie zurückbekam? Eine eisige Vorahnung setzte sich in seinem Gehirn fest, aber er ließ Daventry gegenüber davon nichts verlauten. Worauf es hinauslief, war folgendes: Wie auch immer Starling reagieren würde, es würde falsch sein.
    Er berichtete Daventry, daß der Zeitpunkt, zu dem das Experiment beendet werden sollte, zum Teil bekannt geworden war, und sein Vorgesetzter runzelte die Stirn.
    »Das ist schade, Harry«, sagte er. »Auch Starling wird es sich an den Fingern abzählen können, wenn er darauf kommt, daß jetzt sechs Monate vergangen sind. Aber das macht nichts. Wir machen einfach ein paar Tage länger weiter, ja? Soll er denken, er hätte sich geirrt.«
    Er sah auf den Kalender. »Sagen wir, noch drei Tage mehr. Am vierten machen wir dann endgültig Schluß. Wie wäre das?«
    Zufällig – oder etwa nicht? – hatte Wills gerade an diesem Tag wieder Nachtdienst; das war alle acht Tage einmal, und die letzten Male waren absolut unerträglich gewesen. Ob Daventry das Datum extra so ausgewählt hatte? Vielleicht. Aber was machte es schon für einen Unterschied?
    »Werden Sie hier sein, um zu sehen, was sich ereignet?« fragte er.
    Daventrys Gesicht verzog sich rein automatisch zu einem Ausdruck des Bedauerns. »Leider nicht – ich nehme in dieser Woche an einem Kongreß in Italien teil. Aber ich habe vollstes Vertrauen zu Ihnen, Harry, das wissen Sie ja. Übrigens – ich machte gerade einen Bericht über Starling für das psych. Journ. fertig« – wieder diese Manieriertheit: er zog es zu einem Wort zusammen, das dann etwa wie ›Psyjourn‹ klang – »und ich finde, Sie sollten als Mitautor auftreten.«
    Nachdem er so seinen Zerberus genügend besänftigt hatte, wandte sich Daventry wieder seiner Arbeit zu.
    In dieser Nacht hatte außer ihm noch Green Dienst, ein kleiner, kluger Mann, der Judo konnte. In gewisser Hinsicht war das eine Hilfe; normalerweise störte Wills Greens Gesellschaft nicht, er hatte sogar schon ein paar Judogriffe von ihm gelernt, die ganz nützlich sein konnten, um tobende Patienten in den Schranken zu halten, ohne sie zu verletzen. Heute aber ...
    Während der ersten halben Stunde unterhielten sie sich ganz allgemein über dieses und jenes, aber Wills verlor manchmal den Faden, denn seine Gedanken wurden vom Bild dessen abgelenkt, was in dem Zimmer neben dem Gang vor sich ging, wo Starling zwischen Schatten und Signallichtern fortlebte. Niemand störte ihn, als er in sein Bett ging; er machte alles allein, befestigte die Drähte und Leitungen, legte die Klappen auf seine Augen, schaltete die Anlage ein. Es bestand die Gefahr, daß er bemerkte, daß der Summer abgestellt war, aber es war stets so eingerichtet gewesen, daß er erst nach etwa dreißig Minuten oder noch später eingeschaltet wurde.
    Obgleich Starling nie etwas tat, das ihn wirklich ermüdete, schlief er immer schnell ein. Ein weiterer Beweis seiner gefügigen Gedankenwelt, dachte Wills mißmutig. Ins Bett gehen, hieß schlafen, also schlief er.
    Gewöhnlich dauerte es drei Viertelstunden, bis sich der erste Traum allmählich bildete. Sechs Monate und einige Tage lang hatte der Summer den ersten und alle folgenden Träume zerstört; der Schlafende hatte sich wieder ordentlich zurechtgelegt, ohne die Bettücher zu verziehen, und –
    Aber nicht heute nacht.
    Nach vierzig Minuten stand Wills mit trockenem Mund auf. »Ich bin in Starlings Zimmer, falls Sie mich brauchen«, sagte er. »Wir haben den Summer abgestellt, und er wird wieder normal träumen können.« Das Wort normal klang wenig überzeugt.
    Green nickte und nahm eine Zeitschrift vom Tisch. »Da sind Sie einer ganz netten, ungewöhnlichen Sache auf der Spur, was, Doktor?« meinte er.
    »Das weiß nur der liebe Gott«, antwortete Wills und verließ das Zimmer.
    Sein Herz schlug so laut, daß er fürchtete, damit die ganze Umgebung aufzuwecken; seine Schritte dröhnten wie dumpfe Hammerschläge, und das Blut stieg ihm in den Kopf. Er mußte ein Schwindelgefühl niederkämpfen, das die geraden Linien des Korridors – Fußboden-Wand ein Linienpaar, Wand-Decke ein

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