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Magazine of Fantasy and Science Fiction 02 - Das letzte Element

Magazine of Fantasy and Science Fiction 02 - Das letzte Element

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 02 - Das letzte Element Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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hauptsächlich durch seinen Schwager kennenlernte und auf die er keinen allzu großen Eindruck machte, die ihn aber alle »ziemlich gern« mochten.
    Ziemlich – dieses Wort spielte überhaupt eine große Rolle in seinem Leben. Kaum etwas war vollkommen. Aber – im Gegensatz zu seinen Träumen – hätte er nie völlig aufgeben können. Er machte stets das Beste aus den Dingen.
    Die Versuchspersonen waren eine gemischte kleine Gruppe von Menschen: sieben Studenten, ein Lehrer, der gerade Ferien hatte, ein Schauspieler ohne Engagement, ein sich selbst zermürbender Schriftsteller, ein Demonstrant, dem alles gleich war, und Starling. Sie wurden dem von Dement im New York Mount Sinai Hospital entwickelten Verfahren unterworfen, das inzwischen von Daventry verbessert und automatisiert worden war – und auf Starling wurde es immer noch angewandt; wenn die Signale anzeigten, daß er zu träumen begann, löste sich ein lauter Summton aus. In den elf anderen Fällen reagierten die Volontäre genauso, wie Dement es vorausgesagt hatte: das Unterbrechen ihrer Träume machte die Personen nervös, es verwirrte sie, gereizte Stimmungen überkamen sie. Der Kräftigste gab nach dreizehn Tagen auf.
    Außer Starling – das mußte betont werden.
    Es störte sie nicht, daß ihr Schlaf unterbrochen wurde – wie bewiesen wurde, indem man sie zwischen den und nicht während der Träume weckte. Daß es ihnen nicht erlaubt war, zu träumen, das war der Grund für ihre Störungen.
    Normalerweise schienen die Menschen jede Nacht eine Stunde lang zu träumen, in vier oder fünf voneinander getrennten Zeitspannen. Das zeigte an, daß das Träumen einem Zweck diente: aber welchem? Zerstreuung antisozialer Regungen? Eine Verherrlichung des eigenen Ich, um unterdrückte Wünsche zu befriedigen? Das alles war keine befriedigende Antwort. Aber ohne Starling, der ihnen dabei einen Strich durch die Rechnung machte, hätten die Forscher eine ähnliche Verallgemeinerung akzeptiert und die Sache auf sich beruhen lassen, bis eines Tages die Wissenschaft besser ausgerüstet sein würde, das unfaßbar erscheinende Träumen abzuwägen und zu messen.
    Einzig und allein Starling war aus der Reihe getanzt. Anfangs hatte er reagiert, wie sie es vorausgesagt hatten. Die Häufigkeit seiner Träume stieg von fünfmal auf zwanzig-, dreißigmal an und noch höher, und der Summton unterband jedes neue Entstehen, indem er den verabscheuten Großvater, die gestrengen Lehrer in nichts auflöste. –
    War da vielleicht ein Anhaltspunkt? Wills hatte schon früher manchmal darüber nachgedacht. War es möglich, daß – während andere Leute Träume unbedingt brauchten – Starling sie haßte? Waren seine Träume so bedrückend, so unglücklich, daß er froh war, von ihnen befreit zu sein?
    Dieser Gedanke war attraktiv, denn er war einfach und bestechend, aber er hielt keiner Diskussion stand. Frühere Versuche hatten gezeigt, daß das genauso wäre, als behauptete man, ein Mensch sei von der Ausscheidung befreit, wenn man ihm nichts mehr zu essen und zu trinken gibt.
    Aber bei Starling war keine Wirkung zu erkennen. Er hatte weder Gewicht verloren noch zugenommen; er sprach deutlich, reagierte innerhalb normaler Grenzen auf Intelligenz- und Rorschach-Tests und was sie sich sonst noch alles einfallen ließen.
    Es war einfach unnatürlich.
    Wills versuchte, sich zu fassen. Wenn er seiner eigenen Reaktion offen ins Gesicht sah, erkannte er sie als das, was sie in Wirklichkeit war – eine instinktive aber irrationale Furcht – wie die eines Fremden, der aus einem anderen Land mit einem unterschiedlichen Dialekt und unterschiedlichen Tischmanieren kam. Starling war ein Mensch, folglich waren seine Reaktionen auch natürlich; folglich hatten die anderen Experimente nur durch Zufall übereingestimmt, und das Träumen war überflüssig – oder aber Starlings Reaktionen waren wie die jedes anderen und wurden nur unterdrückt, bis sie letzten Endes mit aller Macht aufbrausen und überkochen würden, wie ein Dampftopf, der seinen höchsten Druck überschreitet.
    Es würde noch drei Wochen dauern.
    Das gewohnte schüchterne Klopfen ertönte an der Tür. Wills rief Starling mit brummiger Stimme herein und wunderte sich bei seinem Anblick darüber, daß er ihn des Nachts, wenn er passiv und unbeweglich im Bett lag, zu Gedanken an scharfe Dolche und Beerdigungen an Kreuzwegen anregen konnte.
    Der Fehler mußte bei ihm selbst liegen, nicht bei Starling.
    Die Tests verliefen wie

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