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Magazine of Fantasy and Science Fiction 02 - Das letzte Element

Magazine of Fantasy and Science Fiction 02 - Das letzte Element

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 02 - Das letzte Element Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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gewöhnlich. Das machte Wills Gedankengang zunichte – daß Starling das Fehlen von Träumen begrüßte. Wenn er nämlich tatsächlich von einer Last befreit worden war, dann würde sich das in einer stärkeren, sicheren Persönlichkeit ausdrücken. Die mikroskopische Veränderung, die wahrzunehmen war, konnte der Tatsache, daß sich Starling seit Monaten in dieser völlig anspruchslosen und befriedigenden Umgebung befand, zugeschrieben werden.
    Das war auch keine Hilfe.
    Er schob die Testformulare beiseite. »Herr Starling«, begann er, »warum haben Sie sich für diese Experimente freiwillig zur Verfügung gestellt? Ich muß Sie schon einmal danach gefragt haben, aber ich habe es wieder vergessen.«
    Es stand alles in den Akten, aber er wollte sich noch einmal vergewissern.
    »Ja – ich weiß eigentlich nicht so recht, Doktor.« Starling hatte eine sehr sanfte Stimme. Seine Augen, die sanft waren wie die einer Kuh, blickten ihn offen an. »Ich glaube, meine Schwester kannte jemanden, der es schon mal gemacht hatte, und mein Schwager ist ein Blutspender und sagte andauernd, daß jeder etwas tun sollte, um die Gesellschaft zu unterstützen, und da ich den Gedanken an Blutspenden nicht vertragen konnte und auch Spritzen und so was nie mochte, schien mir das hier gar keine schlechte Idee, und da sagte ich, daß ich es tun wollte. Dann natürlich, als Doktor Daventry meinte, daß ich ungewöhnlich wäre und ob ich weitermachen wollte, dachte ich mir, daß es mir nichts geschadet hatte, und sah nicht ein, warum nicht, wenn es gut für die Wissenschaft –«
    Die Stimme plätscherte weiter und weiter und fügte nichts Neues hinzu. Starling war an neuen Dingen sehr wenig interessiert. Er fragte Wills nie nach dem Zweck irgendeines Tests, dem er sich unterziehen mußte; wahrscheinlich fragte er seinen Hausarzt auch nie, was er ihm verschrieb; es genügte, wenn irgend etwas auf dem Rezept stand, von dem er annehmen konnte, daß es zu irgend etwas nutze war. Vielleicht war er wegen seiner Neugierde schon so oft ausgescholten oder abgewiesen worden, daß er das Gefühl hatte, weder Wills noch die Vorgänge im Krankenhaus, noch deren Zusammenhänge begreifen zu können.
    Er war anpassungsfähig. Es war die gereizte Stimme seines Schwagers, die über seine Nutzlosigkeit schimpfte und ihn in dieses Abenteuer gestürzt hatte. Wills betrachtete ihn, und es wurde ihm klar, daß der Entschluß, sich für die Untersuchungen anzubieten, für Starling der größte gewesen war, den er je in seinem Leben gefaßt hatte; vergleichbar bei anderen nur mit der Entscheidung, zu heiraten oder ins Kloster zu gehen. Und trotzdem stimmte das auch nicht ganz. Starling traf seine Entscheidungen nicht auf einer solchen Basis. Dinge wie dies hier passierten ihm eben einfach.
    Impulsiv fragte Wills: »Und was soll geschehen, wenn die Untersuchungen vorbei sind, Herr Starling? Sie werden sicher nicht ewig dauern.«
    Mit ruhiger Stimme kam die unvermeidliche Antwort: »Ach, wissen Sie, Herr Doktor, darüber habe ich mir eigentlich noch keine Gedanken gemacht.«
    Nein, es war für ihn keine Befreiung, seiner Träume beraubt zu sein. Es bedeutete ihm nichts. Nichts bedeutete ihm etwas. Starling war nicht tot. In einer menschlichen Werteskala war Starling intransitiv. Starling war ein anpassungsfähiges, anschmiegsames Etwas, das ihn ganz und gar ausfüllte, ein Etwas ohne eigenen Willen, das das Beste aus dem zu machen versuchte, was vorhanden war, aber keinen Deut mehr.
    Wills wünschte, er könnte den Geist, der ihm solche Gedanken eingab, bestrafen, und forderte ihre Quelle auf, ihn zu verlassen. Aber obgleich Starling körperlich fortging, blieb seine nicht existierende Existenz doch bestehen; sie brannte, zeichnete sich undeutlich ab und rumorte weiter in Wills chaotischen Gedanken.
    Diese letzten drei Wochen waren schlimmer als alle anderen. Die Kugel, der scharfe Dolch, das Kreuz für die Beerdigung – Wills bemühte sich, diese Bilder aus seiner Vorstellung zu verjagen, aber es half nichts. Tief in ihm flüsterte eine Stimme, die ihm tiefes Grauen einflößte, aber sein beruflicher, sachlicher Verstand wehrte sich dagegen.
    Daventry war der Meinung – und gemäß den Prinzipien des Experiments hatte er natürlich recht –, daß sie, um eine echte Kontrolle zum Vergleich zu haben, nur den Summer, der an die elektronische Anlage angeschlossen war, abzuschalten brauchten, wenn der Zeitpunkt gekommen war, Starling aber nichts davon zu sagen und zu

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