Magazine of Fantasy and Science Fiction 02 - Das letzte Element
könntest für die Gruppe Quellen oder Erzlager suchen. Dein Vater hat die Karten für den Baumbestand dieses Gebiets, aber richtige, vollständige geologische Aufzeichnungen für unser Volk existieren noch nicht.«
Nun, die Idee war besser als gar nichts. An diesem Abend frischte Mutter also mit mir noch einmal das Spüren von Wasser und Metall auf, und über Nacht schaltete ich meine Gedanken an die Gruppe an, so daß ich am nächsten Morgen die grundlegenden Dinge für die Arbeit in mich aufgenommen hatte. In Wirklichkeit dauert es Jahre, bis man ein Experte ist, aber ich konnte mich für den Rest des Sommers einmal ausgiebig damit beschäftigen.
Cayuse Canyon war so reich an Wasservorkommen, daß es keinen großen Spaß machte, danach zu suchen, obgleich ich den kleinen Flußlauf unter Tage geradezu liebte, den ich in einer Höhle unter dem Bach gefunden hatte. Deshalb widmete ich mich dem Metall, und am Abend des ersten Tages war ich darin schon ganz geschickt. Allerdings konzentrierte sich meine Geschicklichkeit mehr darauf, Abfälle von Lagerplätzen, Bierdosen und dergleichen, aufzutreiben, womit man natürlich keinen großen Staat machen kann. Es ist genauso, als fände man einen Telegraphenmasten, wenn man nach einem Zahnstocher sucht.
Gegen Ende der Woche hatte ich meinen Spürsinn schon beträchtlich verfeinert. Etwa dreißig Meter über der Oberfläche schwebend, hatte ich eine alte Gabel mit zwei Zinken aufgespürt, die fast einen halben Meter tief unter dem Schlamm bei einem der Kamine steckte; außerdem ein Hufeisen in einer Felsspalte, zwei Meter über dem Bach. Der Himmel weiß, wie das da hingekommen war!
»Enorm!« Remy schubste es mit dem Finger beiseite, als ich meine Beute nach dem Abendessen der ganzen Familie vorführte. »Eisen – und noch dazu bearbeitetes – wirklich ganz enorm!«
Ich wurde rot und gab ihm eine Antwort, wie ich es sonst nur selten tue. »Wie weit hast du heute die Welt von der Stelle bewegt, du kluges Kind? War das etwa das Haus, das ich heute an mir vorbeidonnern hörte, oder gelang es dir vielleicht, eine Streichholzschachtel vom Tisch zu heben?«
Das war nicht fair von mir, denn er hatte mit seinem Motivieren noch ziemliche Schwierigkeiten, brachte alles so sehr durcheinander, daß er kaum irgend etwas heben konnte. Wie ein Tausendfüßler, der sich bemüht, beim Gehen seine Beine zu beobachten. Natürlich würde sich das mit der Zeit geben, aber Remy ist nicht sehr ausdauernd.
»Wer ist ein kluges Kind?« Bevor ich mir dessen bewußt wurde, klebte ich schon an der Decke, die Lampe verbrannte mir fast den Rücken.
»Remy!« rief Mutter. »Nicht bei Tisch!«
»Hol sie runter.« Vater sprach ganz ruhig, aber ich wurde so schnell wieder hinuntergedrückt, daß ich fast mit meinem Rock eine Blumenvase vom Tisch gerissen hätte.
»Tut mir leid.« Remy hielt den Blick gesenkt, seine Hände waren zu Fäusten geballt, und er schloß uns so völlig aus, daß wir blinzelten, und dabei ließ er es auch den ganzen Rest des Abends.
Als er am nächsten Morgen wegging, verabschiedete er sich kaum von uns. Mißmutig gab er den obersten Ästen des Baums am Eingang einen Tritt. Mutter und Vater sahen einander an und schüttelten den Kopf, wie Eltern das so an sich haben, und Vater kniff den Mund zusammen wie ein richtiger Vater, und es tat mir leid, daß ich die ganze Sache angestiftet hatte – obgleich ich eigentlich nicht ganz sicher bin, ob ich es war.
Ich unterhielt mich prächtig den ganzen Tag über. Ich war so darin vertieft, die verschiedenen Dinge, die ich aufspürte, zu sortieren, daß ich darüber völlig die Zeit vergaß und das Mittagessen verpaßte. Als ich aus dem Stand der Schatten die Zeit errechnete, war es schon viel zu spät; außerdem befand ich mich zu weit von zu Hause entfernt, um extra zurückzukehren. Ich wollte sowieso diesen Teil der Kamine erst fertigmachen. Ich seufzte also und labte mich an dem frischen kühlen Quellwasser, dann machte ich weiter. Der Wind blies mir die Haare aus dem Gesicht und trocknete den Schweiß auf meiner Stirn.
Konzentration macht sich bezahlt! Gegen vier Uhr spürte ich in dem letzten der turmhohen Kamine Metall auf, ganz tief innen. Oder im ersten, wenn man von der anderen Seite aus zu zählen begann. Jedenfalls spürte ich dicht am Grunde des letzten Metall auf – keinen Stahl und auch kein Fabrikprodukt! Aufgeregt landete ich auf der Seite des Berges und machte den genauen Punkt aus. Ich zerriß meinen Rock,
Weitere Kostenlose Bücher