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Magazine of Fantasy and Science Fiction 02 - Das letzte Element

Magazine of Fantasy and Science Fiction 02 - Das letzte Element

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 02 - Das letzte Element Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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zerkratzte mir die Backe und brach zwei Fingernägel ab, bevor ich die Stelle inmitten eines Gestrüpphaufens fand. Mit den Fingern strich ich daran entlang. Eine kleine Goldader. Zwei Meter im festen Felsen unter mir. Über zehn Zentimeter lang, so dick wie die Fäden in einer Glühbirne! Ich mußte über die Streichholzschachtel lachen, mit der ich noch gestern Remy geneckt hatte, aber ich freute mich trotzdem. Gewiß, es war klein, aber ich hatte es entdeckt, oder etwa nicht? Aus einer Höhe von dreißig Metern!
    Es war schon spät, und ich hatte eine Mahlzeit nachzuholen und so hob ich mich auf die Spitze des letzten Kamins und orientierte mich. Ich konnte eine Abkürzung nach Hause erkennen und in einem Bruchteil der Zeit, die ich für den Herweg benötigt hatte, zurückgelangen. Ich befand mich inmitten eines atemberaubenden Panoramas und konnte mich nur schwer entschließen, meinen Standort zu verlassen, aber schließlich startete ich dann doch. Auf einer Geraden entfernte ich mich von den Kaminen und bewegte mich auf einen Einschnitt im Berg zu, direkt unter dem alten Selkirk-Bergwerk. Ganz unbewußt nahm ich Metall wahr, als ich mich direkt darüber befand. Es war auffälliges Zeug wie Stacheldraht, Dosen, alte Dachrinnen, Reifen von Fässern – alles verursachte das raspelnde Gefühl von Rost.
    Und ganz plötzlich drang es in mein Bewußtsein – schlank und glitzernd, weich und kompliziert! Ich überprüfte es von der Luft aus und kreiste darüber! Bierdosen, Zaundraht, Hufeisen – glatt und strahlend und weich – kein Eisen! Ich setzte zu einer weichen Landung an. Was konnte es sein? Ein Wassertank? Geräte in einem Bergwerkstollen? Aber es war nicht verrostet, sondern glatt und glänzend und sauber. Aber wie groß? Wenn ich doch nur ein bißchen besser über Größen und Inhalte Bescheid wüßte. Ich konnte die Formen und den Umfang von Dingen ausmachen, die mir vertraut waren, aber das hier nicht. Ich hob mich vom Boden und kreiste, bis ich es wieder einfing, dann verengte ich meine Kreise immer mehr und mehr, bis ich über einer bestimmten Stelle schwebte. Genau über dem alten Selkirk-Bergwerk. Enttäuscht schnitt ich eine Grimasse; ich verspürte, ein wenig verärgert, das verwirrende Gefühl von allen möglichen Silberresten in dem seit fünfzig Jahren verlassenen Bergwerk, sowie die Spuren einer Menge anderer Metalle, die ich noch nicht kannte. Dann stieß ich einen Seufzer aus. Muß es falsch ausgelegt haben, dachte ich – aber es war glänzend und groß, weich und kompliziert – so jedenfalls fühlte es sich noch immer an. Unangenehme Unterbrechung! Sei vernünftig, Mädchen!
    Der Hunger trieb mich so schnell heimwärts, daß ich meinen persönlichen Schutz aktivieren mußte, um gegen den Feind anzukommen.
    Bevor ich noch in Sichtweite des Lagers kam, wo wir den Sommer während unserer jährlichen Schicht für die Gruppe verbrachten, fühlte ich Remys Rufe. Er nannte mich nicht direkt beim Namen, aber er brauchte Trost, und wer hätte ihm den besser geben können als sein Schatten? Deshalb steuerte ich auf unseren Walnußbaum zu und kam direkt hinter ihm zum Stehen. Mürrisch hockte er da.
    »Ich sitze fest«, sagte er. »Ron sagt, ich brauche nicht mehr zu kommen, bevor ich nicht geläutert bin. Vater sagt, ich soll morgen anfangen, das Lager aufzuräumen und zu säubern.«
    »Oh, Remy!« rief ich, bestürzt über sein Unglück. »Aber warum denn?«
    Er grinste wütend. »Ron sagt, ich kann nichts lernen, solange ich für den falschen Zweck und aus den falschen Beweggründen heraus lerne.«
    »Falsche Beweggründe?« fragte ich.
    »Ja. Er meint, ich will kein Motivierer werden, um des Motivierens selbst willen. Ich würde nur einer werden wollen, um es den Leuten zu zeigen – Vater, dir und den Alten. Er sagt, ich will nicht in den Raum, weil ich mich für ihn besonders stark interessiere, sondern weil ich eine Wut auf unser Volk habe, weil sie der Welt nicht verkünden, daß sie es tun könnten, und zwar jetzt sofort, wenn sie nur wollten. Er sagt« – heftig riß Remy einen Grasbüschel aus – »er sagt, er hat nicht die Absicht, mir irgend etwas beizubringen, solange ich aus solchen kindischen Gründen heraus etwas lernen will. Was glaubt er wohl, daß ich tun werde – eine Hiroshima-Bombe abwerfen?«
    Ich zügelte die Welle des Bedauerns, die mit seinen Worten hochschlug. »Einer von uns war mit in jenem Flugzeug«, sagte ich. »Hast du das vergessen?«
    »Aber er hat keine Mittel

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