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Magazine of Fantasy and Science Fiction 03 - Heimkehr zu den Sternen

Magazine of Fantasy and Science Fiction 03 - Heimkehr zu den Sternen

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 03 - Heimkehr zu den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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ihre Stimme, gedämpft und verschlafen, die nach ihm rief? Es klang wie »Liebling ...« War sie das?
    Er war sich nicht sicher. Nie würde er es erfahren. Er tastete sich die Treppe hinunter und hinaus auf die Straße. Noch ein mal warf er einen kurzen Blick nach oben und stellte fest, daß das Fenster geschlossen und dunkel war, dann wandte er sich wieder ab. Er stand noch immer im Hauseingang, als er den Polizisten wahrnahm. Seine Glieder erstarrten, er konnte sich nicht bewegen. Der Polizist war gerade um die Ecke gebogen und kam direkt auf ihn zu, mit seinem Stock gegen den Rinnstein klopfend.
    »Geh weiter. Ganz langsam«, forderte sich Billy selbst auf. Er ging geradewegs auf den Polizisten zu. Sie gingen aneinander vorbei, ohne einen Blick gewechselt zu haben. Billy drehte sich nicht mehr um.
    Bis zu seiner Behausung waren es elf Häuserblocks. Eigentlich zur zehn, aber dabei wäre er an einer Kirche vorbeigekommen, und er hatte sich schon lange einen Umgehungsweg gesucht. Elf, dachte er. Elf – helf! Das bedeutete Glück. Komisch, daran hatte er noch nie gedacht. Aber warum starrten ihn die Leute so an, die ihm begegneten – der Mann mit dem Mädchen dort, zum Beispiel? Oder irrte er sich? Sein Gesicht verriet doch nichts, oder? Nein. Er grinste. Wie sollte es denn? Er ging weiter. Langsam, schön langsam, befahl er sich immer wieder. Langsam, nur langsam.
    Eine plötzliche Stimme ließ ihn zusammenzucken: »He, Jack, spendierst du mir 'ne Tasse Kaffee?«
    »Nein, verdammt noch mal, nein!«
    Die Stimme gehörte einem sehr alten Mann mit einem unterwürfigen, hündischen Blick. Billy hatte nicht bemerkt, wie er sich aus dem Schatten gelöst hatte. Erschreckt zog sich der Alte wieder zurück.
    Billy wurde sich bewußt, daß er gebrüllt hatte. Das war ein Fehler, dachte er. Du ziehst die Aufmerksamkeit auf dich. Sieh dich vor!
    Langsam und ruhig ging er weiter – durch die gedämpften nächtlichen Geräusche der Großstadt. Als er gerade die Straße überqueren wollte, erscholl ein Schrei, Kreischen, Lärm. Ein Ambulanzwagen jagte vorüber. Billy prallte zurück, blieb zitternd am Bordstein stehen. Eine Ambulanz. Ein zerbrochener Spiegel wäre schon schlimm genug gewesen, aber eine Ambulanz ... Er schloß die Augen, lehnte sich gegen einen Laternenpfahl und zählte leise vor sich hin, bis sich daß Aufheulen der Sirene in der Entfernung verlor und dann völlig verklang.
     
    »Nimm's nicht so schwer«, sagte er zu sich selbst.
    Aber jetzt mußte er zum erstenmal an Franny denken, wie sie auf dem Bett lag, während der süße Geruch sie unsichtbar einhüllte ... »Schsch ... schsch ...« Einen kurzen Augenblick lang fühlte er den Drang, zurückzulaufen, an die Tür zu hämmern und laut zu schreien. »Franny! Wach auf! Aufwachen!« Sie war ein netter Kerl, wirklich! Ein netter Kerl! Aber dieses Gefühl entsprang nicht der Reue, sondern seiner Furcht. Die Ambulanz hatte ihn erschreckt.
    Er beherrschte sich und ging weiter.
    Als er zu Hause anlangte, hatte er sich wieder beruhigt. Er stieg die drei Stockwerke zu seinem Zimmer hoch wie jede Nacht, lauschte seinen lauten Fußtritten, dem Quietschen der Dielen, passierte das trübe Lampenlicht beim Treppenabsatz und die verschlossenen, numerierten Türen mit dem Schnarchen dahinter. Ein Mann kommt ein bißchen früher nach Hause als sonst, dachte er, sonst nichts.
    Aber er suchte mit dem Schlüssel das Loch des Vorhängeschlosses, das er selbst angebracht hatte, als wäre er betrunken. Er mußte den Schlüsselbart mit Daumen und Zeigefinger halten und in die Öffnung führen. Das überraschte ihn, denn sonst war er völlig ruhig.
    Es schlug zwei Uhr, als er sein Zimmer betrat. Er drehte die Lampe über dem Frisiertisch an, betrachtete sich im Spiegel und grinste. Er schaltete das Radio ein, wie er es immer tat, ganz leise, streckte sich auf dem Bett aus, den Kopf in die Hände gestützt, und lauschte dem Discjockey. »... und jetzt für Sally Costello und Slim aus 1413, Garden Street, Tex Benekes Aufnahme von – tut mir leid, Sally und Slim, wir haben Texs Platte nicht – jemand hat sie zerbrochen, aber wir spielen euch dafür Dukes –«
    Der Gedanke zu verreisen kam ihm ganz plötzlich und endgültig. Er sah auf die Uhr. Dreiviertel vier. Natürlich – die Sachen packen, zur Bushaltestelle gehen und den ersten Bus nach Westen nehmen! Oder nach Osten, Norden oder auch Süden. Irgendwohin. Die Stadt verlassen.
    Ruhig und fachmännisch ging er zu Werk.

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