Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magazine of Fantasy and Science Fiction 04 - Signale vom Pluto

Magazine of Fantasy and Science Fiction 04 - Signale vom Pluto

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 04 - Signale vom Pluto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
Vom Netzwerk:
zur Wand hinwandte, steckte sie die weißen Pillen zurück in die Tasche. »Sie sind einer von der harten Sorte, was?« sagte sie verbittert.
    Von diesem Tag an gab es keine Fragen mehr. Nur noch die Routine.
    Deegan fühlte, wie er immer schwächer wurde, immer weiter abnahm. Von Anfang an hatte er diese Schwäche am meisten gefürchtet, denn sein Körper war sein ganzer Stolz. In seinem jetzigen Zustand hätte er noch nicht einmal seine Hand heben können, um die Nadel herauszuziehen. Er schien mit dem Bett verwachsen zu sein, seine Farbe anzunehmen, und eines Morgens fühlte er, wie er schluchzte, trotz der Röhren, die unter seiner Nase befestigt waren. Diese kargen Tränen kamen von da ab immer häufiger. Er verdrehte sein Gesicht, versuchte durch einen bestimmten Ausdruck darauf hinzuweisen, daß er für Fragen empfänglich sei, wünschte innig, daß man ihm wenigstens eine einzige Frage stellen würde, die so gefaßt war, daß er sie beantworten und dafür eine Tablette oder eine Injektion erhalten würde, ohne seinen Stolz zu verletzen. Aber jetzt fragte man ihn nicht einmal mehr.
    An einem der namenlosen Morgen erwachte er bei strahlendem Sonnenlicht, in dem sich ein Schatten abzeichnete. Er konnte die Tränen nicht zurückhalten, obgleich der grauhaarige Mann, der jeden Morgen das Waschbecken säuberte, jetzt über sein Bett gebeugt dastand.
    »Ich kenne jemanden, der Ihnen helfen könnte«, sagte er. Und als Deegan die Augen müde schloß, weil man es von ihm so erwartete, fügte er hinzu: »Keine Fragen.«
    Ein Teil von Deegan arbeitete schon heftig, sortierte Bruchstücke von nutzlosen Informationen aus, die er mit gutem Gewissen vergeben durfte, wenn er dafür wieder gesund gemacht würde; er machte Pläne für seine Besserung. Er nickte dem Mann schwach zu.
    Plötzlich stand der Arzt im Zimmer. »Man hätte mich schon längst einmal rufen sollen«, sagte er und zog die Nadeln gewandt aus Deegans Handrücken.
    Deegan weinte, und durch seine Tränen betrachtete er den Doktor genauer. Er war groß und hatte einen Bauch; sein Kopf war so birnenförmig wie sein Körper – er verengte sich von dem unglaublich glattrasierten, hervorspringenden Kinn zu einer Stirnlocke, dicht über seinen Brillengläsern. Als er bemerkte, daß Deegan ihn musterte, nahm er die Brille ab.
    »Ich trage sie nur wegen des Aussehens«, erklärte er und wischte die Gläser an der Hose ab. Dann, als wollte er, daß Deegan ihn richtig verstünde, fügte er hinzu: »Sie wissen ja – der erste Eindruck ...«
    Deegans Lippen verzogen sich zu einem ungewohnten Lächeln. Als der Doktor gegangen war, mußte er wieder weinen; schwach drehte er seine befreiten Hände auf dem Bettuch hin und her.
    Mehr geschah an diesem Tag nicht.
    Am nächsten Tag kam der Doktor wieder; er verbreitete eine Atmosphäre von Vitalität, die in Deegan den Wunsch erweckte, ihm sein Herz auszuschütten. Der Arzt entfernte die Röhren und Schläuche.
    »Ich trage sie schon, seit ich Assistenzarzt war, wissen Sie«, bemerkte der Arzt, aus dem Fenster sehend, »sie macht mich älter.«
    Er sprach von seiner Brille. »Wenn wir Sie erst wieder ein bißchen besser hergestellt haben, werden wir uns darüber unterhalten, wie Sie ganz gesund werden können. Kräfte sammeln!« Dann ging er.
    Am dritten Tag, als er Deegan ein weißes Pulver verschrieben hatte, das das Weinen verhinderte, dachte Deegan von ihm wie von einem Gott. In dieser Nacht schlief er gut – endlich war er von den vielen Instrumenten, die sein Bett vom ersten Tag an ausgefüllt hatten, befreit. Es gelang ihm sogar, den Kopf etwas zu heben und ein freundliches Gesicht für den Doktor aufzusetzen.
    »Es handelt sich nur um eine ganz winzige Korrektur«, sagte der Doktor. Er sprach wieder einmal von seiner Brille. »Wenn ich wollte, könnte ich auch ohne sie auskommen.« Plötzlich drehte er sich um. »Glauben Sie, daß ich ohne sie besser aussähe? Bei der Arbeit, meine ich.«
    »Ich ...« Deegan hielt inne, der schrille Ton seiner Stimme erschreckte ihn. »Sie – steht – Ihnen gut«, fügte er hinzu.
    »Wirklich? Finden Sie?« Mit vor Freude glühendem Gesicht kam der Doktor auf ihn zu. Dann zog er behende Deegans Krankenhemd vorn auseinander und setzte ein Stethoskop auf seine Brust. »Druck auf dem Zwerchfell«, murmelte er berufsmäßig. »Lymphe! Wir werden Ihnen eine kleine Injektion geben, die das behebt.« Und dann fügte er fast heiter hinzu: »Natürlich werden Sie ein paar kleine Fragen

Weitere Kostenlose Bücher