Magazine of Fantasy and Science Fiction 04 - Signale vom Pluto
wußte genau, warum er hier war – er war krank. Aber was half ihm das schon weiter?
Für ihn würde das Gebäude immer etwas Unheimliches an sich haben, und trotz der vielen Krankenschwestern, der Schar von Helfern, der Legionen kleiner Männer mit langstieligen Besen, die nachlässig vorbeischlurften, scharrten und den Gang vor seinem Zimmer fegten, würde er stets das Gefühl haben, daß das Gebäude in seinem Innersten verlassen war. Das war bis jetzt das einzige, das ihm über sich selbst und das Gebäude, in dem er sich befand, bewußt war. Sonst verspürte er nichts als ein unentrinnbares Netz von schmerzender, brennender Schwäche. Bis jetzt war das so – aber es würde sich ändern.
Sie würden ihm helfen, wieder gesund zu werden. Mit nur ein wenig mehr Kraft würde es ihm gelingen, zurück zur Station zu gelangen und, ohne verfolgt zu werden, in sein eigenes Jahrhundert zurückzukehren. Er versuchte, sich zu bewegen, aber eine Woge der Schwäche hüllte ihn ein. Auf ihrem Höhepunkt, als er verschwommen daran dachte, wie gesund er früher gewesen war, mußte er weinen.
Draußen klirrte ein Instrumentenwägelchen vor seiner Zimmertür – das erste Geräusch, das seinen überwältigenden Schmerz durchdrang. Er klammerte sich daran, zwang sich, aufzuwachen – dann öffnete er die Augen.
Sie überschwemmten ihn mit einem Kaleidoskop von funkensprühenden und tänzelnden Regenbogen. Blinzelnd versuchte er noch einmal, seinen Blick auf einen Punkt zu konzentrieren, und diesmal nahm er einen vagen Umriß wahr. Er zwang seine Augen auf, kämpfte verzweifelt gegen die Schmerzen an, bis sich das Ding klar abhob. Er klammerte seinen Blick daran – es war eine Flasche, die auf einem höhergelegenen Gestell schimmerte; von dieser Flasche führte eine Röhre nach unten; sie war mehrfach verschlungen, so daß die Flüssigkeit nicht zu schnell durch sie hindurchlief. Er kämpfte gegen das Schwindelgefühl an, das ihn zu überwältigen drohte, bis er ein zweites Gestell wahrnahm, eine zweite Röhre, ein ganzes Röhrennetz, Abflußvorrichtungen, Gummischläuche. Allmählich erweiterte sich sein Gesichtsfeld, und es erfaßte einen Rolltisch, einen weißen Schirm, die eintönige Dürftigkeit eines aseptischen weißen Zimmers. Dann kehrten seine Gedanken wieder zu den Röhren zurück – sie endeten in Nadeln, die in seinen Handrücken steckten, in jeder Hand eine. Der ganze komplizierte Aufbau diente nur einem einzigen Zweck, war nur auf ein bestimmtes Objekt gerichtet – auf ihn selbst, oder vielmehr auf seinen Körper.
Er seufzte, so gut ihm das durch den Apparat hindurch möglich war, und hoffte, jemand würde es hören und herbeieilen. Lange Minuten verstrichen. Ein Teil von ihm erinnerte sich daran, daß jeder Tag in Abschnitte aufgeteilt war; jeder dieser Abschnitte zeichnete sich durch irgendwelche Routineangelegenheiten aus, und es stand auch niemand an seiner Tür, um zu ihm zu kommen, denn dazu war nicht der richtige Zeitpunkt.
Noch einmal seufzte er – zum letztenmal, denn Seufzen kam ihm irgendwie unnatürlich vor. Während er wartete, betrachtete er seine Hände und seine Gelenke, so gut es aus diesem Blickwinkel ging, und er bemerkte, daß die eine Nadel aus seiner Ader gerutscht war. Der flache, knochige Rücken seiner Hand war jetzt geschwollen, Blasen füllten sich mit einer durch die dünne Haut gelblich schimmernden Flüssigkeit.
»Sie sind sehr weit von zu Hause entfernt.« Die Schwester war zusammen mit einer Putzfrau hereingekommen, die sich an dem Waschbecken neben der Schranktür zu schaffen machte.
Deegan beobachtete sie wachsam.
»Was ist denn das schon wieder!« Brummend erfaßte sie die Hand und zog die Nadel heraus. Vor Dankbarkeit zitternd, versuchte Deegan seine Finger zu strecken, aber sie hatte die Hand bereits wieder umgedreht und die Nadel in eine geeignete Ader gestoßen.
Sie fühlte nach seinem Pulsschlag. »... Sie hätten sich sehen sollen, als man Sie hierher brachte. Direkt im Kongreßhaus zusammenzuklappen ... mitten in einer Konferenz ...!« Sie stieß ein glucksendes Lachen aus.
Steht es sehr schlimm um mich? versuchte er zu fragen – aber es waren zu viele Röhren, zu viele Schläuche, die ihn festhielten, ihn lähmten.
Er erinnerte sich, fast schwarz gewesen zu sein, aufgedunsen von Giften, aber er konnte die Schwester jetzt nicht danach fragen, da sie zwar gesprächig, aber nicht willens war, zu antworten. Er erinnerte sich daran, wie sie sich vor seiner
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