Magazine of Fantasy and Science Fiction 04 - Signale vom Pluto
blickte nachdenklich in die blauen Rauchwolken unter der Decke. »Erst ißt man zwei Tage lang nicht; man muß die ganzen Jagdzeremonien durchstehen, und man fühlt sich dann leicht und beschwingt, irgendwie komisch, so, als hätte man weder einen Namen noch eine Familie mehr. Dann ...« Er sog die Luft ein und ballte die Fäuste. »Dann ... bei mir jedenfalls ... kam plötzlich der Great Russel auf mich los, wurde immer größer und größer ... füllte die ganze Welt aus ... sonst gab es nichts mehr ... nur noch ihn und mich ganz allein.« Jordan war blaß geworden, er hatte die Augen geschlossen. »Und das ist der Augenblick! Herrgott! Was für ein Augenblick!« Er seufzte und blickte feierlich in Craigs Augen. »Ich feuerte, als wäre ich gar nicht ich selbst, so wie du es gerade auch gesagt hast. Ich spürte, daß ich getroffen hatte, dann griff ich mit dem Speer an.«
Craigs Herz schlug heftig. Er lehnte sich vor. »Hattest du in dem Augenblick Angst, nur ein ganz kleines bißchen?«
»In dem Augenblick hat man keine Angst, denn man ist eins mit dem Great Russel.« Auch Jordan hatte sich vorgelehnt; er flüsterte mit heiserer Stimme. »Du fühlst, wie dich deine eigenen Schüsse treffen, Craig, und dann weißt du, daß du dich nie mehr fürchten kannst. Es ist wie ein heiliger Tanz, den du und der Great Russel seit Millionen Jahren geübt habt. Danach, irgendwo ganz tief in deinem Inneren, hörst du nie wieder auf, diesen Tanz zu tanzen – bis du stirbst.« Wieder seufzte Jordan tief. Dann lehnte er sich zurück und langte nach seiner Bierflasche.
»Ich träume viel davon«, sagte Craig. Seine Hände zitterten. »Ich wache erschreckt auf und stelle fest, daß ich am ganzen Körper schwitze. Na, jedenfalls habe ich meine Bewerbung an das Jagdcollege mit dem Schiff, mit dem du gekommen bist, losgeschickt.«
»Du wirst die Prüfung schon bestehen, Craig. Hast du nicht gehört, wie dich der Jäger einen guten Schützen genannt hat?«
»Ja, aber er sagte es wie zu einem Anfänger.« Craig grinste zufrieden.
»Rück mit deinem fetten Hintern ein bißchen zur Seite, Jordan«, schrie eine joviale Stimme.
Es war Joe Breen, der untersetzte Laborant. Er hielt sechs Bierflaschen in den behaarten Armen. Sidis folgte ihm. Joe stellte die Flaschen auf den Tisch.
»Das ist Sidis, mein scharfes Auge von Belconti«, sagte er.
»Wir kennen Sidis, er ist selbst ein alter Außenarbeiter«, antwortete Jordan. »Guten Tag, Sidis. Sie werden dick.«
»Hallo, Jordan, guten Tag, Roy«, sagte Sidis, »lange nicht mehr hier gesehen!«
Joe und er setzten sich. Joe öffnete die Flaschen.
»Wir sind jetzt die meiste Zeit über draußen«, erklärte Craig.
»Ihr werdet noch öfters draußen sein, wenn wir erst den Translokatorsamen fertig haben«, sagte Joe. »Wir haben's fast geschafft. Sidis pflanzt beinahe jeden Tag neue Sprößlinge.«
»Ihr züchtet sie, und wir säen sie aus, was, Craig?« lachte Jordan. »Warum lassen Sie Joe nicht allein bei seiner langweiligen Arbeit und kommen wieder mit uns ins Feld?«
»Hier in den Labors gibt es zu viel zu lernen«, antwortete Sidis. »Wir verschaffen uns alle einen guten Ruf als Spezialisten, wenn Joe und seine Kollegen uns nicht umbringen, bevor wir Gelegenheit haben, alles zu publizieren.«
»Ach, die verdammten Labors. Wir ziehen das Feld und die freie Luft vor, was, Craig?«
»Ja. Draußen bei den Phytos ist es sauber und gut«, antwortete Craig. »Diese Aufsaugung – die läßt alles Unsaubere und Schlechte und auch den Tod verschwinden –«
»O je!« unterbrach ihn Joe. Er schwenkte seine Flasche durch die Luft. »Das Bier scheint dich poetisch zu machen, Blanky.« Er schnaubte verächtlich durch die Nase. »In Wirklichkeit willst du doch sagen, daß sie ihre eigenen Toten und ihren Dung fressen. Und jetzt mach daraus mal ein Gedicht.«
Craig fühlte den wohlvertrauten hilflosen Zorn in sich aufsteigen. »Bei ihnen ist alles immer am Leben, ohne aufzuhören«, sagte er. »Alles, was sie zu sich nehmen, ist Wasser und Sonnenlicht.«
»Sie fressen Wasser und Helium«, stimmte Joe zu. »Ich habe einige der alten Berichte gelesen. Manche der Alten wie Toyama glauben, sie könnten den Kohlenwasserstoffaufbau katalysieren.«
»Das ist wahr«, mischte sich Sidis ein. »Man hat es bewiesen. Sie können nachts wachsen, und auch im Winter. Wenn man richtig darüber nachdenkt, dann kommt man darauf, daß sie wirklich wunderbare Kreaturen sind.«
»Verdammt – Sie sind also
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