Magazine of Fantasy and Science Fiction 04 - Signale vom Pluto
schaukelte hin und her. Craig rückte unsicher von Midori ab.
»Es benimmt sich, als würde es dich kennen«, sagte er.
»Es weiß, daß ich es liebe.«
»Lieben? Etwas so andersartiges?« Er runzelte die Stirn. »Das verstehe ich nicht unter Liebe.«
Sie blickte auf. »Was verstehst du denn darunter?«
»Nun – jemanden, den man liebt, möchte man beschützen, für ihn kämpfen, große Dinge für ihn tun.« Er wurde rot. »Was konnte man schon für die Phytos tun?«
»Dafür sorgen, daß sie nicht mehr vernichtet werden«, antwortete sie sanft.
»Fang nicht wieder damit an. Ich denke auch nicht gern daran. Aber ich weiß, daß es sein muß.«
»Aber es wird nie gelingen«, sagte sie. »Ich weiß es. Schau nur – all die verschiedenen Farben! Papa Toyama erinnert sich noch daran, daß früher fast alle Phytos grün waren. Sie haben neue Pigmente und Muster entwickelt, um Gegensubstanzen zu bilden. Gegen die Thanasis.« Sie sprach mit flüsternder Stimme. »Denk doch mal darüber nach, Roy. Alle diese Farben und Muster sind neue Gedanken im seltsamen, mächtigen biochemischen Geist dieses Planeten. Diese Wolke ist eine Botschaft, die von einem Teil zum anderen getragen wird. Erschreckt sie dich nicht?«
»Du erschreckst mich, Midori!« Er rückte wieder ein Stückchen von ihr ab. »Ich habe nicht gewußt, daß sie sich auf diese Art verändert haben.«
»Wer bleibt schon lange genug hier, um es zu bemerken? Wer macht sich schon darüber Gedanken? Wer beobachtet sie genau und kümmert sich darum?« Ihre Lippen bebten. »Aber denk doch mal an all die Qual, die Kämpfe! Während all der Jahre haben die Menschen nichts anderes versucht, als diesen Planeten zu töten. Was ... wenn das nur irgend etwas, irgendwie ... plötzlich versteht?«
Craigs Nackenhaare richteten sich auf. Er rückte noch weiter ab. Ihm war unheimlich zumute. Er fühlte sich einsam und verlassen – Zeit, Gefühle und Ort schienen in dieser pfeifenden, duftenden Wolkenwelt der Phytos zu verschwimmen. Er konnte Midori nicht in die Augen sehen.
»Verdammt! Dieser Planet gehört dem Great Russel!« sagte er barsch. »Wir werden ihn bezwingen! Jedenfalls werden die Phytostimme niemals wieder Base oder Russel Island einnehmen können. Ihr Samen kann nicht über das Wasser gelangen.«
Sie blickte ihn groß an, fragend, bittend oder abschätzend – er hätte es nicht sagen können. Aber er hielt diesem Blick nicht stand und schlug die Augen nieder.
»Schüttle dieses Ding von deiner Hand!« befahl er. »Und mach das Fenster zu! Ich sehe zu, daß ich hier herauskomme!«
Eine halbe Stunde später schwebte Craig dicht über dem echten grünen Gras und den Eichenbäumen von Russel Island. Er fand den Great Russel, und sie beobachteten ihn über das Sichtgerät, wie er gerade einen Büffel fing und tötete. Midori hielt den Atem an.
»An der Schulter ist er drei Meter hoch. Er wiegt vier Tonnen und ist doch so wendig wie eine Katze«, erklärte Craig stolz. »Das lange rötliche Haar ist wie Draht, und diese blauen Flecken, die du an ihm siehst, sind wie Schildplatten.«
»Genügen denn die großen Zähne nicht, um die Opfer, die er sich zum Fressen sucht, zu töten?« fragte Midori. »Was für Feinde hat er noch, für die er diese furchtbaren Hörner und Klauen braucht?«
»Er muß gegen seine eigene Rasse kämpfen – und gegen uns. Unsere Jungen werden ihn hier jagen, auf diesem Planeten, und Männer werden, um ihre Seelen zu beruhigen.«
»Du liebst ihn, nicht wahr? Weißt du eigentlich, daß du ein richtiger Poet bist?« Sie konnte die Augen nicht von dem Bildschirm abwenden. »Auf eigene Art ist er schön – wild und schrecklich, nicht das, was Frauen normalerweise unter schön verstehen.«
»Er ist zäh! Man muß vier perfekte Schüsse abgeben, um ihn niederzustrecken«, erklärte Craig. »Er springt und brüllt, als ginge die Welt unter – oh, Midori, ich werde noch meine Chance kriegen!«
»Aber es ist gefährlich! Wenn dir nun was passiert?«
»Das wäre die schönste Todesart. In früheren Zeiten kämpften unsere Vorfahren mit Speer und Pfeilen gegen ihn«, erzählte Craig voller Stolz. »Selbst heute noch schließen sich manchmal Gruppen zusammen, um ihn auf diese Weise zu erlegen.«
»Ich habe von diesen Banden gelesen. Ich glaube, Roy, du kannst nichts dafür, daß du so fühlst und denkst.«
»Ich will so denken und fühlen! In eine solche Jagdgesellschaft aufgenommen zu werden, ist die höchste Ehre, die einem Mann
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