Magazine of Fantasy and Science Fiction 04 - Signale vom Pluto
diesem Nachmittag wurde er beim Wettschießen von Cobb ganz erheblich übertrumpft. Jordan versuchte ihn zu trösten, aber Craig betrank sich. Am nächsten Morgen rüttelte ihn Jordan wach.
»Wach auf! Verdammt! Wir fliegen raus ins Feld – und zwar sofort!« rief Jordan. »Laß dich bloß nicht von Bork erwischen. Irgend etwas ist ihm gestern nacht schiefgegangen – drüben im Quartier der Belcontis. Er ist außer sich vor Wut.«
Noch immer benommen, setzte Craig vier Stunden später das Flugzeug in Burton Island auf. Ihm war übel. Sie führten eine Ladung Translokator-Samen mit sich. Die Männer stiegen aus. Wilde schaute düster drein.
»Jordan und Blanky, ihr nehmt euch den Pfad zur Schlucht vor, bis zum Wasserfall«, befahl er.
»Ich dachte, wir würden zuerst bei den höhergelegenen, sonnigen Plätzen beginnen«, widersprach Jordan. »Da unten ist es schattig.«
»Tut, was ich euch gesagt habe!« Wilde kniff die Lippen aufeinander. »Kommt. He, Rice, Cobb, Whelan! Hier entlang – an den Gebäuden!«
Nachdem sie den Samen gestreut hatten, ruhten sich Jordan und Craig ein wenig auf dem Quarzblock nahe dem Teich aus. Zum erstenmal blickte sich Craig richtig um. Über ihren Köpfen tanzten die Phytos und pfiffen laut. Die Stämme am Hang verwandelten das goldene Sonnenlicht in ein starkes, silbriges Leuchten. Es flimmerte über dem Wasser des Teiches.
»Hübsch, hier unten«, sagte Jordan. »Es wird einmal ein gutes Jagdgelände abgeben.«
»Laß uns hinaufgehn«, drängte Craig. »Die andern werden schon auf uns warten.«
Als er das Flugzeug beim Sonnenuntergang aufsteigen ließ, blickte Craig aus dem Seitenfenster hinunter auf die verlassene Station. Midoris Haus sah klein und einsam und anklagend aus.
In Base Camp starben sechs Männer an einer Infektion durch ein Gift, bevor das nötige Gegengift gefunden werden konnte. Ein Kontrollvirus, der auf irgendeine Weise frei geworden war, vernichtete eine ganze Translokator-Saat, und Wildes Männer konnten sich nach Monaten angestrengter Arbeit endlich eine unverhoffte Ruhepause gönnen. Die einst so fröhliche, laute Atmosphäre in Base Camp hatte sich verdüstert. Die Laborarbeiter flüsterten von Sabotage durch die Belcontis. Sie tranken viel und waren unzufrieden.
An seinem ersten freien Tag nahm Craig sich ein Sportflugzeug, suchte Midori auf und lud sie zu einem Rundflug ein. Sie trug eine weiße Bluse, eine Perlenkette und einen wippenden Rock aus blauem und gelbem Stoff. Sie schien traurig, ihr kleines Gesicht trug einen träumerischen Ausdruck, und ihre Augen starrten ins Leere. Craig vergaß, daß er ihr böse war, und wollte sie aufheitern. Als er eine Meile aufgestiegen war und in Richtung Süden flog, machte er einen Versuch.
»In diesem Kleid siehst du hübsch aus«, begann er. »Wie ein Phyto.«
Sie lächelte. »Meine armen Phytos! Wie sehr ich sie vermisse!« antwortete sie. »Wohin fliegen wir, Roy?«
»Nach Russel Island. Ich möchte, daß du den Great Russel siehst.«
»Gern«, antwortete sie. Einen Moment später stieß sie einen kleinen Schrei aus und packte seinen Arm. »Schau – dort – die Farbe am Himmel! Da drüben – rechts!«
Es war ein Flecken sich leicht bewegender bunter Farben – weit entfernt, hoch droben in dem sonst wolkenlosen Himmel.
»Zug-Phytos«, erklärte er. »Wir sehen sie oft.«
»Ich weiß. Bitte, laß uns etwas näher heranfliegen.«
Er steuerte auf die grünlich goldene Wolke zu, die sich beim Näherkommen in Millionen von Phytos auflöste, die sich vom Wind nach Nordwesten treiben ließen.
»Sie sind so schön!« rief Midori aus. Ihr Gesicht war jetzt hellwach und strahlte. »Bitte, Roy! Laß uns in den Schwarm hineinfliegen!«
So hatte sie immer ausgesehen, wenn sie in der Schlucht gemalt hatte, erinnerte sich Craig. Und so liebte er sie am meisten. Er flog mitten in die dahintreibenden Wesen hinein und verlor sofort jeden Orientierungssinn. Die buntschillernden Phytos verdunkelten das Land, die See und den Himmel. Craig fühlte sich verloren und fast schwindlig. Er rückte dichter an Midori heran.
Sie öffnete das Fenster, um die pfeifenden und würzig riechenden Phytos hereinzulassen.
»Es ist so wunderschön, daß ich es kaum ertragen kann«, flüsterte sie. »Sie haben keine Augen, Roy. Wie wunderschön sie sind!« Mit ihrer klaren Stimme begann sie zu summen und zu singen. Ein Phyto mit rotem und grünlich silbrigem Muster senkte sich auf ihre ausgestreckte Hand. Es zitterte und
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