Magazine of Fantasy and Science Fiction 07 - Musik aus dem All
Sie«, sagte er und zog sich wieder hinter seine Zeitung zurück. Aber nicht, ohne daß sein Gesicht sich vor Stolz gerötet hätte, Pete Kelly in voller Lebensgröße gesehen zu haben – zweifellos das erstemal in seinem einfachen Leben.
Sie verließen gemeinsam den Zug und ließen sich von der Menge den Bahnsteig entlangtreiben, auf den Ausgang zu. Pete Kelly sagte etwas zu ihm, was er aber wegen des Lärms der sich schließenden Zugtüren nicht verstehen konnte.
»Entschuldige, was hast du gerade gesagt?«
Pete lehnte sich zu ihm und schrie: »Ich sagte, mach dir keine Mühe, mir eine neue Wohnung zu suchen. Ich bin bereits umgezogen. Park Lane 42.«
Zum Teufel auch! Der hatte aber Nerven! Einfach umzuziehen. Diese Beleidigung ihm gegenüber ließ ihm das Blut in den Kopf steigen. Das verhaßte, grinsende Gesicht verwischte sich vor seinen Augen, und plötzlich fielen ihm all die Unwürdigkeiten, die er in der letzten Zeit erlitten hatte, wieder ein und verwirrten seine Gedanken. Er fühlte das dringende Bedürfnis, Pete Kelly auszulöschen. Er sprang auf ihn zu, um ihn unter die Räder des fahrenden Zuges zu werfen. Aber er war nicht schnell genug. Pete Kelly sprang zur Seite und verschwand in der Menge.
Er brach auf dem Bürgersteig zusammen, wahnsinnig vor Wut. Eine Stimme sagte: »Armer alter Mann. Ich glaube, er hat einen Anfall gehabt.«
In seine Wohnung zurückgekehrt, las er den letzten Absatz des Briefes, den er an seinen Herausgeber geschrieben hatte, noch einmal. Deshalb habe ich mich entschlossen, mit Pete Kelly Schluß zu machen. Wenn die gegenwärtige Serie beendet ist, werde ich ihn töten. Die Stepney-Bande wird ihn erwischen, und das wird das Ende sein. Er versiegelte den Umschlag und steckte ihn in seine Tasche. Dann schlief er tiefer und fester als seit vielen Monaten.
Fest, aber nicht lange. Lautes Poltern weckte ihn. Er lauschte einen Moment, dann stieg er aus dem Bett und schaltete das Licht ein. Der Löscher lag auf dem Boden, und aus dem unbedeckten Bild blitzten ihm Pete Kellys Augen entgegen. Der Brief, den er an den Herausgeber geschrieben hatte, lag auf dem Malbrett, offen und auseinandergefaltet.
Die Rachsucht in den Augen war nicht zu verkennen, noch war das Geräusch der geschmeidigen, hastigen Schritte, die die Treppe heraufkamen zu überhören. Pete Kelly kam, um mit ihm abzurechnen.
Folglich mußte Pete Kelly sterben. Sofort.
Einen Augenblick schwebte der Bleistift zitternd und unsicher in der Luft. Dann glitt er über das Papier, hielt eine Sekunde inne, als die Schritte die Tür erreichten.
»Aufmachen. Aufmachen, sage ich.« Der Türgriff ruckte.
Der Bleistift raste über das Blatt, und das Bild kam zum Leben. Der Zweisitzer fuhr krachend in die Schranke, die schwere Lokomotive rollte darüber hinweg.
»Aufmachen. Aufmachen, oder ich breche das Schloß auf.«
Der Bleistift fegte weiter über das Papier. Der Körper von Pete Kelly fiel unter den Zug, und die mahlenden Räder schnitten fein säuberlich seinen Kopf ab.
Der Türgriff stand still. Tödliche Stille breitete sich aus.
Er erhob sich aus dem Stuhl und schrie vor Triumph auf, als er den Körper des gestürzten Helden betrachtete. »Dies ist dein Ende, Pete Kelly. Ein Ende für deine Treulosigkeit und für deine Arroganz. Steh auf, wenn du kannst.« Erleichtert atmete er die Luft seiner neugewonnenen Freiheit ein.
Als er am nächsten Morgen erwachte, kleidete er sich sorgfältig und peinlich genau an und ging in Gedanken noch ein mal die Pläne für den Tag durch. Er mußte um elf am Londoner Flughafen sein, um nach Miami zu fliegen. Diesmal würde er mit dem Captain fertigwerden. Er überprüfte seine automatische Pistole, befestigte sie unter der Schulter und zog den Mantel an. Bevor er die Wohnung verließ, musterte er sich noch einmal anerkennend im Spiegel. »Hübscher Kerl«, murmelte er mit einem breiten Grinsen. »Na, komm. Viel zu tun. Den Captain erledigen.«
Als er die Treppe hinunterging, begegnete er dem Postboten. »Ein Brief für Sie, Mr. Kramer«, sagte dieser.
»Kramer? Bin ich nicht. Mein Name ist Kelly. Pete Kelly.«
Er ging hinaus auf die Straße und wartete auf dem Bürgersteig darauf, daß Carl mit dem Mercedes vorfuhr.
Ewige Liebe
Robert F. Young
Sie begegneten einander eines Abends vor einem kleinen Restaurant in New Canaveral, der kleinen Siedlung, die sich in den Außenbezirken des neu etablierten zivilen Weltraumforschungszentrums gleichen Namens gebildet
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