Magazine of Fantasy and Science Fiction 07 - Musik aus dem All
Blick überflog er das mit Staub bedeckte unordentliche Innere und wandte sich wieder um, um zu gehen. Er hatte einen gut entwickelten Instinkt, der ihn fast nie trog, und dieser Instinkt sagte ihm, daß hier nichts zu holen war. Es war nichts als eine schäbige Ansammlung alten Krams.
Der Eigentümer, ein kleiner, glatzköpfiger alter Mann, kam herbeigehumpelt und rieb sich die Hände. »Womit kann ich Ihnen dienen?«
»Feuerzeuge«, antwortete Brandon.
»Jawohl, Sir. Gewiß, Sir. Wir haben eine gute Sammlung, Sir. Wenn Sie bitte hier entlangkommen wollen ...«
Brandons massiger Körper schob sich dicht hinter den Ladenbesitzer; er war so aufgeregt, daß er dem kleinen Mann auf die Hacken trat. Wenn dieser Laden, so unwahrscheinlich das klang, eine hübsche Sammlung Feuerzeuge barg, dann wäre dies der Coup seines Lebens – hier in Pala City, direkt unter Harry Morrisons Nase! Morrison würde ein Geschrei anheben, das man bis nach Acturis hören würde, und Brandon würde jeden einzelnen Ton davon genießen.
Der Ladenbesitzer stellte ein Tablett vor ihn, und Brandon holte tief Luft, als er darauf niederblickte, langsam, um seine Enttäuschung zu unterdrücken. Vor ihm lag ein fast unbeschreibliches Durcheinander verrosteter Teile. Nicht ein einziges sauberes Stück war darunter.
»Nein!« stieß Brandon hervor und drehte sich um.
»Ich habe eins, das richtig funktioniert«, sagte der Eigentümer hastig. Er ergriff ein unförmiges Stück Metall, drückte einen Teil mit dem Daumen nieder und hielt die flackernde Flamme hoch.
Brandon schnaubte verächtlich. »Mein lieber Mann, ich besitze siebenhunderteinundsechzig Feuerzeuge in meiner Sammlung, und alle funktionieren sie. Und wie.«
Der alte Mann schüttelte den Kopf und ergab sich in das Unvermeidliche. »Irgend etwas anderes gefällig?«
Ungeduldig schüttelte Brandon den Kopf. Noch einmal warf er einen Blick durch den Raum, während er zur Tür ging, und dann, als er gerade die Klinke niederdrücken wollte, zögerte er. Ein seltsamer Gegenstand war ihm ins Auge gefallen, auf einem Haufen seltsamer Dinge lag etwas, das er nicht kannte. Unter der dicken Staubschicht, die die Oberfläche bedeckte, erspähten Brandons scharfe Augen das Glänzen eines seltsamen Stoffes.
Er hob den Gegenstand auf. Es sah aus wie eine Art Behälter mit einem langen Griff, aber es war keine Öffnung zu sehen außer zwei seltsam geformten Ritzen an der oberen Seite und einem gezackten Loch am Boden, das anscheinend von einem Schlag herrührte. Brandon betastete das Loch, betrachtete es genau und ging näher an die Lampe heran.
»Was, zum Teufel, ist das?« murmelte er, mehr zu sich selbst.
Der alte Mann war dicht herangetreten und stieß ein triumphierendes Lachen aus. »Ich hatte mir gedacht, daß Sie das nicht kennen«, sagte er. »Es ist Holz.«
»Holz?« Brandon beugte sich noch tiefer über den Gegenstand.
»Haben Sie sowas schon mal gesehen?« fragte der Besitzer.
»Ich weiß nicht. Ich glaube, ich habe einmal einen Holztisch in einem Museum gesehen.«
»Schon möglich«, antwortete der Besitzer. »Schon möglich. Aber es ist etwas sehr Seltenes. Und dies ist ein echtes, antikes Stück. Schauen Sie.«
Er hielt den Gegenstand unter das Licht und deutete mit dem Finger darauf. Auf der Innenseite, kaum erkennbar hinter einem der Schlitze, befand sich ein verblichenes, aufgeklebtes Papier. »Jacob Raymann, Bell House, Southmark, London 1688.«
»Das ist echt«, wiederholte der Besitzer. »Fast tausend Jahre alt.«
»Was Sie nicht sagen. Und – es ist aus Holz?«
»Ja – Holz. Von einem Baum.« Der Verkäufer holte ein weiches Tuch hervor und staubte die glatte Oberfläche ab. »Von einem Baum«, wiederholte er und hielt den Gegenstand gegen das Licht. »Haben Sie schon einmal einen Baum gesehen? Natürlich nicht. Früher, auf der Mutter Erde, da gab es eine Menge Bäume, aber woanders wachsen sie nicht. Deshalb gibt es auch nirgends Bäume. Und auf Mutter Erde existiert nichts mehr. Die Kosten des Krieges, mein Freund, lassen sich nicht in Geld berechnen, sondern in Dingen, die ein für allemal verloren sind, so wie Bäume zum Beispiel.«
»Und was ist das hier?«
»Es ist eine Violine.«
Brandon fuhr mit dem Finger über die Oberfläche. Unter der Glätte des Stoffes spürte er ein zartes Muster, so wie er es noch nie zuvor gesehen hatte.
»Und was ist eine Violine?«
»Ein Musikinstrument.«
»Was Sie nicht sagen. Wie funktioniert es?«
Zum erstenmal
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