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Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt

Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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der Leere befand. »Morgen um die gleiche Zeit?« fragte er und kratzte sich an der Taille, an der sich das harte Gummiband seiner Pyjamahose tief eingedrückt hatte.
    »Um die gleiche Zeit«, antwortete Moonstar und nickte. »Und vergessen Sie nicht, sich den Ort genau anzusehen, wenn der Traum zurückkehrt.«
    »Das werde ich tun«, versprach Greg und sprang etwas steif von der Couch. Fahle Wolkenfetzen berührten seine Fußsohlen, und dann taumelte er hinunter in das bläulichschwarze Nichts, während die beiden Wolken, hoch über ihm, zu blassen Flecken wurden. Greg fiel langsam, mit dem Kopf zuerst, nach unten, er gähnte müde und starrte fast desinteressiert zu der immer heller werdenden roten Kugel in der Ferne. Er kniff die Augen zu, weil sie ihn blendete. Er drehte sich um und stieß gegen eine Hand. Da öffnete er die Augen und sah ein zerknittertes Kissen und die fünf blutroten Fingernägel der Hand, die darauf lag. Er saß auf dem Bett und blickte Adela an, deren Gesicht vom Schlaf aufgedunsen war.
    Er seufzte, stieg aus dem Bett und streckte sich. Ringsum im Raum lagen farbverschmierte Lappen. Der Raum hatte hohes schräge Fenster gegen Norden hin, davor stand die Staffelei mit der halb fertig bemalten Leinwand. »Immer derselbe Traum. Ob dieser Ort, in dem ich mich zu befinden scheine, wohl noch immer auf der blöden Insel liegt?«
    Er spähte durch den unteren Teil des Fensters und konnte in dem Nebel des frühen Morgens ein Spinnennetz von Kabeln entdecken, die sich über den Fluß spannten, der, wie er geträumt hatte, an der südlichen Spitze der Insel entlangfloß. »Schätze, es ist noch immer der gleiche Ort«, seufzte er und schaltete die elektrische Heizplatte ein, auf der der Kaffeetopf stand. Um die Zeit zu nützen, bis das Wasser kochte, streifte Greg seinen Schlafanzug ab, zog den schweren blauen Bademantel über und ging hinaus über den Flur zum Badezimmer, das er und Adela mit den anderen Bewohnern des oberen Stockwerkes teilten. Es gab, wie es etwa in zwei Träumen der Woche fast immer geschah, kein heißes Wasser, aber Greg duschte sich trotzdem, weil sich das juckende Gefühl, nicht gewaschen zu sein, irgendwie echt anfühlte. »Ein Traum von Seife«, zitierte er Dr. Moonstar, als er gegen den heftigen Wunsch seines Körpers ankämpfte, unter der eiskalten Dusche hervorzuspringen, »könnte einem Traum von getrocknetem Schweiß sicher entgegenwirken.«
    Zitternd unterdrückte er ein Niesen, als er sich endlich abtrocknete. »Es könnte mich wecken, und dann muß ich Moonstar gegenübertreten, ohne ihm auch nur das geringste erzählen zu können.«
    Als er in sein Zimmer zurückkehrte, bemerkte er, daß Adela aufrecht im Bett saß; sie betrachtete ihn mit müden grauen Augen. »Wie geht's im Traumland?« fragte sie zynisch. Greg bedauerte, ihr je erzählt zu haben, daß sie ein Bestandteil seines Traumes von der Village war.
    »Ganz gut«, erwiderte er gleichmütig. »Dr. Moonstar glaubt, daß wir hervorragende Fortschritte machen.«
    »Und was steht für heute auf dem Programm?« fragte Adela ein wenig spitz.
    »Ich soll herausfinden, ob wir noch immer auf – wie heißt es doch gleich – der Insel Manhattan sind«, sagte Greg, stellte die Heizplatte ab und schenkte zwei Tassen Kaffee ein. Eine brachte er Adela, und sie nahm sie, ohne zu tanken, entgegen. Sie blieb im Bett sitzen, die Zudecke bis zur Hüfte gezogen, und lehnte sich gegen die Wand.
    »Also, so was!« murmelte sie und trank kleine Schlucke von dem Kaffee. »Seit Peter Minuit sie gekauft hat, heißt sie Manhattan, und du sagst: ›wie heißt sie doch‹!« Plötzlich starrte sie ihren Mann an. »Oder hast du Peter Minuit etwa auch erfunden?«
    »Muß ich wohl«, antwortete er und setzte sich neben sie auf das Bett. »Sonst könnten wir ja nicht über ihn sprechen.«
    Adela starrte ihn lange als, als suchte sie nach einer passenden Antwort. Dann – und Greg hatte das Gefühl, daß sie nicht das sagte, worüber sie wirklich nachgedacht hatte – murmelte sie ein etwas verspätetes: »Vielen Dank für den Kaffee.«
    »Schon gut«, sagte er und trank von seiner Tasse. Nach einer Weile stand Adela auf, stellte ihre leere Tasse in das Abwaschbecken und ging zum Badezimmer. Als sie die Tür zum Flur erreicht hatte, rief ihr Greg nach: »Es gibt kein heißes Wasser.«
    Verärgert blieb Adela mit der Hand an der Türklinke stehen und blickte über die Schulter zu ihm zurück. »Das ist doch das wenigste, was du tun

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