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Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt

Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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verringernde Maschine voll und ganz akzeptierte, aber sie benahm sich in dieser Hinsicht sehr höflich. Und es tat ihr leid, als ich gehen mußte; dessen bin ich ziemlich sicher. Sie zog aus ihrer Brieftasche ein Stück Papier, kritzelte etwas auf die obere und untere Hälfte, zerriß es in zwei Teile und reichte mir den einen.
    »Wenn Sie je wieder zurückkommen sollten«, flüsterte sie, »können wir die beiden Stücke wieder aneinanderpassen. Auf Wiedersehen – und viel Glück.«
    Nicht einmal ein Kuß! Ich mit meiner Routine!
    Traurig steckte ich das Stück Papier in die Tasche und rannte zurück zur Maschine. Denn das wußte ich ganz sicher: Ich würde zurückkommen, wenn es irgendwie ging. Ich hätte sie nicht einmal verlassen, wenn ich mich Professor Rumpel gegenüber nicht irgendwie verpflichtet gefühlt hätte, denn schließlich hatte er mir ja zu dieser Romanze verholfen, wenn auch auf etwas indirekte Art.
    Der arme Mann war noch immer bewußtlos. Auf jeden Fall wußte ich, wie ich die Maschine in Gang zu setzen hatte. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, fühlte mich aber doch zu meiner Handlungsweise berechtigt.
    Einige Zeilen eines Gedichts kamen mir in den Sinn. Früher einmal hatte ich beim Stöbern auf dem Dachboden ein altes Magazin mit dem Namen: The Literary Digest gefunden, datiert vom 3. November 1925. Die Verse trafen auf meine Situation zu: Nur eine Stunde lang waren wir beide vereint ...
     
    *
     
    Auf dem Weg zurück in unsere Welt bedrängte ich den großen Mann, mir das Geheimnis der Verkleinerungsmaschine zu verraten, damit ich zu meiner großen Liebe zurückkehren könnte. Aber Professor Rumpel schien nicht bei vollem Verstand, und vielleicht war das nicht einmal verwunderlich, wenn man die Beule an seinem Kopf in Betracht zog.
    »Sie und Ihre Liebe auf den ersten Blick«, spottete er. »Ja, ich habe Ihnen verziehen, aber ich bin nicht sicher, ob ich Ihnen dieses Gerät erklären würde, selbst wenn ich es könnte. Sie sind nicht zuverlässig genug. Man bedenke nur, Sie haben den Zeitmesser eine Stunde aufgehalten, wo er doch nur auf eine halbe eingestellt war; natürlich haben Sie dadurch die ganze Maschinerie beeinflußt, so daß ich kaum noch weiß, wo wir uns befinden. Sie haben mich völlig durcheinandergebracht.«
    »Aber, aber, Professor, Sie sind nur ein wenig aufgeregt. Bitte, Sir. Sehen Sie denn nicht, was es für mich bedeutet?«
    Alle Bitten waren umsonst. Edwin Percival Rumpel war hart wie Stein. Als die Maschine leicht aufsetzte, trat er hinaus, immer noch ein wenig schmollend, und dann sagte er etwas sehr Seltsames:
    »Hier wären wir also. Ihr Mädchen gehört zu jener Welt, die durch den Verkleinerungsgrad von zehn hoch drei Milliarden von unserer getrennt ist. Leider haben Sie die Maschine völlig durcheinandergebracht, so daß die genaue Zahl ein wenig ungewiß ist. Aber auf jeden Fall befindet sich die junge Dame ziemlich weit von uns entfernt. Meine eigene Welt ist ebenfalls durch den Exponenten drei Milliarden gekennzeichnet, aber in der anderen Richtung.«
    Die großen Augen blickten mich noch einmal durchdringend an, jedenfalls hatte ich das Gefühl, als starrten sie mir aus dem Innern der Kiste entgegen. Dann waren sie nicht mehr da. In dem dämmrigen Licht bemerkte ich das Teerpapier über den Fenstern, das ich für dunkle Vorhänge gehalten hatte, einen ramponierten Lehnsessel, den ich als elegant geschnitzt angesehen hatte, und statt des dicken Teppichs bedeckte trockener gelber Staub den Fußboden.
    In ziemlich verzagter Stimmung kletterte ich in meinen Wagen und verließ das leere Haus in der Plymouth Street 2057 für immer.
    Die Zeit ist etwas Seltsames! Sie kann sich unendlich dehnen. Als ich in Mrs. Jenrods Appartement-Haus erwachte, hatte ich das Gefühl, ein Jahr lang weggewesen zu sein. Was für ein verrückter Traum! Oder war es gar keiner gewesen? Woher kam es, daß ich mich an alles so deutlich erinnern konnte, an jede einzelne Phase des Geschehens, so, als hätte ich es tatsächlich erlebt? An ihre Augen, den Mund, ihre Ohren, den Gang und – o ja, wenn ich es richtig überlegte, auch an die Maschine.
    Von der Straße ertönte der Ausruf eines Zeitungsverkäufers.
    »Extrablatt! Sonderausgabe! Berühmter Mann verschwindet spurlos während der Nacht. Sonderausgabe! Extrablatt! Professor Rumpel, der größte ...« Die heisere Stimme entfernte sich.
    Ich sprang aus dem Bett. Wieso war ich angekleidet? Die Tasche meines Mantels fühlte sich dick an.

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