Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt
dafür bekannt gewesen, schnell zu schalten und zu handeln, und jetzt stellte ich fest, daß diese Technik geradezu einen universellen Aspekt besaß, wenn man es so nennen will.
Nun, mag das sein, wie es will, wir mußten weiter. Ich stellte bald fest, daß ich während der schnellen Sprünge nicht mehr bewußtlos wurde, und dann zeigte mir Rumpel, wie wir, indem wir den Schalter zurückdrehten, jederzeit zurückzukehren vermochten. Ich hatte riesigen Spaß daran, den Schalter jetzt selbst zu bedienen. Der Gedanke faszinierte mich, zusammenzuschrumpfen oder anzuschwellen, ganz nach Wunsch. Zwischen den einzelnen Schaltergriffen bemerkte ich, daß Professor Rumpel meiner Tätigkeit keine Aufmerksamkeit schenkte, sondern in seinem Buch las, aber plötzlich blickte er auf und warf einen erstaunten Blick auf die Schalter; dann, anscheinend befriedigt, zog er seine Uhr hervor und hielt sie etwa zehn Sekunden lang hoch.
»Halt!« rief er. »Verkleinerung drei Milliarden. Endstation!«
*
Welche eine wundervolle Welt! Bäume und Gras und Wind – fast wie auf der Erde, aber viel schöner. Und dort schritt ein Wesen mit einer solchen Grazie, die Frauen von unserem Planeten nie erreichen würden, ein Wesen, das wie ein unbeschreiblich schöner Mensch aus einem anderen Zeitalter aussah.
Wer war ich, Calvin P. Wilkins, B. A., gebildet, intellektuell, leichtfertig, um an die Liebe auf den ersten Blick zu denken? Die Maschine war eingestellt, und Rumpel hatte mich warnend darauf hingewiesen, daß dieser Aufenthalt nur eine halbe Stunde dauern würde. Aber mir war klar, daß etwas geschehen mußte. Ich hatte keine Ahnung, was passieren würde, wenn ich mich versteckte und den Piloten zwang, allein weiterzuziehen, und ich zweifle, ob das jemand anders an meiner Stelle gewußt hätte. Hinzu kam eine mir neue und völlig fremde Besorgnis. Mein Vertrauen zu meinen Erfolgen bei Frauen hatte mich zum erstenmal in meinem Leben verlassen.
Ich befand mich in der Tat in einer verzweifelten Lage. Mir wurde klar, daß eine halbe Stunde einfach nicht genug sein würde. Eine volle Stunde war nötig, um mit diesem wunderbaren Wesen Bekanntschaft zu schließen. Und während ich das alles überlegte, folgte ich ihr in angemessenem Abstand – eine Tatsache, die schon allein meinen verzweifelten Zustand anzeigt.
Sie schien meine Gegenwart überhaupt nicht zu bemerken. Bei einem kleinen Gebäude ließ sie sich auf einer Bank nieder, so wie es die Menschen auf der Erde tun, wenn sie auf einen Bus warten.
Es mußte jetzt sein oder nie. Zum Glück bin ich sehr findig. Ich raffte meinen ganzen Mut zusammen, ergriff einen dicken Stock und setzte Professor Rumpel außer Gefecht, indem ich ihm einen kräftigen Schlag auf den Kopf versetzte. Ich bedauerte natürlich diese Aktion, aber sie gab mir Zeit zu tun, was getan werden mußte.
Ich schleppte den großen Kerl in die Maschine und stellte den Zeiger auf die Einstundenposition. Diese Einstellung war nicht mehr rückgängig zu machen, und Professor Rumpel würde sich nicht zu einem früheren Zeitpunkt davonmachen können. Dann kehrte ich zu meiner Göttin zurück und setzte mich neben sie; ich zitterte innerlich, gab mich aber kühl und gelassen.
Die Situation war etwas kitzlig. Die Göttin blickte starr geradeaus, ihr Profil war hinreißend. Ich begann mit meiner Routine: gelegentliche Blicke, Begegnung der Augen, Senken der Augen, Beobachten, unaufhörliches Hin- und Herrücken. Einmal glaubte ich, die Zeit sei dafür gekommen, um zu bemerken: »Kennen wir uns nicht?«, aber dann fiel mir ein, wie albern das eigentlich war. Worte kamen überhaupt nicht in Frage.
Oder vielleicht doch?
»Sind wir uns nicht schon einmal begegnet?«
Sie werden es wahrscheinlich kaum für möglich halten, aber sie war es, die dies sagte. Wenn einem etwas Derartiges widerfährt, muß man alle altbewährten Kunstgriffe beiseite schieben und ganz einfach neu anfangen. Das tat ich dann auch.
Wie sich herausstellte, war ihr Englisch genauso gut wie das meine – vielleicht sogar noch besser. Jedenfalls war ich ziemlich verblüfft. Ich redete mir ein, daß ihre einleitende Bemerkung vollkommen in Ordnung und anständig war. Sie stammte eben aus einem Land, in dem man zu seinen Mitmenschen so nett war, und außerdem bildete sie sich einfach ein, mir schon einmal begegnet zu sein.
*
Natürlich gab es eine beträchtliche Menge zu erklären. Ich glaube nicht, daß sie meine Geschichte über die sich
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