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Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt

Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Adela drehte sich mit einem bitteren Auflachen auf dem Absatz herum und verließ den Raum.
    Greg starrte auf seine Farbtuben, wählte dann einige Farbtöne aus und vermischte sie auf seiner Palette; sorgfältig verschloß er dann die Tuben und trat wieder zurück zur Leinwand. Er würde Geldscheine in Adelas Hand malen ...
    Ein weißer Strich – seine Hand hielt inne.
    »Ich mische mich in den Traum ein«, sagte er zu sich selbst. »Dr. Moonstar wird das nicht gefallen. Ich sollte ihn fragen – aber das kann ich nicht, bevor ich erwache. Außerdem werde ich dadurch viele Einzelheiten sammeln, die ich ihm bei der nächsten Sitzung erzählen kann. Bis jetzt ist das Leben in diesem Ort, den ich in meinem Traum gebaut habe, immer so langweilig und monoton gewesen.«
    Während er noch darüber nachdachte, malte er die Scheine in die geöffnete Hand des Porträts. Er wählte Fünfziger, da Adela sie besser in den Läden der Nachbarschaft loswerden konnte. Mit größeren Werten hätte sie nur Schwierigkeiten.
    Bei Sonnenuntergang war seine Frau immer noch nicht zurückgekehrt, und Greg ging die vier Treppen hinunter in die dunkle Straße, um sie zu suchen. Bekannte, die ihm begegneten, fragte er eingehend aus. Ja, Adela war an diesem Morgen gesehen worden. Sie sagte, sie hätte unerwartet Geld bekommen. Jemand hatte sie in die Untergrundbahn gehen sehen. Dort verlor sich ihre Spur. Greg ging in seine Dachwohnung zurück.
    Lange lag er wach auf dem Bett und lauschte den Schritten auf der Treppe, aber schließlich fielen seine Augen vor Müdigkeit zu.
    »Sie nehmen also an, sie wäre in die Stadt gefahren, sie hätte Sie verlassen?« fragte Moonstar und machte sich eifrig Notizen.
    »Was hätte sie sonst tun sollen?« Fred seufzte, seine Finger umklammerten nervös die Seiten der Couch. »Ich habe fast dreihundert Dollar in ihre Hand gemalt. So viel Geld hat sie noch nie auf einmal besessen. Vielleicht ist ihr das in den Kopf gestiegen.«
    »Sehr interessant«, sagte Moonstar. »Ihr Traum beginnt jetzt anscheinend wirksamer zu werden. Es wäre logisch, jetzt einmal dem neuen Mann in ihrem Leben gegenüberzutreten.«
    Greg blickte den Doktor groß an und richtete sich dann auf. »Woher wollen Sie wissen, daß es einen neuen Mann für sie gibt?«
    Moonstar zuckte die Achseln. »Zu ihrem alten Mann ist sie doch nicht zurückgekehrt, oder?« Er lächelte nachsichtig und deutete Fred an, sich wieder zurückzulehnen. »Das ist in Träumen erloschener Liebe so üblich. Frauen laufen nie vor etwas fort, immer zu etwas hin.«
    »Ich werde dorthin zurückgehen!« sagte Greg und richtete sich auf, um die Couch zu verlassen. »Ich will sie finden.«
    »Aber es ist doch nur ein Traum ...«, begann Moonstar, aber Greg verlor sich bereits in der schwarzen Leere zwischen den Wolken.
    Mit einem Ruck setzte er sich im Bett auf, warf seine dünne Decke zur Seite und ergriff Kleidung und Schuhe, ohne das Licht einzuschalten. In dem kleinen Badezimmer im Gang benetzte er sein Gesicht, rieb es mit einem rauhen Handtuch trocken, dann lief er zur Treppe. Auf der obersten Stufe blieb er stehen.
    »Es gibt eine Million Plätze, an denen sie sich aufhalten könnte«, sagte er zu sich. »Ich brauche einen Hinweis. Irgendeine Andeutung, wo sie sich befinden könnte – das Bild!«
    Greg lief hastig zurück in die Dachkammer und schaltete das Licht ein. Die Leinwand stand dem dunklen Fenster gegenüber, und bei der einzigen schwachen Lampe des Zimmers wirkte alles trüb. Greg riß sie herum, so daß das Licht auf sie fiel, wobei er die Staffelei fast umstieß – dann stand er versteinert da und starrte auf das Porträt seiner Frau.
    Die Hand, die das Geld gehalten hatte, war leer. Und Adela stand nicht, sondern sie lag in einer Pfütze ihres eigenen Blutes. An ihrem Gesicht und den nackten Schultern waren Schrammen und Wunden, die die Brutalität dessen, der sie beraubt hatte, offenbarte. Fred dachte an die Polizei, ließ diesen Gedanken aber sogleich fallen. Er konnte ihnen nur ein Porträt zeigen. Ein Porträt, das ihn vielleicht auf den elektrischen Stuhl bringen würde, wenn man Adela so fand, wie er sie gemalt hatte. Sein Traum durfte nicht zu einem Alptraum werden.
    Hastig griff Greg nach seiner Palette und den Pinseln und Farben, er blinzelte in dem schwachen Licht, als er tat, was er tun mußte. Nach einer Stunde war er fertig.
    Die Kleidung, die sie am Morgen getragen hatte, hatte er fortgewischt. An ihrer Stelle war der Körper von Adela

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