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Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt

Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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könntest«, sagte sie mit etwas bitterem Humor. »Du könntest wenigstens für mich etwas heißes Wasser herbeiträumen.«
    »Du weißt, daß ich das nicht kann, Del«, klagte Greg. »Dr. Moonstar sagte, daß eine direkte Einmischung das Gleichgewicht meiner Psyche stören könnte, und ...«
    »Moonstar!« rief Adela und schloß die Augen fest zu: »Man möchte meinen, daß selbst sein Name dir ein Anhaltspunkt in diesem ...«
    »Diesem was?« fragte Greg als sie zögernd innehielt.
    »Ach, nichts«, sagte Adela. Sie ging hinaus auf den Flur, ließ die Tür aber hinter sich offen, und nach kurzer Zeit hörte Greg im Bad die Dusche laufen. Er gähnte, schenkte sich eine zweite Tasse Kaffee ein, die er zum Abkühlen auf das schmale Fensterbrett stellte, während er sich ankleidete. Als Adela mit etwas bläulicher Gesichtsfarbe zurückkam, war er schon fertig angezogen und starrte auf die Leinwand, an der er zuletzt gearbeitet hatte.
    Als Adela ihren roten Wickelrock anzog, traf Greg eine Entscheidung. Er mischte einige Farben auf der Palette. Er malte schnell und sicher und lächelte unbewußt, als er die Augen zusammenzog und kritisch auf sein Werk blickte. Adela nahm seine fast leere Tasse vom Fensterbrett, füllte sie von neuem und stellte sie zurück an den alten Platz, bevor sie um die Staffelei herum trat und zusammen mit ihm das Bild betrachtete. »Es ist fast fertig«, bemerkte sie. »Aber mit der linken Hand stimmt etwas nicht.«
    Verwirrt starrte Greg zuerst sie und dann die Leinwand an. »Sie sieht irgendwie nicht proportional aus«, nickte er nach einer Weile. »Würdest du mir bitte noch einmal Modell stehen?«
    »Aber gern«, antwortete seine Frau und ging zu dem rauhen Holzpodest, das nicht weit von der Staffelei entfernt stand. Sie nahm die Stellung des Mädchens auf der Leinwand an.
    »Ein wenig höher«, sagte Greg.
    Adela gehorchte, und Greg nickte, als sie die Hand in der richtigen Höhe hielt; dann begann er hastig zu malen. Als ihr Arm müde war, kam sie von dem Podest und ging um die Staffelei herum. »Wo ist der Nagellack?« fragte sie, während sie das Bild betrachtete.
    »Es paßte nicht zu der Farbe des Rockes«, antwortete Greg, »deshalb habe ich die Nägel in ihrer natürlichen Farbe gemalt.«
    »Mir gefiel der Nagellack«, sagte seine Frau. Greg zuckte die Achseln, malte aber weiter. Adela, die es müde war, seinen Pinsel über die Leinwand streichen zu sehen, betrachtete ihre Hand im hereinfallenden Licht des Fensters. »Ich könnte schwören«, sagte sie, »daß ich meine Nägel lackiert hatte.«
    »Wahrscheinlich ist er beim Duschen heruntergegangen«, antwortete Greg.
    »Nagellack?« lachte Adela. »Nicht einmal im heißen Wasser würde der heruntergehen.«
    Wieder zuckte Greg die Achseln. »Dann hast du dich eben geirrt«, sagte er. Dann aber kehrten seine Gedanken zu dem Augenblick zurück, an dem der Traum begonnen hatte und er die Hand neben seinem Kopf auf dem Kissen hatte liegen sehen. »Doch«, sagte er, »du hast recht.« Er legte den Pinsel nieder und starrte sie an. »Heute morgen waren deine Nägel noch lackiert.«
    Wieder blickte Adela auf ihre Hand. »Nun, jetzt sind sie es jedenfalls nicht.« Sie runzelte plötzlich die Stirn und sagte: »Vielleicht hat es etwas mit deinem Traum zu tun, vielleicht kannst du den Lack einfach verschwinden lassen.«
    »Könnte sein«, erwiderte Greg nickend. »Aber vielleicht habe ich dadurch auch den Traum gestört.«
    »Ach, dein blöder Traum!« rief seine Frau. »Nimmst du ihn denn immer noch ernst?«
    »Und wenn ich es dir nun beweisen könnte?« sagte Greg plötzlich. »Wenn ich dadurch, daß ich meinem Bild den Lack von deinen Nägeln nehme, es nun auch in Wirklichkeit tue ...«
    »Greg ...!« rief Adela, die Zorn in sich hochsteigen fühlte. »Ich glaube es dir schon. Laß das Bild zufrieden. Es ist gut so.«
    »Aber«, sagte er enttäuscht, den Pinsel dicht über der Leinwand haltend, »gibt es denn nichts, was du selbst an dir verändert haben möchtest? Vielleicht etwas weniger Fett an den Hüften, oder besser geformte Beine, vielleicht eine andere Haarlänge ...«
    »Ich mag mich so, wie ich bin!« fuhr Adela auf. »Genau so! Und auch du solltest mich so mögen, warum hättest du mich sonst geheiratet! Wenn du mich anders malen möchtest, dann male mir einen Packen Geldscheine in die Hand. Das wäre eine Änderung, die ich begrüßen würde.«
    »Glaubst du, daß ich das könnte?« fragte Greg, den dieser Gedanke faszinierte.

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