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Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt

Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Gesicht. »Gestern nacht habe ich in den Mond geschaut, mein lieber Georg, nicht zu dem Echo-Satelliten. Es hört sich vielleicht unheilvoll an – aber wenn die Venus jetzt zwei Lampen hat, um so besser.«
    Unwillkürlich blickten wir alle aus den Fenstern und über die Bäume neben der Straße hinaus, um einen kurzen Blick auf den Echo-Satelliten zu werfen. Den Berichten der AP zufolge hatte seine Leuchtkraft um wenigstens das Zehnfache zugenommen; der kleine Lichtpunkt, der lange Jahre über den Nachthimmel gewandert war, war zu einer gleißenden Leuchterscheinung geworden. In ganz Asien, von den Flüchtlingslagern an den Ufern des Jordan bis zu den überfüllten Behausungen von Shanghai wurde er in diesem Augenblick, in dem wir mit 50 Meilen pro Stunde in Richtung Maynard fuhren, beobachtet.
    »Vielleicht löst sich der Ballon auf«, bemerkte ich. »Die Teilchen der Aluminiumfarbe reflektieren außerordentlich stark und könnten eine Wolke bilden, die wie ein gigantischer Spiegel wirkt. Wahrscheinlich hat es mit dem Hubble-Effekt überhaupt nichts zu tun.«
    »Tut mir leid, James, aber ich wünschte auch, wir könnten das glauben.« Sidney Reston vom State Department, der unser Reiseführer war, unterbrach seine Unterhaltung mit dem Major der US Army, der die Verantwortung für den Bus trug, um sich zu uns zu setzen. »Aber es sieht so aus, als bestünde zwischen ihnen eine Verbindung. Auch die anderen Satelliten zeigen die gleiche steigende Leuchtkraft.«
    Fünf Meilen von Maynard entfernt verließen wir die Hauptstraße und bogen auf einen holprigen Pfad ein, der zwischen Dattelpalmen gegen den Opotokafluß hinführte. Die Straße war aufgewühlt, und zwischen den großen Eichen befand sich ein großes Militärlager, die Zelte versteckten sich unter den herabhängenden Zweigen. Die Soldaten luden ganze Stöße zusammenklappbarer Metallzäune von den Lastwagen, und ich bemerkte auch einige, die mit heller leuchtender Farbe große Schilder bemalten.
    »Befinden wir uns auf Manöver, Major?« fragte das schwedische Mitglied unserer Gesellschaft und deutete auf den Staub, der den Wagen erfüllte. »Warum haben wir die Hauptstraße verlassen?«
    »Sie ist gesperrt«, erklärte der Major mit ruhiger Stimme. »Wir machen eine Rundfahrt, so daß Sie alles besichtigen können, meine Herren. Auf dem Fluß können wir uns dem betroffenen Gebiet am sichersten nähern.«
    »Sicher nähern?« wiederholte ich fragend. »Was soll das heißen, Sidney?«
    »Es ist wegen des Militärs, James«, erwiderte er. »Sie wissen ja, wie die in Notfällen reagieren. Wenn sich etwas bewegt, dann eröffnen sie das Feuer.« Kopfschüttelnd beobachtete er das Treiben rings um uns. »Aber ich muß gestehen, ich sehe nicht ein, warum sie das Kriegsrecht verhängen müssen.«
    Als wir den Fluß erreicht hatten, auf dem ein halbes Dutzend Amphibienfahrzeuge an einem Kai verankert waren, verließen wir den Bus und betraten ein großes Zelt, das für Besucher errichtet worden war. Hier fanden wir so oder 60 Personen – Angehörige der Regierungslaboratorien, Gesundheitsbeamte und wissenschaftliche Journalisten –, die am gleichen Morgen von Miami hierhergebracht worden waren. Unsere spöttischen Unterhaltungen konnten die wachsende Befangenheit kaum verbergen, aber die sorgfältigen Vorsichtsmaßnahmen des Militärs schienen uns doch einigermaßen übertrieben. Nachdem wir Kaffee getrunken hatten, wurden wir willkommen geheißen und erhielten Instruktionen. Wir wurden davor gewarnt, die abgesteckte Zone zu verlassen oder zu versuchen, »verseuchtes Material« in unseren Besitz zu bringen, und besonders wurde uns eingeschärft, niemals an einem Fleck zu verweilen, sondern uns ständig zu bewegen.
    Es braucht wohl nicht extra erwähnt zu werden, daß wir uns äußerlich von all dem nicht beeindrucken ließen, und als wir in drei Landungsbooten den Fluß entlangfuhren, befanden wir uns in scheinbar bester Stimmung. Die grünen Wälder rechts und links des Flusses glitten an uns vorüber. Mir fiel ein Mitreisender auf, der im Gegensatz zu uns anderen sehr ruhig schien. Er war schmal gebaut und mußte ungefähr 40 sein; er trug einen weißen Tropenanzug, durch den der dunkle Bart, der sein Gesicht einrahmte, noch mehr betont wurde. Das schwarze Haar lag dicht um eine knochige Stirn, und die tief eingefallenen wäßrigen Augen gaben ihm das Aussehen eines launischen D. H. Lawrence. Ich unternahm einen oder zwei Versuche, mich mit ihm zu unterhalten,

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