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Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt

Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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großer blonder Polizeibeamter und ein Geistlicher, der einen kleinen Koffer und ein Paket mit Büchern trug. Der Geistliche war etwa 35 Jahre alt; er hatte eine hohe Stirn, seine Augen blickten müde. Er schien sich nicht darüber klar zu sein, welche Richtung er einschlagen sollte, und wartete, während der Captain hastig um den Wagen herumlief.
    »Sie benötigen Ihre Schiffskarte, Dr. Thomas.« Der Captain überreichte dem anderen eine bunte Karte, und dann zog er ein paar Schlüssel aus seiner Tasche. »Die habe ich von der Tür genommen. Sie haben sie im Schloß stecken lassen.«
    Der Priester zögerte, als wüßte er nicht, ob er die Schlüssel nehmen sollte. »Ich habe sie bewußt dort stecken lassen, Captain. Vielleicht möchte jemand in der Kirche Zuflucht suchen.«
    »Das bezweifle ich, Doktor. Würde auch nichts helfen.« Der Captain winkte ihm verabschiedend zu. »Auf Wiedersehen in Miami.«
    Der Priester erwiderte den Gruß und starrte auf die Schlüssel in seiner Hand, dann ließ er sie zögernd in seine Soutane gleiten. Als er in Richtung der Werft an uns vorbeiging, glitten seine Augen forschend über unsere Gesichter, als fürchtete er, daß sich ein Mitglied seiner Gemeinde in unserer Mitte verbarg.
    Der Captain schien müde; er sprach in abgehacktem Ton mit dem Offizier unserer Gruppe. Seine Worte verloren sich in der allgemeinen Unterhaltung, aber er deutete ungeduldig auf die Dächer der Häuser, als wollte er einen Sturm ankündigen. Obgleich er kräftig gebaut war, lag in seinem fleischigen Gesicht doch etwas Schwaches, seine fahlen blauen Augen blickten mutlos, und er machte den Eindruck, als wollte er sich bei der ersten Gelegenheit davonmachen, jetzt, da er die Stadt von allen Bewohnern geräumt hatte.
    Ich wandte mich zu dem Korporal, der sich gegen einen Feuerlöscher lehnte, und deutete auf die schimmernde Vegetation, die uns zu folgen schien. »Warum verlassen alle die Stadt, Korporal? Es ist doch nicht ansteckend – es besteht doch keine Gefahr, wenn man es berührt?«
    Der Korporal warf einen gleichmütigen Blick über die Schulter, hinaus auf die Kristallblätter, die in der Sonne glitzerten. »Es ist nicht ansteckend. Außer, man bleibt zu lange hier. Als es die Straßen, die nach allen Richtungen die Stadt verlassen, überquerte, hielten es wohl die meisten Leute für richtig, sich davonzumachen.«
    »An allen Seiten?« fragte Georg Schneider. »Wie weit ist dieses Gebiet denn nun eigentlich betroffen, Korporal? Man sagte uns, drei oder vier Morgen.«
    Der Soldat schüttelte den Kopf. »Mehr als drei- oder vierhundert. Vielleicht sogar über tausend.« Er deutete auf den Hubschrauber, der über dem Wald Kreise zog, bis dicht über die Spitzen der Dattelpalmen niederging und anscheinend eine chemische Substanz verstreute. »Es reicht bis weit dort draußen, gegen den Lake Okeechobee zu.«
    »Aber Sie haben es doch unter Kontrolle?« fragte Georg. »Sie dämmen es doch mit Erfolg ein?«
    »Das möchte ich nicht behaupten«, erwiderte der Korporal zurückhaltend. Er deutete auf den blonden Polizisten, der mit dem Aufsichtsbeamten sprach. »Captain Shelley hat es vor ein paar Tagen mit einem Flammenwerfer versucht. Es hat nicht im geringsten geholfen.«
    Nachdem der Polizeicaptain seine Unterhaltung mit dem Major beendet hatte, warf er die Tür seines Wagens hinter sich zu und fuhr in schnellem Tempo davon. Wir machten uns wieder auf den Weg und näherten uns dem Wald, der eine Viertelmeile von der Straße entfernt begann. Die Vegetation wurde jetzt spärlicher, das Seegras wuchs in Büschen aus dem sandigen Boden, und wir sahen ein bewegliches Laboratorium mit der Aufschrift »Landwirtschaftsministerium«. Eine Gruppe Soldaten ging umher, schnitt Früchte und Blätter von den Dattelpalmen und stapelte sie auf Tischen. Der Wald verlief in einem weiten Bogen um uns herum, plötzlich bemerkten wir, daß der Korporal mit seiner Schätzung über das Ausmaß des betroffenen Gebietes recht gehabt hatte. Parallel zu uns, gegen Norden zu, führte die Hauptstraße von Maynard nach Miami, begrenzt von dem glitzernden Wald auf der östlichen und westlichen Seite der Stadt.
    Wir bildeten Zweier- oder Dreiergruppen und wanderten zwischen den kristallisierten Farnen hindurch. Die sandige Bodenfläche schien seltsam hart und ausgedörrt.
    Ich betrachtete Proben davon, berührte das glasartige Material, das die Blätter und Zweige überzog, folgte den Konturen des Originals wie in einem verzerrten

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