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Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt

Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Bild in einem angeschlagenen Spiegel. Alles schien in einen Topf geschmolzenen Glases getaucht zu sein und sich dann mit einer Haut überzogen zu haben, die von zarten Venen durchdrungen war.
    Wenige Meter von dem Laborwagen entfernt, schleuderten zwei Techniker mehrere verkrustete Zweige in einer Zentrifuge herum. Ein ständiges Sprühen, wie von Lichtfetzen, drang über den Rand der Schüssel und verschwand in der Luft wie eine elektrische Entladung. Überall in dem Inspektionsgebiet, bis zu den Abgrenzungszäunen, die wie ein weißes Band um die prismatische Pracht des Waldes führten, drehten sich die Menschen um, um zuzuschauen.
    Als die Zentrifuge stillstand, blickten wir in die Schale, in der eine Handvoll schlaffer Zweige lagen, die Blätter klebten feucht und schwer an dem Metallboden, die Kristallüberzüge waren abgesprungen.
    Zwanzig Meter vom Wald entfernt bereitete sich ein zweiter Hubschrauber auf den Start vor. Mit einem schnellen Satz erhob er sich vom Boden, schwang etwas seitwärts durch die Luft und bewegte sich dann über den Baumwipfeln dahin. »Feuer!« schrien einige Soldaten, und wir konnten deutlich das Licht sehen, das die Luftschrauben reflektierten. Dann fiel der Flugkörper wie ein von einer Kugel getroffener Vogel plötzlich nach unten und stürzte auf den Wald hinunter, die beiden Piloten waren deutlich zu sehen. Sirenen heulten auf, und Militärwagen rasten auf den Wald zu, in dem der Hubschrauber zwischen den Bäumen verschwunden war. Während wir die Straße entlangeilten, konnten wir den Aufprall des Helikopters auf den Boden spüren, und zwischen den Bäumen zuckte ein heller Schein auf. Die Straße führte zu dem Unglücksort hin, in der Ferne sahen wir hier und dort einige verstreute Häuser.
    »Die Luftschrauben müssen kristallisiert sein, während der Helikopter bei den Bäumen stand!« rief Georg Schneiter, als wir über den Abgrenzungszaun kletterten. »Man konnte das Auftauen der Kristalle direkt sehen, aber anscheinend ging es nicht schnell genug. Hoffen wir nur, daß den Piloten nichts geschehen ist.«
    Vor uns liefen mehrere Soldaten, sie winkten uns zu, umzukehren, aber wir achteten nicht auf sie und eilten weiter zwischen den Bäumen hindurch. Nach nur so Metern befanden wir uns im dichten Wald; wir hatten eine völlig veränderte Welt betreten, das Moos, das die Eichen bedeckte, war wie ein schimmerndes Juwelenspalier. Die Luft war merklich kühler, als wäre alles mit Eis bedeckt, aber durch das gläserne Dach über uns fielen Lichtstrahlen ein und verwandelten die Blätter des Waldes in ein fortwährend sich änderndes Kaleidoskop.
    Der Prozeß der Kristallisation war hier viel weiter fortgeschritten. Die Zäune entlang der Straße waren so schwer behangen, daß sie eine dicke Palisade bildeten, der Belag war auf jeder Seite wenigstens einen halben Meter dick. Die Häuser zwischen den Bäumen glitzerten wie Geburtstagskuchen, ihre Dächer und Schornsteine waren in Minaretts und Barocktürme verwandelt. Auf einem Rasen aus grünem Glas lag ein Kinderspielzeug, vielleicht war es einmal ein rotes Dreirad mit gelben Rädern gewesen, aber jetzt glitzerte es in den zauberhaftesten Farben, wie tausend Diamanten. Es erinnerte mich an das Spielzeug meiner Tochter, wie es so verlassen auf dem Rasen lag, damals als ich aus dem Krankenhaus zurückgekehrt war.
    Die Soldaten waren noch immer weit vor uns, aber Georg Schneider und Paul Mathieu waren etwas zurückgeblieben. Gegen den Zaun gelehnt, klopften sie an den Sohlen ihrer Schuhe. Inzwischen war mir klargeworden, warum die Hauptstraße von Miami nach Maynard gesperrt worden war. Die Oberfläche der Straße war von einem dichten Teppich von Glasnadeln überzogen, fast zwanzig Zentimeter hoch. Die Eisnadeln drangen in meine Schuhsohlen, zwangen mich, mich vorsichtig am Rande der Straße zu bewegen, wo ein dicker Zaun entlangführte, der anscheinend ein abgelegenes Grundstück umschloß.
    Hinter mir heulte eine Sirene auf, und der gleiche Polizeiwagen, dem wir in der Stadt begegnet waren, kam die Straße entlang, seine schweren Reifen schnitten tief in die Kristalloberfläche. Zwanzig Meter von mir entfernt blieb er stehen, und der Captain sprang heraus. Mit ärgerlicher Stimme winkte er uns zu, auf der Straße zurückzugehen, die jetzt wie ein Tunnel aus gelbem Licht aussah.
    »Kehren Sie um! Eine neue Welle ist im Anzug!« Er lief hinter den Soldaten her, unter seinen Stiefeln zerbarst der Kristallteppich.
    Ich wunderte mich

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