Magazine of Fantasy and Science Fiction 12 - Die letzte Stadt der Erde
ich meinen Auftrag mit der gewohnten Schnelligkeit ausführen wollte, blieb mir keine andere Wahl, als einen anderen Wirt zu finden, dessen Pflichten mich näher an mein Ziel herantrugen.
Noch während ich über das Problem nachdachte, bemerkte ich plötzlich, daß noch eine dritte Person anwesend war.
Ein noch sehr junger Mann mit ausdruckslosen und unreifen Gesichtszügen stand vor dem Schiebefenster des Wachhauses und schob mir ein Stück Papier hin. Darauf stand zu lesen, daß er Herbert Wilbur Burge hieß, sechzehn Jahre alt war und heute seine Stelle als Lehrling im »General Maintenance Department« der Rossiter-Kraftstation antreten sollte. Das Datum war mit dem vierundzwanzigsten Juni angegeben. Er sollte sich, so stand auf dem Papier, beim Personalbüro melden.
Ich betrachtete ihn näher. Das nur wenig entwickelte Kinn die fliehende Stirn und die Unsicherheit seines Benehmens ließen einen guten Wirt für mich vermuten. Als ich ihn so aufmerksam ansah, wurde er plötzlich ganz verlegen und errötete.
Ich informierte meinen Kollegen und meldete dann Herbert Burge im Personalbüro an. Man sagte mir, ich solle ihn hereinlassen, damit er abgeholt werden könne. Die danach entstehende Pause nützte ich aus, um meinen bisherigen Wirt zu verlassen und in den Körper des jungen Mannes zu schlüpfen. Noch bevor der Wächter sich von seiner Überraschung erholen konnte, erschien ein junges Mädchen und nahm mich mit.
Ich mußte einige Zeit in einem Vorzimmer warten, bis ein gewisser Mr. Pfiffner erschien, die Personalien aufnahm und mich dann durch eine Reihe von Korridoren zu meinem künftigen Wirkungskreis brachte. Es war eine große, hell erleuchtete und lärmerfüllte Halle voller Maschinen, die von einem guten Dutzend Zweibeiner bedient wurden. Zweifellos befand ich mich nun im Zentrum der Energieanlage.
Einige Blicke folgten uns, aber sie verrieten weder Mißtrauen noch besonderes Interesse. Es gab keinen Grund für mich, Verdacht zu schöpfen.
Mr. Pfiffner war eine Art Aufseher. Er hielt sich in einer durchsichtigen Kabine auf, die mitten in der Halle stand und eine gute Übersicht nach allen Seiten gestattete. In der Kabine waren zwei Stühle, ein Tisch und mehrere Fächer aus Metall. Er führte mich in die Kabine und setzte sich an den Tisch.
Ich folgte seinem Beispiel und ließ mich im zweiten Stuhl nieder. Erwartungsvoll sah ich ihn an und lächelte zuvorkommend.
Seine Reaktion darauf kam für mich völlig überraschend.
Eine Sekunde lang starrte er mich an. In seinem Gesicht stand etwas, das ich erst nach einer gewissen Zeitspanne als Ungläubigkeit identifizieren konnte. Als die so entstandene Pause vorbei war, fragte er mich wütend, was ich mir eigentlich denke.
Ich hörte auf zu lächeln. Wie es schien, war das ein Fehler gewesen. Während der Arbeit, so folgerte ich, darf hier nicht gelächelt werden. Um einen günstigeren Eindruck als bisher zu machen, zog ich das Gesicht in Falten und versuchte, möglichst ernst auszusehen. Um es meinem Wirt hingegen ebenfalls leichter zu machen, ließ ich ihn sich bequemer setzen. Dazu gehörte, daß er ein Bein über das andere legte und sich ein wenig zurücklehnte.
Mr. Pfiffner wurde knallrot im Gesicht. Wenn ich nicht sofort aufstünde, polterte er zornig, würde ich etwas erleben. Nichts Erfreuliches, versicherte er mir.
Hastig stand ich auf. Wie es schien, hatte ich die gesellschaftlichen Grundgesetze der Eingeborenen mißachtet. Das kam nur daher, weil ich keine Zeit gehabt hatte, sie in Ruhe zu studieren. Ich stammelte eine Entschuldigung und versicherte, daß es nie mehr vorkäme. Mr. Pfiffner schien damit zufrieden zu sein. Er hielt eine längere Ansprache und klärte mich über meine Pflichten auf. Dann rief er einen Namen, den ich nicht verstand.
Ein Junge kam herbei, nicht viel älter als mein Wirt. Pfiffner gab ihm den Auftrag, mich herumzuführen und mir alles zu zeigen. Mir eröffnete er während dieser Prozedur, daß ich mich für die nächste Zeit als Laufbursche des Betriebes zu betrachten habe. Ich hatte nichts dagegen, denn eine bessere Gelegenheit, mir alles in Ruhe anzusehen, würde ich kaum bekommen.
Als die Führung beendet war, meldete ich mich wieder bei Mr. Pfiffner. Zu meiner Überraschung war er nicht mehr wütend, sondern empfing mich sehr freundlich. Er stellte einige Fragen, um sich davon zu überzeugen, daß man mir alles gezeigt hatte, ehe er mir mit einem Lächeln einen Papierstreifen in die Hand drückte. Das
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