Magazine of Fantasy and Science Fiction 12 - Die letzte Stadt der Erde
sei, erklärte er mir, eine Liste dringend benötigter Teile, die in der Schreinerei zu holen wären. Seine Stimme wurde wieder ernster, als er mich ermahnte, ja dafür zu sorgen, daß ich nichts vergäße. Geschähe das aber doch, dann sähe er sich gezwungen, mich künftig nur in der Maschinenhalle zu beschäftigen, wo meine Tätigkeit auf das Ausfegen und Sauberhalten des Bodens beschränkt bleiben würde.
Ich versicherte dem Aufseher, daß ich mir Mühe geben wolle und daß er sich keine Sorgen machen sollte. So ein Auftrag wäre für mich eine Kleinigkeit, und ich würde ihn zu seiner Zufriedenheit ausführen. Dann eilte ich, so schnell mein Wirt konnte, in die Schreinerei.
Was diesen Herbert Burges anging, war ich beruhigt. Es war leicht, den jungen Mann zu beherrschen, ohne daß er etwas davon bemerkte. Er tat alles, was ich von ihm verlangte, ohne daß ein anderer Verdacht schöpfen konnte. Der Gedanke, in einen anderen und vielleicht widerspenstigen Eingeborenen wechseln zu müssen, war wenig beruhigend. Auch gefiel es mir nicht, mich ständig mit einem unzufriedenen Vorgesetzten herumstreiten zu müssen. Aber wenn ich den übernahm, würde ich noch mehr Schwierigkeiten haben.
In der Schreinerei gab ich meinen Zettel ab. Der Lagerverwalter nahm ihn, las ihn durch und verschwand zwischen den Regalen. Bald kehrte er zurück und brachte das Verlangte. Dann deutete er auf die letzte Eintragung in der Liste und bedauerte, den Artikel nicht liefern zu können, da er ausgegangen sei. Zugleich fragte er mich aus, wie lange ich schon im Werk beschäftigt sei und wo ich arbeite.
Ich erteilte Auskunft und las inzwischen, was als letztes auf der Liste stand.
»Zwei Pfund sechszöllige Gumminägel« stand da.
Die waren sicher sehr wichtig, entschied ich.
»Hören Sie«, sagte ich zu dem Lagerverwalter, »geben Sie mir zwei Pfund ganz gewöhnliche Sechs-Zoll-Nägel.«
Er überlegte eine Weile, dann brachte er mir das gewünschte Paket mit einem, wie es schien, freundlichen Lächeln. Ich bedankte mich, packte alles zusammen und machte mich auf den Rückweg. Unterwegs suchte ich nach einem ruhigen Ort, wo ich meine Vorbereitungen treffen konnte.
»Männer« stand über einer Tür geschrieben, die in einen winzigen Raum führte, der abgeschlossen werden konnte. Hier war ich allein und vor Überraschungen sicher.
Du kannst dir inzwischen vorstellen, was ich plante, Gringe. Ich mußte mir die verlangten Gumminägel verschaffen, sonst würde meine Bewegungsfreiheit drastisch eingeschränkt werden. Es war nicht viel dabei, denn wie jeder gute Erkunder hatte ich meine Ausrüstung nicht vergessen. Ich setzte meinen Wirt nieder, gab ihm eine leichte Betäubung und schlüpfte aus seinem Körper. Ich nahm den Transmutator, materialisierte ihn und stellte ihn auf die richtige Wellenlänge ein. Dann legte ich die Nägel in den Umformer. Es dauerte keine zehn Sekunden, da hatte ich mein Ziel erreicht. Die Nägel waren so biegsam geworden, als wären sie wirklich aus Gummi. Niemand würde den Unterschied bemerken.
Zwischendurch dachte ich angestrengt nach und überlegte, welches Resultat meine bisherigen Anstrengungen gebracht hatten. Meine vorherige Annahme, die ja nur auf Augenschein beruhte, schien nicht richtig zu sein. Gumminägel verrieten eindeutig, daß die Eingeborenen bereits das Threnducium entdeckt und damit das Stadium zweiundzwanzig erreicht hatten. Der äußere Eindruck ihrer Zivilisation ließ jedoch Stadium neunzehn vermuten. Warum dieser Widerspruch? Es war völlig unmöglich, daß eine so große Überlappung stattgefunden hatte. Ich fand keine Antwort auf diese Frage, außerdem blieb mir keine Zeit mehr. Mein Wirt konnte jeden Augenblick erwachen. Schnell übernahm ich ihn wieder, und keine Sekunde zu spät.
In der Maschinenhalle war Frühstückspause.
Ein Mädchen in weißem Mantel schob einen kleinen Wagen. Sie verteilte Flaschen mit einer weißen Flüssigkeit. Einige Männer und Mr. Pfiffner saßen oder standen in der durchsichtigen Kabine und tranken. Ich ging hinein, legte mein Paket vorsichtig und leise auf den Tisch, rückte Mr. Pfiffner zu und ging in die Halle zurück zu den anderen Arbeitern.
Da ich am Ende der Schlange stand, erhielt ich meine Flasche zuletzt. Ich bedankte mich bei dem Mädchen und trank. Das Zeug schmeckte und roch wie das Sumpfwasser auf Droxo VII.
Genau in diesem Augenblick kam aus Mr. Pfiffners Kabine ein fürchterliches Gepolter.
Wie jeder andere sah auch ich in seine
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