Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan
Verfassung wie ein rüstiger Sechziger – gesund und kräftig; der Arzt hat es mir selbst gesagt, als ich neulich bei ihm war. Ich habe mich mein ganzes Leben lang gelangweilt, weil ich nie ein richtiges Abenteuer erlebt habe. Diese Gelegenheit kann ich mir einfach nicht entgehen lassen.« Matt schüttelte den Kopf.
»Außerdem«, fügte er grinsend hinzu, »erfülle ich nur meine patriotische Pflicht. Auf dem Plakat steht, daß vor allem ehemalige Kriegsteilnehmer gesucht werden.«
»Wir sind jetzt siebenundvierzig Jahre verheiratet«, warf Emma ein. »Macht es dir denn überhaupt nichts aus, mich einfach allein zu lassen? Obwohl wir uns dann vielleicht nie wiedersehen?«
»Das liegt in der Natur der Sache, Emma. Einer von uns beiden muß eines Tages ohnehin Abschied nehmen. Hättest du mich nicht lieber so in Erinnerung, als zusehen zu müssen, wie ich im Sterben liege?«
Matt lächelte ihr aufmunternd zu. »Was hält dich denn davon ab, dich ebenfalls zu melden?«
»Mein gesunder Menschenverstand, wenn du es genau wissen willst«, antwortete Emma. »Wer braucht denn schon eine siebzigjährige Frau, die nur eine Volksschulbildung und ein paar Allergien zu bieten hat? Wahrscheinlich würde ich von den Pflanzen in den Wassertanks nur Heuschnupfen bekommen und die Hälfte der Zeit niesen. Und ohne meine Brille bin ich blind wie ein Maulwurf.«
»Wir haben ja noch zwei Wochen Zeit, bis wir uns entscheiden müssen«, versuchte Matt sie zu beruhigen. »Außerdem ist es nicht sehr wahrscheinlich, daß sie ausgerechnet mich nehmen. Wie viele Millionen alte Menschen gibt es denn? – Fünfunddreißig Prozent der Gesamtbevölkerung. Und fast alle in besserer Verfassung als früher die jungen Leute, weil die Medizin solche Fortschritte gemacht hat. Wer von diesen Millionen hat denn überhaupt eine Chance? Vierzig sollen ausgebildet werden, aber von ihnen bleiben nur vier für den ersten Flug übrig.
Ich möchte wenigstens einen letzten Versuch unternehmen, Liebling. Wahrscheinlich stehen die Chancen eins zu einer Million, daß ich nicht einmal eine Antwort auf meine Bewerbung bekomme.«
Aber die Antwort traf ein.
Im letzten Augenblick hätte Matt Fessenden beinahe aufgegeben. Erst jetzt überlegte er sich, was es bedeutete, Emma zurückzulassen. Aber diesmal war sie resoluter als er.
»Komm gesund wieder, Matt«, ermahnte sie ihn eindringlich. »Ich verzeihe es dir nie, wenn du es nicht tust.«
»Ich komme wieder«, versprach er. »Was sind schon die drei Jahre, die der ganze Flug dauern soll? In unserem Alter vergehen die Jahre so rasch! Schließlich bin ich dann erst dreiundachtzig. Und vergiß nicht, was sie uns versprochen haben – nicht nur Ruhm und Ehre, sondern auch eine anständige Rente. Dann können wir hier ausziehen und uns wieder eine eigene Wohnung mieten. Vielleicht sogar mit einem Dienstmädchen das dir alle Arbeit abnimmt.«
»Wenn nur Phil und Lila noch lebten ...«, warf Emma mit tränenfeuchten Augen ein.
»Wenn unsere Kinder noch am Leben wären, würden sie mich daran gehindert haben; die Zeitungen sind voller Berichte über Bewerber, deren Kinder sich dagegen mit allen Mitteln gesträubt haben. Ich wette, daß alle vierzig Teilnehmer des Ausbildungskurses entweder unverheiratet oder kinderlos sind. Oder sie haben Kinder, denen es völlig gleichgültig ist, was aus ihnen wird.
Aber du darfst nicht glauben, ich wäre froh darüber, daß ...«
»Ich bin mit dir glücklich gewesen, Matt«, sagte Emma und versuchte tapfer zu lächeln. »Sieh zu, daß ich es noch einige Jahre sein kann.«
»Ich werde dafür sorgen, Liebling. Ich schwöre es dir.«
Und jetzt saß er hier auf dem Mars. Wie sollte er diesen Eid jemals halten können?
Schon bald nach seiner Ankunft in dem Trainingszentrum auf Kap Kennedy saß er mit den neununddreißig anderen in einem Raum und hörte sich eine kurze Ansprache an.
»Wir wollen Ihnen hier nichts vormachen«, sagte der Oberst, der ungefähr so alt war, wie Phil es gewesen wäre, wenn er nicht mit zwölf Jahren den Unfall gehabt hätte. »Wir haben nicht die Absicht, Ihnen Lügen aufzutischen oder etwas zu beschönigen. Wenn einer von Ihnen irgendwann während seiner Ausbildungszeit aussteigen möchte, kann er oder sie das ohne die geringste Schwierigkeit tun. In diesem Fall brauchen wir nicht lange nach Ersatz zu suchen, denn die Warteliste enthält Tausende von Namen.
Ich möchte Ihnen vor allem nicht verschweigen, daß wir ein Experiment mit Ihnen vorhaben
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