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Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan

Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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daran denken sollen.
    Roger Horley wurde 1934 geboren – also vor vierundsiebzig Jahren. Er hat sein ganzes Leben in Texas verbracht. Im Jahre 1970 war er sechsunddreißig. Was fällt euch ein, wenn ihr Texas und die Jahreszahl 1970 hört?«
    Dann herrschte ein langes Schweigen. Die beiden Frauen dachten an das Jahr 1970 zurück und verstanden plötzlich alles. Horley mußte eines der überlebenden Opfer des sogenannten Texassyndroms sein.
    Diese geheimnisvolle Krankheit hatte den gesamten Südwesten der Vereinigten Staaten erfaßt, bevor sie schließlich an der kalifornischen Grenze zum Stillstand gebracht werden konnte. Aber weil Texas mehr als alle anderen Staaten darunter gelitten hatte, war das Leiden allgemein unter dieser Bezeichnung bekanntgeworden.
    Allerdings war nie festzustellen gewesen, wodurch es hervorgerufen wurde. Offensichtlich handelte es sich dabei um eine Viruskrankheit, aber die Viren waren so widerstandsfähig, daß alle bekannten Antibiotika versagten. Tausende von Menschen waren gestorben, bis Dr. Walter F. Hazeldine vom Princeton Research Center den nach ihm benannten Impfstoff entdeckte, durch den der Krankheit Einhalt geboten werden konnte.
    Die Opfer des Texassyndroms, die rechtzeitig geimpft worden waren, trugen keine sichtbaren Spuren der Krankheit davon; sie schienen sich völlig erholt zu haben. Aber die Angst, die sie ausgestanden hatten, und ihre plötzliche Rettung durch staatliche Impfstellen hatten ein seltsames psychologisches Ergebnis. Die Texaner waren schon immer als Patrioten bekannt gewesen, aber jedes überlebende Opfer des Texassyndroms wurde und blieb unweigerlich ein glühender, fanatischer Patriot.
    Für Roger Horley war also die Gelegenheit, die sich ihm hier geboten hatte, geradezu ein Befehl gewesen. Er fühlte sich verpflichtet, alles nach besten Kräften zu tun, was sein Vaterland von ihm verlangte. Deshalb hatte er sich wahrscheinlich sofort gemeldet, als er von diesem Projekt hörte. Und Rachel Lees Vorhaben, das für ihn nichts anderes als Hochverrat bedeutete, hatte den latenten Altersschwachsinn in ihm zum Ausbruch gebracht. Von diesem geistigen und körperlichen Schock würde er sich nie wieder erholen; wenn er jemals auf die Erde zurückkehrte, würde er den Rest seines Lebens in einer Irrenanstalt verbringen müssen.
    »Na, das ist ja eine schöne Bescherung«, meinte Mary McAdam seufzend. »Jetzt müssen wir den armen Kerl die nächsten eineinhalb Jahre füttern und pflegen.« Sie warf Rachel Lee einen vorwurfsvollen Blick zu.
    Rachel Lee ließ sich nicht einschüchtern, sondern zuckte nur mit den Schultern.
    »Eigentlich eine Schande«, sagte sie wütend, »daß sie überhaupt jemand mit seiner Vergangenheit angenommen haben. Sie müssen doch gewußt haben, was mit ihm los war. Ich glaube fast, die anderen Freiwilligen sind alle ehemalige Opfer des Texassyndroms, die alles tun würden, um sich der Regierung gegenüber als dankbar zu erweisen, die ihnen das Leben gerettet hat.«
    »Rachel«, warf Matt Fessenden ruhig ein, »selbst du mußt doch allmählich begriffen haben, daß die psychologischen Untersuchungen absichtlich nicht übermäßig genau durchgeführt worden sind. Solange mindestens einer von uns überlebt, um die Leichen von Bord zu schaffen, kümmert sich doch kein Mensch um unsere geistige Verfassung. Vielleicht ist ein Nervenzusammenbruch sogar lehrreicher als der Normalzustand. Du darfst nicht vergessen, daß die Leute von Kap Kennedy Wissenschaftler, aber keine Philanthropen sind.«
    »Mit anderen Worten ...«
    »Mit anderen Worten«, sagte Mary McAdam gelassen, »sind wir Versuchskaninchen. An uns wird ausprobiert, wie Warmblüter auf einen längeren Raumflug reagieren. Deshalb hat man uns ausgesucht – und wegen der Möglichkeit, daß vielleicht doch einer gesund zurückkommt, um berichten zu können. Machen wir uns also keine überflüssigen Illusionen mehr.«
    »Ich werde für Horley sorgen«, bot Matt Fessenden an.
    »Ich helfe dir«, sagte Mary McAdam. »Ich habe meinen Mann bis zum Ende gepflegt.«
    Rachel Lee schwieg. Aber sie schwebte demonstrativ zu dem Bücherregal hinüber, nahm einen Buchband heraus und zog sich damit in ihre Koje zurück.
    Matts Befürchtungen wegen Roger Horley erwiesen sich leider als völlig gerechtfertigt. Der Texaner kam einige Stunden später wieder zu sich, konnte die unbedingt notwendigen Verrichtungen ohne fremde Hilfe ausführen, aber sein Verstand war für immer getrübt. Er überließ sich

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