Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan

Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
Vom Netzwerk:
Abhang hinauf, der sich leicht ansteigend über eine Länge von mehreren Kilometern hinzog. Die blauen Helme wurden nachlässig in den Nacken geschoben, karminrote Kampfanzüge leuchteten in der Morgensonne blutrot auf. Die frische Brise hatte einen Hauch von Frühling in sich. Niemand konnte sich vorstellen, daß Fleur du Sud genügend stark befestigt sein würde, um sich lange halten zu können.
    Aber als die Siebenundneunzigste die Hochebene erreichte, sah sie sich den aufmarschierten Verteidigern gegenüber. Das feindliche Heer war jedoch ein bunt zusammengewürfelter Haufen, und selbst aus dieser Entfernung war nicht zu verkennen, daß es in der Hauptsache aus alten Männern, Frauen und Halbwüchsigen bestand. Am gleichen Morgen waren vier andere Divisionen des XVI. Armeekorps weit entfernt im Norden abgesetzt worden und hatten so die zur Verteidigung von Fleur du Sud bestimmten Truppen von der Stadt abgezogen. Die Schlacht schien bereits geschlagen, der Sieg bereits gewonnen.
    Die Siebenundneunzigste hielt an und machte sich zum Angriff bereit. Dann teilten sich plötzlich die Reihen der Verteidiger, eine Gestalt auf einem herrlichen schwarzen Hengst erschien und ritt über die Ebene. Die Gestalt war ein Mädchen – ein Mädchen in schimmernder Rüstung, die einen glänzenden Bogen in der rechten und einen glänzenden Pfeil in der linken Hand trug. Ihre langen braunen Haare fielen weit über ihren Rücken und wehten im Morgenwind. Aus der Entfernung wirkte ihr weißes Gesicht wie eine Blume.
    Die Siebenundneunzigste zögerte unentschlossen. Sie bestand aus Veteranen, die bereits neun Planeten erobert hatten, aber trotzdem lief ein ängstliches Flüstern durch die dichtgedrängten Reihen.
    Zweihundert Meter von dem feindlichen Heer entfernt blieb der Hengst unbeweglich stehen. Das Mädchen legte den glänzenden Pfeil auf den glänzenden Bogen und zog die Sehne zurück. Jeder hörte die Sehne schwirren, dann zischte der Pfeil gen Himmel. Höher, immer höher flog er in das ungetrübte Blau, bis er schließlich einen Punkt weit oberhalb der Siebenundneunzigsten erreicht hatte. Aber er fiel nicht wieder auf die Erde zurück. Statt dessen verwandelte er sich in einen gleißend hellen Blitzstrahl. Donner grollte, dann nahm der Himmel über dem Abhang eine tiefschwarze Farbe an. Es begann zu regnen.
    Der Rest des Himmels blieb heiter und wolkenlos blau. Das Sonnenlicht warf einen goldenen Schimmer über das Plateau. Der Regen verstärkte sich, bis endlich eine Sturzflut niederzugehen schien. Die Offiziere der Siebenundneunzigsten brüllten Angriffsbefehle, aber ihre Männer steckten bereits bis zu den Knöcheln im Schlamm. Dann gab der Boden unter ihren Füßen nach, als der ganze Abhang zu rutschen begann.
    Die Siebenundneunzigste versuchte verzweifelt zu entkommen, aber aus diesem schlammigen Strom gab es kein Entrinnen. Die Männer konnten sich nur mühsam über Wasser halten, als sie rasend schnell in die Fluten des Flusses geschwemmt wurden, den sie bereits kannten – Le Fleuve d'Abondance . Offiziere, Unteroffiziere, Mannschaften – sie alle erlitten das gleiche unwürdige Schicksal; aber zum Glück war Le Fleuve d'Abondance selbst zu dieser Jahreszeit kein reißender Fluß, so daß sie ohne Ausnahme das gegenüberliegende Ufer erreichten.
    Dort sammelten sie sich wie ein Haufen nasser Katzen, leerten ihre Stiefel aus und fluchten über die durchnäßten Zigaretten. Der Divisionskommandeur funkte eine Beschreibung des Debakels – und seiner Urheberin – an die hoch über ihnen kreisende Ambassadress . Dann zog er sich mit seinen Männern auf eine nahegelegene Anhöhe zurück, ließ sie ausschwärmen und rauchte eine feuchte Zigarette, während er auf O'Riordans Befehle wartete.
     
    O'Riordan hatte in der Schule im Geschichtsunterricht nicht geschlafen, deshalb fiel ihm die Analogie sofort auf. Diese Tatsache in Verbindung mit der unter Umständen drohenden meteorologischen Kriegführung von gegnerischer Seite beunruhigte ihn. Er wußte, was eine moderne Jungfrau von Orleans für die verhältnismäßig primitiven Bewohner von Ciel Bleu bedeuten konnte, und ahnte, daß sie selbst ohne diese Wunderwaffe einen Widerstand organisieren konnte, der mit Gewalt gebrochen werden mußte – und dabei wurde unweigerlich ein Teil dessen zerstört, was er selbst bereits als sein rechtmäßiges Eigentum betrachtete. Deshalb befahl er, daß nicht nur die siebenundneunzigste Division, sondern das gesamte XVI. Armeekorps

Weitere Kostenlose Bücher